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Düngerkrise und Düngerpreise

Düngerpreise fallen deutlich – Käuferstreik und billigeres Gas

Mineraldünger wird billigr.
am Samstag, 14.05.2022 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Die Preise für Stickstoffdünger sind in der zweiten Aprilhälfte und Anfang Mai deutlich gefallen. Sowohl in Deutschland und Europa als auch an den internationalen Märkten. Dagegen blieben die Phosphordüngerpreise auf sehr hohem Niveau stabil und die Kalipreise sind sogar weiter gestiegen. Ein wachsendes Problem für europäische Importeure ist der schwache Euro, der die Einkäufe am Weltmarkt deutlich verteuert. Seit Februar beträgt der Wertverlust mehr als 10 % auf zeitweise unter 1,04 USD.

Kalkammonsalpeter (KAS).

Der wichtigste Stickstoffdünger der deutschen Bauern, Kalkammonsalpeter (KAS), wird an den deutschen Importhäfen derzeit für 695 Euro je Tonne gehandelt. Das sind rund 270 Euro bzw. knapp 30 Prozent weniger als man zum Preishöhepunkt Mitte März verlangt hat. Aus Frankreich werden für den wichtigsten Stickstoffdünger Ammoniumnitrat 27 % derzeit Preise von 650 Euro je Tonne gemeldet. Das sind – wegen des schwachen Euros – schon wieder 20 Euro mehr als Anfang des Monats.

Die Preise für Harnstoff haben in Deutschland ebenfalls nachgegeben und lagen an den Importhäfen zuletzt bei 1.025 Euro je Tonne und damit 270 Euro unter der Preisspitze von Mitte März. Für den Flüssigdünger Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL) werden an den deutschen Spotmärkten derzeit knapp 770 Euro notiert und damit 120 Euro weniger als zu letzten Preisspitze.

Dagegen werden für den wichtigsten Phosphordünger Diammoniumphosphat (DAP) unverändert knapp 1000 Euro je Tonne verlangt. Die Preise für Kornkali sind seit März sogar um rund 200 Euro auf knapp 610 Euro je Tonne gestiegen. Bei Kali steigen die internationalen Preise sowohl durch die Sanktionem gegen Russland als auch wegen des Embargos gegen Weißrussland. Denn eigentlich ist Deutschland bei Kali (mit K+S) selbst ein großer Produzent und Exporteur - doch die Preise werden offensichlich am Weltmarkt gemacht.

Ein wichtiger Grund für den Preisrückgang bei Stickstoffdünger sind die seit März deutlich gefallenen Gaspreise: Der wichtigste europäische Indikatorpreis „Natural Gas EU Dutch TTF“, verbilligte sich seit Mitte März von knapp 230 Euro je Megawatt-Stunde auf zuletzt knapp 100 Euro je MWh. Das senkte auch die Kosten für die großen Düngerhersteller deutlich, die daraufhin ihre Produktion wieder hochfuhren. Sie folgten mit ihren Preisangeboten für Dünger den Gaspreisen jedoch nur langsam.

Allerdings dürfte der extrem schwache Euro den Preisrückgang bei Stickstoffdünger spürbar abbremsen und möglicherweise auch wieder umkehren. Aus Frankreich werden aus diesem Grund diese Woche bereits wieder höhere Preise gemeldet: Bei Ammoniumnitrat lag der Aufschlag bei 20 Euro und für Harnstoff bei 15 Euro je Tonne.

Schwacher Euro und Gaskonflikt mit Russland

Diammoniumphosphat (DAP).

Ein weiterer Grund für die fallenden Düngerpreise hierzulande war nach Einschätzung von Analysten, dass die Exportpreise aufgrund des starken Rückgangs der internationen Nachfrage massiv unter Druck kamen. Am Weltmarkt und an den Terminmärkten fielen die Kurse dann aber deutlich schneller, als in Europa und an den physischen Märkten vor Ort. Die Euro-Schwäche und die Unterbrechung der russischen Gaslieferungen in mehrere osteuropäische Länder, könnte zusammen mit der Rückkehr Indiens als größter Einkäufer, die Situation jedoch wieder ändern.

Gestiegen waren die globalen Stickstoffpreise zuvor aber auch aufgrund der russischen Exportbeschränkungen, die das globale Angebot an Stickstoffdünger zusätzlich reduzierten, und wegen der hohen Erdgaspreise, die die Produktion in Europa erheblich drosselten, hat Marc Zribi, Leiter der Getreideabteilung von FranceAgriMer, gegenüber dem französischen Agrarportal terre-net gesagt. Russland ist für rund 15 % der globalen Stickstoffdüngerexporte verantwortlich, zeigen die internationalen Handelsdaten.

Für DAP (Diammonium-Phosphat) stiegen die Preise aufgrund einer Kombination von Faktoren zuletzt sogar auf neue Rekorde, sagt Zibri. Dazu gehören: Die starke Nachfrage aus Indien und den südamerikanischen Ländern (insbesondere aus Brasilien) und das Exportverbot für Phosphate aus China. Dazu kommen dann noch die Exportprobleme an den Häfen am Schwarzen Meer bzw. aus Russland. Das Land ist auch ein wichtiger Exporteuer von Kali und Phosphor.

Indien kauft wieder – Russland verlängert Restriktionen

kalipreise.

Im April kam es in Europa dann zum Hochfahren der zuvor stark gedrosselten Produktion von Ammoniumnitrat und anderen Stickstoffdüngern. Grund war der deutliche Rückgang der Gaspreise in Verbindung mit der starken Kaufzurückhaltung von Landwirten und Händlern.

Nach Einschätzung von Analysten gibt es aber noch eine weitere Erklärung für den jüngsten Preisrückgang: Der preisbedingte globale Rückgang der Nachfrage nach Stickstoffdüngemitteln, wurde durch einen temporären Nachfragerückgang noch verstärkt. So kaufen zum einen die südamerikanischen Länder aus üblichen saisonalen Gründen zuletzt weniger Dünger. Und in den Vereinigten Staaten verzögert das ungünstige Wetter die Feldarbeiten und den Zukauf von Dünger ebenfalls erheblich.

Eine Folge der massiven globalen Kaufzurückhaltung war dann, dass große Exporteure wie Ägypten und Algerien ihre hohen Export-Zölle senkten und die Exportpreise weiter fielen. Hinzu kommt, dass die lange verzögerte indische Ausschreibung am 28. April (eine weitere erfolgte am 11 Mai) den Preisrückgang nicht gebremst hat. Im Gegenteil: Dort wurde Harnstoff nach Analystenberichten für 725 USD je Tonne gehandelt und damit rund 230 USD billiger als beim letzten indischen Groß-Einkauf im Februar.

Von russischer Seite könnten die Exportquoten für Ammoniumnitrat und andere Düngemittel jedoch bis Mitte 2023 verlängert werden, glauben Marktbeobachter und nicht Ende Mai 2022 auslaufen. Das wird einen möglichen Preisrückgang deutlich begrenzen.

Aktuelle Preise für Düngemittel auf agrarheute

Auf agrarheute finden Sie folgende aktuelle Düngemittelpreise: Preise für Mineraldünger, Stickstoffdünger, Kalidünger, Phosphordünger und NPK-Dünger. Regionale Düngerpreise nach Bundesländern: https://markt.agrarheute.com/duengemittel/

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