
Als die Gaskosten das letzte Mal so hoch waren, haben die großen Hersteller wie Yara, BASF und SKW Piesteritz die Produktion runtergefahren und gleichzeitig die Preise erhöht. Doch diesmal ist die Situation anders. Am Weltmarkt fallen die Düngerpreise noch und drücken auch die Spotmarktpreise in Deutschland und Europa nach unten. Noch.
Der wichtigste Kostenfaktor für die Düngerproduktion (Erdgas) hat sich zuletzt jedoch dramatisch verteuert. Gleichzeitig wird Erdgas durch die Drosselung der Gaslieferung aus Russland zum knappen Gut. Sagt jedenfalls Bundeswirtschaftsminister Habeck. Der Notfallplan der Bundesregierung dürfte den Düngerproduzenten bei Gasmangel aber kaum Vorrang vor der Versorgung anderer Industrien (auch der Lebensmittelbranche) und der Versorgung der Bevölkerung mit Gas geben.
Das heißt: Sollten die Gaspreise weiter steigen oder auch nur so hoch bleiben wie jetzt, dann wird die Gaszufuhr für die chemische Industrie und die Düngerproduzenten wohl rationiert. Und dann sieht es für die Produktion der wichtigsten Stickstoffdünger in Europa sehr schlecht aus.
Die Versorgungsprobleme der Landwirte mit Mineraldünger dürften sich dann fortsetzen oder könnten sich sogar weiter verschärfen. Noch ist davon am Spotmarkt für Stickstoffdünger wenig zu spüren, obwohl sich die europäischen Gaspreise innerhalb von zwei Wochen von 68 Euro je Megawattstunde (MWh) auf 133 Euro MWh etwa verdoppelt haben.
Düngerpreise im Juni noch gefallen

Im Juni sind die Düngerpreise in Deutschland und Europa sogar weiter gefallen, denn die Nachfrage war wegen der noch immer hohen Düngerpreise sehr schwach, berichteten Händler. Und auch am Weltmarkt sind die Preise zuletzt weiter zurückgegangen. So wurde Harnstoff an den Verladehäfen am US-Golf im Juni für 495 USD je Tonne (fob) notiert und damit 400 USD bzw. 45 % günstiger als Ende März, als die Preise bei rund 900 UDD je Tonne lagen. Für die kommenden Monate zeigt die Preiskurve am US-Terminmarkt aber schon wieder nach oben - denn auch in den USA sind die Gaspreise deutlich gestiegen - so werden für dei Verladung im Juli aktuell schon wieder bei 535 USD je Tonne verlangt.
Der wichtigste Stickstoffdünger der deutschen Bauern, Kalkammonsalpeter (KAS), wird an den deutschen Importhäfen Ende Juni für rund 635 Euro je Tonne gehandelt. Das sind immerhin 60 Euro weniger als vor vier Wochen und 330 Euro weniger als man zum Preishöhepunkt Mitte März verlangt hat. In Frankreich müssen die Landwirte für den dort wichtigsten Stickstoffdünger Ammoniumnitrat (27 %) Preise von 635 Euro je Tonne zahlen. Das sind 15 Euro weniger als vor vier Wochen und 300 Euro weniger als Mitte März.
Die Preise für Harnstoff sind in Deutschland zuletzt mit den Weltmarktpreisen gefallen. Sie lagen diese Woche an den deutschen Importhäfen bei 765 Euro je Tonne. Das waren nochmals 100 Euro weniger als Ende Mai und sogar 520 Euro weniger als Mitte März. In Frankreich sind die Harnstoffpreise im Juni ebenfalls gefallen, zum Ende des Monats jedoch schon wieder leicht gestiegen – auf zuletzt 720 Euro je Tonne. Das sind aber immer noch 45 Euro weniger als deutsche Bauern zahlen müssen.
Für den wichtigsten Flüssigdünger Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL) werden an den deutschen Spotmärkten diese Woche knapp 610 Euro verlangt und damit 160 Euro weniger als Ende Mai und 280 Euro weniger als im März. In Frankreich kostet AHL aktuell 583 Euro je Tonne und damit 30 Euro weniger als in Deutschland.
Gas wird zum knappen Gut – Dünger-Produktion kaum möglich
Wirtschaftsminister Robert Habeck hat vorige Woche die zweite Stufe des Gasnotfallplans aufgerufen, der eine strengere Überwachung des Marktes und auch die Reaktivierung von Kohlekraftwerken umfasst. Die Preise sind steil angestiegen, seit Gazprom den Transport durch die wichtige Nord Stream-Pipeline gedrosselt hat.
Mittlerweile sind zwölf EU-Länder von Versorgungsmangel betroffen oder komplett abgeschnitten und die Ziele Deutschlands und der EU, zur Wiederauffüllung der Speicher vor der nächsten Heizperiode im Winter sind massiv gefährdet. Die Preise steigen aber auch, weil Händler die Erwartungen niedrigerer LNG-Importe aus den USA einpreisten, nachdem dort eine Explosion ein wichtiges Exportterminal für mindestens 3 Monate funktionsunfähig gemacht hat.
Gas ist nach Worten von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck „von nun an ein knappes Gut in Deutschland.Der Chemieriese BASF teilte mit, welche Fabriken möglichweise zuerst die Produktion drosseln müssen. Betroffen von den Problemen der Chemieindustrie wäre auch die bereits stark von der letzten Gaspreisexplosion beeinträchtigte Produktion von Stickstoffdünger, für die Erdgas der wichtigste Kostenfaktor ist.
Unternehmen wie BASF, Yara und Piesteritz hatten die Dünger-Produktion wegen der hohen Gaspreise im März massiv gedrosselt oder auch stillgelegt. BASF sagt außerdem, wenn das Angebot über einen längeren Zeitraum deutlich unter 50 % sinken würde, müsste die Produktion komplett eingestellt werden. Gazprom hatte die Gaslieferung über die Nord Stream 1-Pipeline von Russland nach Deutschland vorige Woche um 60 % gekürzt.
Preise für Düngemittel auf agrarheute
Sie finden auf agrarheute folgende aktuelle Düngemittelpreise: Preise für Stickstoffdünger, Kalidünger, Phosphordünger und NPK-Dünger. Regionale Düngerpreise nach Bundesländern. Oder sie schauen einfach unter: https://markt.agrarheute.com/duengemittel/
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