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Düngermarkt und Düngerpreise

Düngerpreise fallen schon wieder – Düngermarkt am Kipppunkt

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am Freitag, 05.05.2023 - 12:29 (1 Kommentar)

Das kurze Zwischenhoch der Düngerpreise ist vorüber. Sowohl in den USA als auch an anderen wichtigen Handelsplätzen geben die Preise wieder nach. Gründe sind der scharfe Preisrückgang bei Gas, billiger Dünger aus Russland, volle Läger bei den Importeuren und die fallenden Getreidepreise.

Harnstoffpreise global.

Zwischenzeitlich hatte die Frühjahrsbestellung in den USA und in Europa die globalen Harnstoffpreise etwas angehoben und sie werden kurzfristig (Mai) noch stabil bis fest erwartet, sagen die Analysten von CRU. Doch die Terminmärkte und großen Handelsplätze zeigen für die kommenden Monate bereits wieder einen regelrechten Preiseinbruch. So kostet Harnstoff am US-Golf für die Auslieferung im Mai aktuell noch 360 USD je Tonne. Das sind bereits wieder 15 USD weniger als noch vor wenigen Tagen.

Für die Auslieferung im Juni sind die Preise indessen schon wieder auf 305 USD gefallen. Erst im Herbst steigen die Preise dann wieder moderat auf 325 USD je Tonne. Also weit und breit kein deutlicher Preisanstieg für Stockstoffdünger in Sicht. Dazu trägt auch bei, dass der Kontraktpreis für die Ammoniakverkäufe von Yara nach Tampa (Florida) für den Mai um weitere 55 USD/t gesenkt wurde. Damit würden die Ammoniak-Preise für die Mai-Lieferung nach Tampa etwa bei 380 US-Dollar (CFR) liegen.

In den USA ist die Maisaussaat für diese Jahreszeit dem Normalwert weit voraus, was den starken Verbrauch von Harnstoff erklärt. Stark fallende Getreidepreise für die neue Ernte kühlen die Düngemittelnachfrage der US-Farmer jedoch spürbar ab, sagen Analysten.

Die Nachfrage nach Stickstoffdüngern und Ammoniumnitrat hat in Europa zuletzt etwas zugenommen, berichten Düngerhändler, weil Frühjahrsanwendungen und Feldarbeiten (trotz Nässe und Kälte) jetzt in vollem Gange sind. Die Preise für Kalkammonsalpeter (KAS) bewegen sich diese Woche an den deutschen Importhäfen bei knapp 310 Euro je Tonne und damit auf einem ähnlichen Niveau wie in der Vorwoche, jedoch etwa 40 Euro niedriger als Anfang April.

Die Preise für den Flüssigdünger Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL) sind hingegen um knapp 15 Euro zurückgegangen und liegen diese Woche ebenfalls etwa bei 310 Euro je Tonne. Nochmals leicht gestiegen sind hierzulande die Harnstoffpreise. Hier müssen Einkäufer aktuell 480 Euro je Tonne ausgeben. Das sind 10 Euro mehr als vorige Woche. Doch das dürfte aber nicht lange so bleiben.

Fallende Gaspreise, billiger russischer Dünger, China und Indien

KAS-Preise.

Doch es sieht nicht so aus, als wenn sich der kurzzeitig nach oben gerichtete Preistrend bei Harnstoff fortsetzt. Dagegen sprechen neben den wieder fallenden Harnstoffpreisen in den USA auch andere Marktentwicklungen. Eine Reihe von Düngemittelherstellern befürchten indessen, dass der Absturz der Mais- und Weizenpreise die Nachfrage der Landwirtschaft spürbar beeinträchtigen spürbar wird.

Gleichzeitig fallen die Erdgaspreis in Europa zum Ende der Heizsaison weiter deutlich. Diese Woche kostet Erdgas am wichtigsten europäischen Handelsplatz TTF nur noch 35,9 Euro je MWh bzw. 3,6 Cent je kWh. Das sind die niedrigsten Gaspreise seit Juli 20121. Damit sind die Gaspreise an einem Punkt angelangt, an dem die großen europäischen Hersteller wieder über die Wiederaufnahme der Produktion (anstelle des Imports) nachdenken, weil dies rentabel sein dürfte.

Preisdruck kommt aber auch von anderer Seite. So berichten Analysten und Händler Einstimmung, dass die russischen Preise für Ammonium-Nitrat (AN) weiter unter Druck stehen, da die Stickstoffimporte Brasiliens, dem derzeitigen Hauptabnehmer Russlands, niedrig sind und die Bestände an den Exporthäfen hoch. Händler berichten, dass russische FOB-Preise für AN zuletzt deutlich unter 200 USD/t lagen.

Die Harnstoffpreise auf den asiatischen Märkten waren diese Woche ebenfalls rückläufig, was auf die erhöhte Verfügbarkeit chinesischer Produkte zurückzuführen ist, da die Chinesen ihre Exporte wieder steigern, berichten Händler. Dünger-Hersteller, die darauf hofften, dass Indien die globalen Harnstoffpreise unterstützt, wurden diese Woche enttäuscht, als die indischen Behörden angaben, dass die nächste Ausschreibung mindestens einen Monat entfernt ist, da das Land über ausreichende Lagerbestände im Vergleich zum erwarteten Verbrauch verfügt.

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