
Im Mai und im Juni sind die Preise für die wichtigsten Stickstoffdünger zum Teil deutlich gefallen. Einmal, weil die Landwirte in Europa und den USA fast keinen Dünger gekauft haben und die Preise so massiv unter Druck gesetzt haben (Käuferstreik). Zum anderen aber auch, weil in Europa die Erdgaspreise bis Anfang Juni deutlich gefallen waren, was die Produktion der wichtigsten Stickstoffdünger erheblich verbilligt hat.
In den USA waren die Düngerpreise sogar trotz rekordhoher Gaspreise gefallen – die Lager füllten sich nämlich und die Ware floss einfach nicht ab. Nun dürfte sich die Situation in Europa aber bald ändern. Denn der wichtigste Rohstoff zur Düngerproduktion wird knapp, das Gas. Möglicherweise wird den Herstellern von Agrarchemie und Dünger bei Gasmangel der Saft komplett abgedreht und die großen Hersteller müssen die Produktion wieder einstellen – wie schon einmal im Frühjahr – aber damals aus anderen Gründen.
BASF und andere Chemieunternehmen haben jedenfalls schon Alarm geschlagen und die Versorgung der Landwirtschaft mit Mineraldünger könnte unter diesen Umständen stark gefährdet sein. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat seine Notfallpläne jedenfalls schon ausgepackt und es sieht nicht nach einer vorrangigen Versorgung der Agrarchemie aus.
Am wichtigsten europäischen Handelsplatz für Erdgas, dem Natural Gas EU Dutch TTF, reagieren die Preise jedenfalls schon seit Wochen. Nachdem die Erdgaspreise Anfang Juni auf 63 Euro je MWh gefallen waren, haben sie sich mittlerweile fast verdreifacht. Am heutigen Montag kostet Erdgas bereits 159,50 Euro je MWh und erreicht damit ein Niveau, das seit Anfang März nicht mehr beobachtet wurde.
Am Weltmarkt steigen die Düngerpreise wieder

Am Terminmarkt haben die Stickstoffpreise auf diese Entwicklung bereits reagiert. In den USA steigen die Preise für Harnstoff seit Mitte Juni jedenfalls wieder. Nachdem sich die Harnstoffpreise zunächst von ihrem Höchststand im April von 1.032 USD je Tonne bis Mitte Juni mit 590 USD je Tonne fast halbiert hatten, ging es nun mit den steigenden Gaspreisen wieder steil nach oben. Anfang dieser Woche wird Harnstoff am US-Golf wieder mit 723 USD je Tonne notiert und damit 133 USD oder 23 % teuer als zwei Wochen zuvor.
Davon ist hierzulande noch wenig zu spüren, obwohl auch hier die Zeichen auf Sturm stehen. „Die Erdgaswerte treiben die Stickstoffpreise. Harnstoffkäufer bleiben dennoch an der Seitenlinie, aber mit einer erwarteten Ausschreibung in Indien, einem Nachholbedarf in Brasilien und einer wachsenden Zahl von Schließungen europäischer Stickstoffanlagen, dürften die Preise im Juli weiter steigen“, schreiben Düngeranalysten von CRU am 1. Juli 2022 in ihrem Blog.
Weiter berichten die CRU-Analysten: „Die Preise für Nitrate und Sulfate steigen diese Woche ebenfalls erheblich, unterstützt durch die hohen Erdgaskosten. Ammoniak verzeichnete in den USA zuletzt zwar einen Rückgang um 40 USD je Tonne auf 960 USD je Tonne (CFR) aufgrund einer sehr schwachen Nachfrage, aber der Anstieg der europäischen Gaskosten dürfte diese Entwicklung schnell unterbrechen."
Der Preisanstieg für Erdgas in Europa erwies sich auch als Katalysator für erneute Käufe von Harnstoff durch Importeure, was die Händler nach Wochen relativer Passivität zum Handeln anspornte. Die Granulatpreise für Harnstoff in Nordafrika stiegen Ende Juni deshalb von 625 USD/t auf 740 USD/t FOB, da Einkäufer aus Europa versuchten sich einzudecken.
Auch die internationalen Preisforderungen für den Flüssigdünger AHL stiegen nach Berichten der CRU-Analysten deutlich. Auch hier beriefen sich die Verkäufer auf die hohen Gaskosten, während die Ammoniakversorgung durch weitere Anlagenstillstände in Europa und Wartungsarbeiten in Trinidad eingeschränkt wird.
Düngerpreise in Deutschland im Juli gestiegen
An den deutschen Handelsplätzen steigen die Düngerpreise Anfang Juli ebenfalls. Der wichtigste Stickstoffdünger der deutschen Bauern, Kalkammonsalpeter (KAS), wird an den deutschen Importhäfen Anfang Juli für rund 650 Euro je Tonne gehandelt. Das sind 15 Euro mehr als Ende Juni – jedoch noch immer 330 Euro weniger, als zum Preishöhepunkt Mitte März verlangt wurden.
Die Preise für Harnstoff sind in Deutschland zuletzt mit den Weltmarktpreisen gestiegen. Sie lagen diese Woche an den deutschen Importhäfen bei 765 Euro je Tonne. Das sind 75 Euro mehr als Ende Juni.
Für den Flüssigdünger Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL) werden an den deutschen Spotmärkten diese Woche knapp 635 Euro notiert und damit 25 Euro mehr als Ende Juni.
Die Preise für den Phosphordünger DAP liegen indessen in Deutschland unverändert bei rund 1.000 Euro je Tonne. Für Kornkali werden an den deutschen Spotmärkten Anfang Juli 620 Euro je Tonne verlangt, ebenso viel wie im Juni.
Düngerpreise auf agrarheute
Auf agrarheute finden Sie: Aktuelle Düngemittelpreise: Preise für Mineraldünger, Stickstoffdünger, Kalidünger, Phosphordünger und NPK-Dünger. Regionale Düngerpreise nach Bundesländern. Oder Sie schauen einfach unter: https://markt.agrarheute.com/duengemittel/
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