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Düngermarkt und Düngerpreise 2021

Düngerpreise explodieren: Was sollen die Bauern tun?

düngerpreise
am Mittwoch, 14.07.2021 - 12:33 (Jetzt kommentieren)

An solche hohen Düngerpreise können sich selbst erfahrene Ackerbauern nicht erinnern. Anfang Juli stiegen die Spotmarktpreise für die wichtigsten Stickstoffdünger und für Phosphor auf neue Rekordwerte.

phosphordünger

Die Wahl für Landwirte lautet: Soll man einfach abwarten, bis die Preise wieder fallen – und dann kaufen? Oder steigen die Düngerpreise noch weiter und sollte man zumindest Teilmengen absichern? Eine einfache Antwort auf diese Fragen gibt es wie so oft nicht.

Klar ist jedoch: Irgendwann werden die Preise wieder fallen. Das ist während der letzten Hochpreisphase nach der Finanzkrise geschehen und auch bei anderen derartigen Preisexplosionen. Doch die Frage lautet, wann passiert das? Und da ist es, wie mit anderen Prognosen: Sie sind ausgeprochen unsicher. Erst im Nachhinein weiß man genau, welche die richtige Entscheidung war und welche die falsche.

Wichtig für eine gute Einkaufsstrategie ist eines, nämlich die Ursachen für diese außergewöhnliche Preisexplosion zu kennen. Dann kann man auch eine ungefähre Vorstellung von der weiteren Entwicklung bekommen – auch wenn eine genaue zeitliche Abgrenzung nicht möglich ist. Grob gesagt gibt es drei Gründe für die Preisexplosion, die alle auf das Gleiche hinauslaufen: Extreme Knappheit und explodierende Kosten für die Produktion und für den Transport.  

Energiepreise, Lieferketten, Nachfrageboom

Stickstoffdünger

Ausgelöst wurde diese Entwicklung durch drei wichtige Faktoren: (1) Durch die mit der Erholung der globalen Wirtschaft stark steigenden Energiepreise (Erdöl und Erdgas). Diese haben die Kosten der Produktion  erheblich verteuert. So sind die Rohölpreise seit Jahresbeginn um 50 Prozent gestiegen. Die europäischen Erdgaspreise haben sich verdoppelt.  

Punkt (2) sind die unterbrochenen Lieferketten in Verbindung mit Exportrestriktionen oder höheren Ausfuhrzöllen - wie etwa in China. Dieses Problem sorgt sowohl für Knappheit an den Märkten als auch für explodierende Transportkosten und damit für höhere Endverbraucherpreise. So dürfte der riesige coronabedingte Schiffestau in den südchinesischen Häfen den Export von Harnstoff und Phosphordünger sehr negativ beeinflussen.

Faktor Nummer (3) für die Preisentwicklung bei Mineraldünger sind die hohen Preise bei Getreide und Ölsaaten. Sie haben die Nachfrage aus der Landwirtschaft in vielen Ländern, wie etwa in den USA, in Brasilien, Russland oder China kräftig angekurbelt. Und das hat die Düngerpreise nach oben getrieben. Gleichzeitig verringerte der höhere Verbrauch auf den Inlandsmärkten das ohnehin knappe Exportvolumen.

Also hat das Zusammentreffen sehr unterschiedlicher Faktoren die Düngerpreise so weit nach oben getrieben. Analysten halten den Fortbestand der Verwerfungen an den Märkten für einen Zeitraum von bis zu von 12 Monaten durchaus für realistisch. Erst dann dürften die Transportketten wieder funktionieren und die Preise fallen. Denn Fakt ist auch: Die hohen Preise steigern über kurz oder lang das Angebot oder wie Analysten sagen: Die beste Medizin gegen hohe Preise sind hohe Preise!

Stickstoff zwei Drittel teurer – Phosphorpreise verdoppelt

Harnstoffpreis

Doch zurück zu den Preisen in Deutschland. Für alle Stickstoffdünger und für Phosphor sind die Preise im Juli auf neue Rekordmarken gestiegen. So kostet der für die deutschen Bauern wichtigste Stickstoffdünger Kalkammonsalpeter (KAS) an den deutschen Importhäfen diese Woche knapp 280 Euro je Tonne. Das sind gut 30 Euro mehr als Anfang Juni und über 100 Euro mehr als im vorigen Jahr zur gleichen Zeit. Das ist eine Verteuerung von über 60 Prozent. Zur letzten Preisspitze im Januar 2019 mussten die Bauern „nur“ 230 Euro je Tonne ausgeben.

Die Preisforderungen für geprillten Harnstoff liegen an deutschen Importhäfen diese Woche bei 435 Euro je Tonne. Das sind 45 Euro mehr als im Juni und satte 180 Euro mehr als im vorigen Jahr – ein Preisaufschlag von mehr als 70 Prozent.

Der Flüssigdünger Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL) wird diese Woche für 264 Euro je Tonne verkauft. Das sind 26 Euro mehr als im Juni und 113 Euro je Tonne mehr als vor einem Jahr. Das ist ein Preisaufschlag von 75 Prozent.

Am stärksten verteuert hat sich allerdings Phosphordünger. Diammoniumphosphat (DAP) kostet an den Importhäfen derzeit 608 Euro je Tonne. Das sind im Vergleich zum Juni nochmals knapp 90 Euro mehr und ist gegenüber dem Vorjahr fast eine Verdopplung der Preise.

Am geringsten war der Preisanstieg bei Kalidünger. Kornkali kostet die Einkäufer an den deutschen Importhäfen derzeit 242 Euro je Tonne – 4 Euro mehr als im Juni und rund 10 Euro mehr als im vorigen Jahr.  

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