
Indien überraschte den globalen Harnstoffmarkt mit einer Ausschreibung über 800.000 bis 1 Million Tonnen, die am 15. September enden soll. Analysten und Händler waren davon ausgegangen, dass Indien aufgrund der erheblichen inländischen Harnstoffvorräte noch keinen neuen Großeinkauf plant.
Analysten sagen nun, dass der jüngste Preisrückgang bei Harnstoff die Inder dazu gebracht hat, weitere Zukäufe zu einem sehr günstigen Preis für den Rest des Jahres 2023 abzusichern. Auf der anderen Seite hat die chinesische Regierung die Harnstoff-Exporte des weltweit größten Exporteurs vorübergehend gestoppt.
Der Grund für diese Intervention war offenbar der Anstieg der chinesischen Harnstoffpreise nach dem Verkauf von 1,1 Millionen Tonnen an Indien im Rahmen der jüngsten indischen Ausschreibung.
Analysten gehen jedoch davon aus, dass der Preisanstieg in China nur von kurzer Dauer sein wird, da im September und Oktober üblicherweise eine schwache Nachfrage am chinesichen Markt herrscht. Damit dürfte die chinesische Beteiligung an der indischen Ausschreibung jedoch gering sein.
China verhängt Exportstopp und treibt die Preise

Etwa eine halbe Million Tonnen Harnstoff werden in chinesischen Häfen zurückgehalten, nachdem China die Exporte des wichtigsten Düngemittels aufgrund eines Preisanstiegs gedrosselt hat, sagte ein Analyst und Vertreter eines indischen Unternehmens, gegenüber Reuters.
Als weltweit größter Harnstoffproduzent ist China für rund ein Drittel der weltweiten Versorgung mit stickstoffhaltigem Düngemittel verantwortlich.
Der globalen Harnstoffpreise waren nach Indiens Ausschreibung und Chinas Exortstopp steil angestiegen. Aktuelle wird Harnstoff im Mittleren Osten für den Septembertermin für 402 USD je Tonne verladen. Das sind rund 50 USD mehr als Anfang September – jedoch schon wieder 20 USD weniger als vorige Woche.
Ähnlich ist die Preisentwicklung an den US-Exporthäfen. Dort wird Harnstoff für den September für 407 USD verladen – das sind sogar 60 USD mehr als zum Monatswechsel.
An den Exporthäfen in Ägypten kostet der Harnstoff für den September diese Woche 427 UASD je Tonne – auch das sind 65 USd mehr als zum Monatswechsel – jedoch bereits wieder 20 USD weniger als vorige Woche.
Harnstoff in Deutschland deutlich teurer

Die Preise für Ammoniumnitrat (AN) sind in Europa und am Weltmarkt den steigenden Harnstoffpreisen gefolgt, wobei am europäischen Markt nach den Sommerferien in wieder mehr Ware gehandelt wurde, sagen Analysten. Auch die russischen AN-Preise an den baltischen Häfen stiegen vorige Woche um 20 USD/t auf ein Niveau von 250 USD/t.
An den deutschen Importhäfen sind die Harnstoffpreise kräftig gestiegen. Im Vergleich zur Vorwoche liegt der Preisaufschlag bei knapp 45 Euro und der Preis bei knapp 510 Euro je Tonne. Die Preisforderungen für Kalkammonsalpeter (KAS) blieben hingegen noch relativ unverändert bei knapp 360 Euro je Tonne.
Unverändert zur Vorwoche bei rund 312 Euro je Tonne wurden auch der Flüssigdünger Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL) gehandelt. Für Kornkali verlangen die Händler aktuell etwa 330 Euro je Tonne.
Für den wichtigsten Phosphordünger der deutschen Bauern, Diammoniumphosphat (DAP), müssen an den Importhäfen diese Woche weiterhin knapp 580 Euro je Tonne gezahlt werden und damit so viel wie in der vorigen Woche.
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