Düngerpreise fallen weiter – billig ist es trotzdem nicht


Die Düngerpreise an den deutschen Spotmärkten fallen weiter. Doch billig ist Dünger im historischen Vergleich deshalb noch lange nicht. Außerdem fallen auch die Getreidepreise deutlich. Und damit die Erlöse.

Die Düngerpreise fallen in Deutschland und am Weltmarkt weiter. Alle wichtigen Mineraldünger sind im Vergleich zu den Rekordpreisen vom vorigen Jahr deutlich billiger. Gleichzeitig sind jedoch auch die Getreidepreise sehr kräftig gefallen. Außerdem kosten die wichtigsten Stickstoffdünger im historischen Vergleich immer noch relativ viel – oder anders gesagt: Die Kosten für die Landwirte sind immer noch hoch, während die Erlöse kräftig gefallen sind.
Derzeit wird der wichtigste Stickstoffdünger der deutschen Landwirte, Kalkammonsalpeter (kurz KAS) an den deutschen Spotmärkten für knapp 300 Euro je Tonne gehandelt. Das sind nochmals 10 Euro weniger als Anfang Juni und nur noch 30 % des Preises, den die Bauern vor einem Jahr zahlen mussten. In den Jahren zuvor (2020) kostete KAS indessen nur zwischen 170 und 200 Euro je Tonne und damit nochmals erheblich weniger als jetzt.
Die Preise für Harnstoff liegen an den deutschen Spotmärkten aktuell bei 280 Euro je Tonne. Das sind die gleichen Preise wie Anfang Juni – gleichzeitig sind die Preise für Harnstoff seit den Rekordpreisen vom vorigen Jahr um fast 80 % gefallen. Im Jahr 2020 lagen die Harnstoffpreise zwischen 250 und 290 Euro je Tonne.
Der wichtigste Flüssigdünger der deutschen Bauern, Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (kurz: AHL), kostet derzeit knapp 295 Euro und damit 5 Euro weniger als Anfang Juni und 70 % weniger als zur Preisspitze im vorigen Jahr. Im Jahr 2020 mussten die Landwirte für AHL indessen nur 15n bis 180 Euro ausgeben – und damit deutlich weniger als jetzt.
Gaspreise drücken Düngerkosten - Überangebot

Hauptgrund für den Preisrückgang sind die fallenden Gaspreise und das „Überangebot“ an Mineraldünger an vielen Märkten. Auch die Frühjahrsbestellung auf den Nordhalbkugel konnte den Überhang nicht abbauen – denn nach Ende der Feldarbeiten fallen die Preise sowohl in Europa und den USA als auch am Weltmarkt weiter.
Hinzu kommt, dass sowohl China (Harnstoff) als auch Russland die großen Importeure – wie Brasilien oder Indien – mit sehr preiswerter Ware versorgen und die Preise so zusätzlich drücken. In den USA und bei anderen großen Exporteuren fielen die Exportpreise für Harnstoff Ende Mai wieder deutlich unter 300 US-Dollar pro Tonne, auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2021.
Reichliche LNG-Importe und veränderte Lieferketten erhöhten zudem die Verfügbarkeit von Erdgas in Europa und füllen die Gastanks. Derzeit sind die europäischen Gasspeicher bereits wieder zu 70,4 % gefüllt. Gleichzeitig rechnet es sich für europäische Düngerhersteller wie Yara wieder selbst Stickstoffdünger zu produzieren, denn Erdgas, der wichtigste Kostenfaktor ist so billig wie zuletzt im Juni 2021.
Zuvor hatte die Knappheit an Energierohstoffen in Europa dazu geführt, dass die Düngemittelfabriken geschlossen wurden oder weit unter ihrer Kapazität liefen, was dazu führte, dass die Dünger im Frühjahr 2022 neue Rekordwerte erreichten.
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