
Russlands Krieg in der Ukraine und die darauf folgenden Sanktionen haben die globalen Märkte von russischen und ukrainischen Stickstoff- und Kalidüngemitteln abgeschnitten. Dies führte zu einem erheblichen Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Gleichzeitig führte die Verknappung des globalen N- und K-Angebots zu kräftigen Anstieg der Düngerpreise und zu hoher Preisvolatilität, sagen die Analysten der Rabobank.
Dabei hat es in den ersten beiden Monaten des Jahres 2022 zunächst sogar nach einem Rückgang der N-Preise ausgesehen. Im Gegensatz dazu sind die Kali-Preise Anfang 2022 nicht gefallen. Dies hat zwei Gründe. Erstens wird der Kali-Markt von nur ganz wenigen Unternehmen beliefert, die direkt an Importeure verkaufen und somit die maximale Kontrolle über die Preisdynamik haben.
Zweitens machen die kombinierten Kali-Exporte Russlands und Weißrusslands 40 % der weltweiten Gesamtexporte aus, und Weißrussland wurde seit letztem Jahr als Reaktion auf die Unterdrückung von Protesten ebenfalls sanktioniert. Schon vor dem Krieg trug Russlands Drohung, die Gaslieferungen nach Europa zu kürzen, zu einem Anstieg der Düngemittelpreise und großer Unsicherheit auf dem Düngemittelmarkt bei. Die Preise für Düngemittel hatten sich in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 verdreifacht.
Europas Abhängigkeit von Calciumammoniumnitrat

Die stärker fragmentierte Struktur der globalen Stickstoff-Hersteller und der relativ geringe Anteil Russlands und der Ukraine an der weltweiten Harnstoffproduktion (7 %) und den Exporten (17 %) bieten dem globalen N-Markt Möglichkeiten, den Verlust russischer und ukrainischer Lieferungen abzumildern. China verfügt über erhebliche Produktionskapazitäten, die durchaus marktwirksam werden können.
Bisher wurde die chinesische Produktion jedoch vom Export ausgeschlossen, da die chinesische Regierung die N-Exporte eingeschränkt hat, um eine ausreichende Versorgung im Inland sicherzustellen. Diese Menge könnte die russische Versorgungslücke im Vorfeld der Erntesaison 2023 in der nördlichen Hemisphäre schließen. Im weiteren Verlauf könnte die Erntesaison 2022/2023 auf der Nordhalbkugel einigen Störungen ausgesetzt sein.
Auf der Nordhalbkugel gibt es vier Hauptanbaugebiete: Nordamerika, Europa, die ehemalige Sowjetunion und China. In jedem dieser Märkte findet außerdem auch regionaler Dünger-Handel statt. Ganz überwiegend ist dieser regionale Handel nicht auf Düngemittel angewiesen, die aus Russland oder der Ukraine verschifft werden müssen, sagen die Rabobank-Analysten. Mit einer Ausnahme: Die EU setzt stark auf einen „speziellen“ N-Dünger: Calciumammoniumnitrat (CAN). Und dieser CAN-Markt ist sehr regional. Russland und die Ukraine machen fast 50 % der weltweiten CAN-Exporte aus. Darüber hinaus ist die europäische Produktion von CAN auf (russisches) Erdgas angewiesen.
Düngerindustrie „stiehlt“ Landwirten die Margen

Im Allgemeinen sind hohe Düngemittelpreise das Ergebnis hoher Agrarrohstoffpreise, sagen die Analysten der Rabobank. Die globale Düngemittelindustrie ist gut positioniert und erfahren darin, Landwirten die Margen zu „stehlen“, wenn diese aufgrund hoher Preise für Agrarrohstoffe höhere Gewinne pro Hektar erzielen. Die Düngemittelindustrie erhöht dann einfach den Düngemittelpreis – sagen die Analysten.
Die Versorgung mit Kali und Phosphat wird in einer sehr kleinen Gruppe von Lieferanten zusammengefasst, und die Preise werden durch bilaterale Verhandlungen festgelegt, da es keinen zentralen und transparenten Markt gibt. Die Stickstoffindustrie ist stärker fragmentiert, doch auch hier fehlt ein zentraler Marktplatz.
Die Situation heute ist jedoch nicht typisch. Der Krieg in der Ukraine hat in der Agrarindustrie eine große Unsicherheit geschaffen: Denn es gibt einen erheblichen Engpass bei der Düngemittelversorgung. Falls die Preise für Düngemittel auf ein Niveau steigen, das die gestiegenen Gewinne übertrifft, werden die Landwirte ihre Düngerausbringungsmengen reduzieren, was zu geringeren Erträgen führen dürfte.
Und auch wenn den Landwirten nicht genügend Dünger zur Verfügung steht, werden sie auch gezwungen sein, den Einsatz von Mineraldünger zu reduzieren, was wiederum zu niedrigeren Erträgen führen könnte. In beiden Fällen wirkt sich die Düngedynamik negativ auf die landwirtschaftlichen Gewinne und Erträge aus. Dies wiederum wird die Getreideversorgung einschränken und die Lebensmittelversorgung gefährden.
Preise für Düngemittel auf agrarheute

Aktuelle Düngemittelpreise: Preise für Stickstoffdünger, Kalidünger, Phosphordünger und NPK-Dünger. Regionale Düngerpreise nach Bundesländern.
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