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Düngerversorgung Ukraine

Düngermangel in der Ukraine – schlimme Missernte befürchtet

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am Samstag, 18.02.2023 - 06:00 (6 Kommentare)

Die neue Ernte in der Ukraine ist bedroht. Nicht nur, dass viele Flächen nicht bestellt werden können. Es herrscht auch ein akuter Mangel an Dünger – sowie an anderen wichtigen Betriebsmitteln. Die nächste Ernte könnte katastrophal ausfallen.

Weizenfläche der Ukraine.

Ukrainische Landwirte sind mit einem akuten Mangel an Düngemitteln für die Frühjahrsaussaat 2023 konfrontiert. Das könnte die neue Ernte 2023 weiter stark reduzieren, nachdem bereits die Anbauflächen kriegsbedingt deutlich geschrumpft sind. Die Folgen der Düngemittelknappheit, die kritische Situation auf dem Markt und Wege zur Lösung dieses durch den Krieg verursachten Problems, wurden vom Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine von Fachverbänden und Analysten unter dem Vorsitz des Ersten Stellvertretenden Ministers Taras Vysotskyi diskutiert.

Der Minister sagte, dass das Thema Düngemittelknappheit heute eines der relevantesten für den Agrarsektor und die ukrainischen Landwirte sei. Die meisten ukrainischen Düngemittelfabriken haben aufgrund des Krieges ihre Produktion unterbrochen, und die Produktion in den zwei verbleibenden Werken ist von 5,2 Millionen Tonnen im Jahr 2021 auf 1,1 Millionen Tonnen im Jahr 2022 geschrumpft. Ein Teil des Bedarfs werde durch Importe gedeckt, die von 1,4 Millionen Tonnen im Vorjahr auf 4,3 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr gestiegen sind, fügte Vysotskiy hinzu.

Der Rückgang der Düngemittelzukäufe durch die Landwirte beläuft sich auf rund 1,2 Millionen Tonnen. „Wenn ein Landwirt um 30 % oder mehr weniger Dünger ausbringt, kann der Ertragsverlust doppelt so hoch sein“, sagte Vysotskiy. Das Landwirtschaftsministerium hat noch keine Prognose für die Getreideernte 2023 veröffentlicht, während das Wirtschaftsministerium die Ernte auf 49,5 Millionen Tonnen schätzte, verglichen mit rund 51 Millionen Tonnen im Jahr 2022, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Ukrainische Erzeugerverbände sehen die Produktion mit 35 bis 40 Millionen Tonnen im Jahr 2023 sogar noch erheblich kleiner, darunter 12 bis 15 Millionen Tonnen Weizen und 15 bis 17 Millionen Tonnen Mais.

30 % weniger Dünger – bedeutet die Hälfte des Ertrags

ukraine maisfläche.

Die Ukraine ist einer der führenden Exporteure von Getreide und Ölsaaten und die Weltmarktpreise und die globale Versorgung hängen mit von ihren Produktionsmengen ab. Dementsprechend ist die Versorgung mit Mineraldünger ein Top-Thema für das Ministerium für Agrarpolitik. Minister Mykola Solsky hatte deshalb auch die internationalen Partner der Ukraine dazu aufgerufen, den ukrainischen Landwirten bei der Frühjahrsaussaat zu helfen. „Für uns ist es wichtig, solche Treffen und Konsultationen mit der Öffentlichkeit, einschließlich spezialisierter Organisationen und Analysten, abzuhalten. Dies ermöglicht uns, die richtigen und effektivsten Entscheidungen zu treffen, die unter Berücksichtigung der Wünsche der Hersteller getroffen werden“, sagt Taras Vysotsky.

Dmytro Hordeychuk, Leiter des analytischen Projekts „Infoindustry“, sagt, dass vor dem Krieg drei Dünger-Fabriken in der Ukraine dauerhaft arbeiteten. Das Volumen der inländischen Produktion überstieg die Importe. Das hat sich nun komplett geändert. Er fügte hinzu, dass die ukrainischen Landwirte bis Juli 2022 noch Düngemittel zu Vorkriegspreisen kaufen konnten und es nicht so teuer war wie in der EU. Nach Juli sind die Preise jedoch schnell und stark gestiegen, was für die ukrainischen Landwirte eine sehr kritische Situation darstellte.

„Vieles hängt von den klimatischen Bedingungen ab, da Düngemittel als komplexe Nährstoffe wirken und der Hauptfaktor die Wetterbedingungen sind. Wenn der Landwirt jedoch 30 Prozent oder mehr weniger Dünger ausbringt, kann die Ernte doppelt so stark zurückgehen. Daher ist die Unterstützung internationaler Partner in dieser Angelegenheit sehr wichtig für uns“, sagte Taras Vysotsky.

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