
Die Kosten für Dünger, Futter und Treibstoff wurden durch die russische Invasion weiter in die Höhe getrieben. Landwirte in ganz Europa spüren die gewaltige Kostenexplosion, die auch die Ernährungssicherheit gefährdet. „Es ist wahrscheinlich, dass die Gaspreise der Haupttreiber der hohen Düngemittelkosten bleiben werden“, sagte Minette Batters, Präsidentin der National Farmers Union (NFU) im Vereinigten Königreich gegenüber Euronews. „Schon vor dem Krieg in der Ukraine stiegen die Düngerpreise aufgrund der hohen Gaspreise rapide an.
Mittlerweile kostet Stickstoffdünger mehr als dreimal so viel wie letztes Jahr um diese Zeit.“ Die außergewöhnlich hohen Gas- und Ölpreise in Europa haben „enorme Auswirkungen“ auf die Düngemittelkosten, da Gas für die Düngemittelproduktion enorm wichtig ist, sagte auch Rupert Claxton, Direktor bei Gira, einem Beratungsunternehmen mit Sitz in der Schweiz, gegenüber dem Branchendienst DNT. „Wir sehen enorme Preissteigerungen im gesamten System, sagte er weiter: Also bei Düngemitteln, Futter und beim Transport. Und in der laufenden Anbausaison werden die Düngerpreise weiter sehr hoch sein, sagt der Analyst.
Er erwartet zudem, dass die Landwirte 2022 weniger Dünger kaufen werden, weil „sie nicht überzeugt sind, dass die hohen Getreidepreise halten werden“. Manche Landwirte in Europa haben die Ausbringungsmengen von Dünger bereits reduziert und damit an den Mangel und die hohen Preise angepasst. „Das bedeutet auch, dass wir niedrigere Erträge sehen werden, also wird es weniger Getreide geben, wenn wir aus dieser Vegetationsperiode herauskommen, und wohl auch hohe Getreidepreise bis ins Jahr 2023 hinein“, vermutet der Analyst.
Düngermangel: Schwere Ernährungskrise zu befürchten

Der Krieg in der Ukraine wird einen Schock für das weltweite Angebot und die Kosten von Lebensmitteln auslösen, sagte auch der Chef eines der größten Düngemittelunternehmen der Welt gegenüber der englischen BBC. Yara International, das in mehr als 60 Ländern tätig ist, kaufte bisher große Mengen an wichtigen Nährstoffen aus Russland. Die Preise für Düngemittel waren aufgrund der steigenden Gaspreise bereits vor dem Krieg sehr hoch, betont auch der Yara Chef, Svein Tore Holsether.
„Die Dinge ändern sich aber stündlich“, sagte er der BBC. „Es kommt durch den Krieg zu zusätzlichen Unterbrechungen der Lieferketten, und wir befinden uns in einer der wichtigsten Anbauphasen der Saison für die nördliche Hemisphäre. Es muss viel Dünger bewegt werden und das wird sehr wahrscheinlich beeinträchtigt werden." Weiter sagt Holsether: „Die Hälfte der Weltbevölkerung ernährt sich mit Hilfe von Düngemitteln. Wenn dieser Dünger nicht aufs Feld gelangten, wird der Ertrag um bis zu 50 % sinken“.
„Derzeit geht es gar nicht mehr darum, ob wir uns in eine globale Ernährungskrise hineinbewegen – es geht darum, wie groß die Krise sein wird.“ Der Yara-Chef wies außerdem darauf hin, dass etwa ein Viertel der wichtigsten Nährstoffe, die in der europäischen Agrarproduktion verwendet werden, aus Russland stammen. „Gleichzeitig tun wir alles, was wir im Moment tun können, um auch zusätzliche Quellen zu finden. Aber mit so kurzen Fristen ist das kaum möglich“, sagte er.
Düngerpreise in den USA auf Höchststand – in Deutschland ebenfalls

In den USA haben die Preise von einigen Mineraldüngern in der vierten Märzwoche neue Rekordstände erreicht, berichte der Branchendienst DTN auf der Basis einer Befragung von Düngerhändlern. Das letzte Mal, dass zwei Düngemittel im Monatsvergleich zweistellig gestiegen sind, war die erste Dezemberwoche 2021, heißt es dort. Aktuell sind die Preise für den Phosphordünger DAP und für Harnstoff besonders stark nach oben gegangen.
DAP war im Vergleich zum Vormonat (Februar) um 16 % teurer und hat einen Durchschnittspreis von 1.014 USD pro Tonne. Damit erreichen die DAP-Preise in den USA das höchsten Niveau in der Geschichte. Der vorherige Höchststand für den Phosphordünger lag bei 984 USD je Tonne und wurde in der ersten Novemberwoche 2008 erreicht.
Harnstoff war im Vergleich zum Vormonat mit einem Durchschnittspreis von 976 USD je Tonne um 10 % höher. Dieser Preis markiert ebenfalls ein Allzeithoch.
In Deutschland haben die Düngerpreise am Spotmarkt für Kalkammonsalpter (KAS) zum Monatswechsel indessen leicht nachgegeben – auf 918 Euro je Tonne. Dagegen verharrt Harnstoff auf einem extrem hohen Niveau bei 1.285 Euro und die Preise für den Phosphordünger DAP sind wie in USA gestiegen - auf knapp 1000 Euro je Tonne.
Auch Kalidünger hat sich in Deutschland weiter verteuert, auf zuletzt knapp 490 Euro je Tonne.
Erzeugerpreise für Düngemittel in Deutschland - aktuell auf agrarheute

Aktuelle Düngemittelpreise: Preise für Mineraldünger, Stickstoffdünger, Kalidünger, Phosphordünger und NPK-Dünger. Regionale Düngerpreise nach Bundesländern. Zu finden unter: https://markt.agrarheute.com/duengemittel/
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