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Düngermarkt und Düngerpreise

Düngerpreise fallen überraschend – ist der Hype wieder vorbei?

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am Dienstag, 15.08.2023 - 12:19 (Jetzt kommentieren)

Die Preise für Harnstoff geben überraschend nach. Auslöser war der Import-Tender Indiens. Für die kommenden Monate zeigt die Preisekurve bei Harnstoff weiter nach unten. Für KAS und AHL sind die Preise noch stabil. Auch von Knappheit war auf der indischen Ausschreibung nichts zu erkennen. Der Tender war deutlich überzeichnet.

Harnstoffpreise.

Die Preisrallye bei Harnstoff erlitt letzte Woche einen empfindlichen Dämpfer. Grund war, dass die niedrigsten Angebote der Ausschreibung des staatlichen indischen Einkäufers IPL unter 400 USD/t CFR lagen. Niedriger als der Markt erwartet hatte. 

Gleichzeitig waren die angebotenen Mengen deutlich größer als zuvor erwartet. Auch der scharfe Anstieg der europäischen TTF-Gaspreise konnte den Preisrückgang nicht aufhalten und die europäischen Einkäufe nicht ankurbeln, sagen die Analysten von CRU. 

In der Folge fielen die Harnstoffpreise auch auf anderen wichtigen Märkten deutlich. So gaben die Preise an den Importhäfen in Brasilien um 30 USD/t nach und vom US-Binnmarkt berichten Händler über Preisrückgänge um bis zu 45 USD/t. Da an beiden Märkten die saisonal übliche Nachfrageflaute näher rückt, ist niemand daran interessiert, auf hochpreisigen Positionen festzusitzen, begründen Analysten den Preisrutsch.

Auch an den deutschen Importhäfen gaben die Harnstoffpreise nach. Nach einem steilen Anstieg auf bis zu 525 Euro je Tonne, ging es vorige Woche wieder auf knapp 510 Euro zurück. Dagegen notierten die KAS-Preise unverändert bis leicht fester bei gut 360 Euro je Tonne und der Flüssigdünger AHL wurde mit leicht fester mit gut 310 Euro je Tonne gehandelt. 

Indische Ausschreibung macht Dünger billiger

kas-preise.

Die indische Ausschreibung für Harnstoff hatte den Markt mit niedrigeren Preisen als erwartet überrascht. Am Ende war der Preis gut 20 USD/t niedriger als erwartet und pendelte sich knapp unter 400 USD/t CFR ein. Für viele Händler und Analysten war das eine Überraschung angesichts der anhaltenden Diskussion über die knappen Lagerbestände der Hersteller. 

Angeboten wurden offenbar rund 3,4 Millionen Tonnen Harnstoff, berichten Händler. Indien will jedoch nur etwa 1 Million Tonnen kaufen, sodass die Ausschreibung deutlich überzeichnet war. Diese Konstellation stützt jedenfalls nicht die These eines knappen Angebots. Auch der starke Anstieg der europäischen Gaspreise um 35 % auf zeitweise mehr als 42 Euro je MWh löste keine verstärkte Nachfrage europäischer Käufer und Düngerhändler aus. 

Offenbar besteht derzeit auch von Händler- und Herstellerseite kein europäisches Kaufinteresse, sagen Analysten, was darauf hindeutet, dass zu diesem späten Zeitpunkt der Saison kein wirklicher Produktmangel besteht und die Käufer möglicherweise nicht von einem weiteren Anstieg der Harnstoffpreise ausgehen. Ägypten, einer der wichtigsten Lieferanten für Europa, meldete vorige Woche keine Verkäufe.

Exportpreise fallen weiter zurück

Der deutliche Anstieg der Preise für Stickstoffdünger in den letzten Wochen hat jedoch auch die Nachfrage stark gedämpft, berichten europäische Händler. Der erneute Rückgang der europäischen Nachfrage auf diesem Preisniveau könnte darauf hindeuten, dass die Preise Mitte August ihren Höhepunkt erreicht hatten und nun auf die veränderte Lage mit Schwäche reagieren. 

Schaut man auf den Terminmarkt, dann zeigen die Harnstoffpreise ab September jedenfalls wieder nach unten. Für die Verschiffung am US-Golf kostet Harnstoff im August 382 USD je Tonne und für den September 360 USD je Tonne. An den Häfen im mittleren Osten werden für August noch 400 USD je Tonne verlangt und für September 375 USD. Ägyptische Ware kostet aktuell für den August 402 USD je Tonne und die aktuellen Importpreise in Brasilien liegen bei 425 USD je Tonne CFR.

 Trotz eines moderaten Rückgangs bleiben die Gaspreise in Europa mit 36 Euro je MWh jedoch weiterhin hoch und damit auch die europäischen Kosten für die Herstellung von Stickstoffdünger. Das könnte die europäische Produktion drosseln und die Importe verstärken. In Deutschland ist das aktuelle Angebot begrenzt. Ab Oktober werden neue Lieferungen erwartet, berichtet jedoch die LWK Rheinland-Pfalz. Aktuell stehen Preise häufig nur auf Anfrage zur Verfügung. 

„Die Nachfrage ist ruhig. Bei Preisrücknahmen sind weitere Teilabsicherungen empfehlenswert“, sagt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

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