
Weltweit kaufen Landwirte und Händler weiterhin sehr verhalten Dünger ein. Das führt zu einem weiteren Rückgang der internationalen Düngerpreise. Die wichtigste Indikatorpreise für Harnstoff am US-Terminmarkt in den USA ist diese Woche auf 507 USD pro Short-Tonne (0,907 Tonnen) gefallen. Damit haben sich die Harnstoffpreise am US-Terminmarkt seit März fast halbiert.
Und auch für andere wichtige Stickstoffdünger setzen die Preise ihre Korrektur in einem weiter sehr nachfrageschwachen Markt fort. Das gilt sowohl für Europa als auch für die USA und Asien. Ägyptische Harnstoff-Exporte nach Westeuropa wurden für Juli zu fob-Preisen von 605 USD je Tonne gemeldet, ein Rückgang von gut einem Drittel gegenüber den Märzpreisen. Doch die verkauften Mengen bleiben angesichts der schwachen Nachfrage und der hohen Lagerbestände bei den Importeuren begrenzt.
Hinzu kommt: China drückt nach Berichten von Analysten nach monatelanger Abwesenheit wieder beträchtliche Mengen Harnstoff auf die internationalen Märkte. Das sorgt für zusätzlichen Preisedruck.
Die zwischenzeitliche Erholung des Euro reduzierte zudem die Einfuhrpreise für die Importeure der Europäischen Union. Und nicht zuletzt drücken die deutlich gefallenen europäischen Gaspreise die Produktionskosten der großen Düngerhersteller und kurbeln damit die zuletzt deutlich reduzierte Produktion in der EU wieder an.
Preisunterschiede sind auch in Europa sehr groß

Auch aus Frankreich werden für Harnstoff, Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL) und erstmals auch für Diammoniumphosphat (DAP) Preiskorrekturen gemeldet. Ähnlich ist die aktuelle Entwicklung in Deutschland. Der wichtigste Stickstoffdünger der deutschen Bauern, Kalkammonsalpeter (KAS), wird an den deutschen Importhäfen Mitte Juni für rund 650 Euro je Tonne gehandelt. Das sind 100 Euro weniger als vor vier Wochen und über 300 Euro weniger als man zum Preishöhepunkt Mitte März verlangt hat.
In Frankreich müssen die Landwirte für den dort wichtigsten Stickstoffdünger Ammoniumnitrat (27 %) Preise von 630 Euro je Tonne bezahlen. Das sind 20 Euro weniger als vor vier Wochen und 300 Euro weniger als Mitte März. Die Preise für Harnstoff haben in Deutschland zuletzt mit dem zuletzt erneut etwas schwächeren Euro leicht angezogen. Sie lagen diese Woche an den deutschen Importhäfen bei 890 Euro je Tonne. Das waren 20 Euro mehr als Anfang Juni, jedoch 150 Euro weniger als vor vier Wochen und sogar 400 Euro weniger als Mitte März.
In Frankreich sind die Harnstoffpreise im Juni hingegen weiter gefallen – auf zuletzt 745 Euro je Tonne. Das waren 75 Euro weniger als vor vier Wochen und 315 Euro weniger als im März. Für den Flüssigdünger Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL) werden an den deutschen Spotmärkten diese Woche gut 630 Euro notiert und damit 135 Euro weniger als Mitte Mai und 260 Euro weniger als im März. In Frankreich kostet AHL aktuell 613 Euro je Tonne und damit knapp 20 Euro weniger als in der zum Monatsanfang.
Mit dem Einkauf lieber noch warten?
Josh Linville, Düngerspezialist des US-Analystenhaus StoneX berichtete auf dem US-Onlineportal Agweb, dass die Harnstoffpreise am wichtigsten Spotmarkt in New Orleans nur noch bei 470 USD pro Tonne liegen. „Wir sind damit halb so teuer wie Ende März“, sagt er. „Alles tendiert weiter nach unten. Aus dieser Perspektive denken viele Landwirte, warum soll dies keine Zeit zum Kaufen sein?
Was man jedoch im Auge behalten muss, sagt Linville, ist, dass die Preise sich immer noch auf einem historisch hohen Niveau befinden. „Die Preise sehen zwar im Vergleich zu den letzten Monaten „fantastisch“ aus, aber wir haben in der jüngeren Geschichte nur zwei- oder dreimal Düngerpreise auf solch hohem Niveau gesehen“, sagt der Analyst. „Wenn man sich dann das Verhältnis von Mais- und Harnstoffpreisen oder Mais und AHL anschaut, ist dieses Verhältnis im Vergleich zu den letzten Jahren immer noch sehr hoch.“
Linville rät deshalb weiterhin zu Zurückhaltung. Er begründet das unter anderem damit, dass Russlands Düngemittelexporte wieder zulegen und damit das globale Düngemittelangebot wieder verbessern. Auch aus China flossen zuletzt wieder deutlich mehr Düngemittelprodukte auf den Weltmarkt. Außerdem wird Europa wohl seine eigene Erdgasproduktion erhöhen, was die Produktionskosten (neben den bereits gefallenen Erdgaspreisen) ebenfalls senken dürfte. „
Wir haben noch eine Menge Dinge vor uns, die die Düngemittelpreise korrigieren werden und für Landwirte besser machen können“, sagt Linville.
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