
Die Preisexplosion bei Gas und Stickstoffdünger hat Folgen. Immer mehr Hersteller fahren die Produktion runter. Und immer mehr Händler lagern keine Ware mehr ein. Denn Preise und Kosten steigen und steigen. Die Folge: Immer mehr Landwirte können keinen Dünger kaufen, denn es ist einfach keine Ware mehr in den Lägern.
Und es kommt im Moment auch nichts nach. Denn kein Händler will derart hohe Preiserisiken eingehen. Nun hat sich die Lage nochmals verschärft. Denn: Der größte deutsche Ammoniak-Produzent, die SWK Piesteritz will die Produktion wegen der seit Wochen stark gestiegener Gaspreise um 20 Prozent drosseln, teilte das Unternehmen jetzt mit. „Das mittlerweile erreichte Niveau ermöglicht keine ökonomisch sinnvolle Produktion mehr, so dass wir uns zu diesem Schritt gezwungen sehen“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung Petr Cingr.
Dabei ist schon jetzt kaum noch Ware am Markt - egal welchen Preis man zu zahlen bereit ist. Auf allen wichtigen Handelsplätzen und Spotmärkten steigen die Preise auf immer neue Höchststände. Gestern kletterten die Kurse für Harnstoff am Terminmarkt in den USA und an anderen wichtigen internationalen Handelsplätzen ebenfalls auf neue Rekordwerte.
An den für die Ausfuhr nach Europa wichtigen Exporthäfen in Ägypten wurden für den November für Harnstoff Preise von 810 USD je Tonne (!!) verlangt. Für die meisten Termine sind die Preise innerhalb weniger Tage um 80 bis 150 USD je Tonne gestiegen. So etwas hat es zuvor noch nie gegeben.
Und für die folgenden Monate sind die Harnstoffpreise an den Börsen sogar noch etwas höher – also (bisher) keinerlei Zeichen für eine Entwarnung.
Preisexplosion ist einfach nicht zu bremsen – plus 150 Euro

Die Preisexplosion an den internationalen Handelsplätzen spiegelt sich auch in den europäischen Düngerpreisen. Diese sind bei den wichtigsten Stickstoffdüngern im Wochenvergleich nochmals zwischen 75 und 150 Euro (!!) gestiegen. Damit kosten die an den wichtigsten deutschen Importhäfen notierten Düngemittel so viel wie noch zuvor.
Ende der ersten Oktoberwoche lagen die nominellen Preise für den wichtigsten Stickstoffdünger der deutschen Landwirte, nämlich Kalkammonsalpeter (KAS), bei etwa 475 Euro je Tonne. Damit kostet KAS die Landwirte rund 80 Euro mehr als vor einer Woche - wenn man denn überhaupt Ware bekommt.
Der Flüssigdünger Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL) wurde ebenfalls mit 475 Euro notiert. Bei AHL sind das sogar 150 Euro mehr als vor einer Woche. Für Harnstoff werden an den Importhäfen von den Abnehmern 750 Euro je Tonne verlangt. Ebenfalls ein Aufschlag von 150 Euro zur Vorwoche.
Auch für die übrigen wichtigen Mineraldünger steigen die Preise in schwindelerregende Höhen. So kostet Diammoniumphosphat (DAP) diese Woche knapp 660 Euro je Tonne (30 Euro mehr als in der Vorwoche) und für Kornkali muss man knapp 340 Euro je Tonne auf den Tisch blättern. Ein Aufschlag von 25 Euro zu den Vorwochenpreisen.
„Wir fordern unverzügliches Handeln der Politik. Ohne staatliche Maßnahmen droht in Kürze ein Produktionsstopp. Die Konsequenzen werden sich auf weiterverarbeitende Industrien, die Logistik und die deutsche Landwirtschaft auswirken“, betonte der SWK-Geschäftsführer Petr Cingr.
Zuvor hatten bereits andere für den deutschen Markt wichtige Düngerhersteller ihre Ammoniakproduktion gedrosselt, darunter BASF und der norwegische Düngemittelhersteller Yara.
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