
Grund ist ein scharfer Preisrückgang am Terminmarkt in den USA. Bei den Farmern kam davon jedoch nichts an. Im Gegenteil: Die Preise für die Landwirte in den USA steigen weiter. Wenn auch langsamer. Angesichts der erneut steigenden Erdgaspreise ist zudem fraglich, ob die Korrektur bei Harnstoff von Dauer ist.
An den europäischen Importhäfen hat der Preisrückgang in den USA zudem nur für leichte Preisabschläge bei Harnstoff gesorgt. In den USA sind die Harnstoffpreise am Terminmarkt im Januar jedoch um mehr als 100 USD gefallen auf zuletzt 625 USD je Tonne. Der Branchendienst DTN, der mehr als 300 Einzelhändler befragt und jede Woche rund 1.700 Preisangebote für Düngemittel einsammelt, meldete Ende der vorigen Wochen jedoch – trotz der Preisrückgänge am Terminmarkt – einen durchschnittlichen Verkaufspreis bei Harnstoff von 913 USD je Tonne.
Das waren nochmals rund 20 USD mehr als Ende Dezember und 2,5mal so viel wie vor einem Jahr, als die Farmer den Harnstoff für 368 USD je Tonne kaufen konnten. Dieser Preisabstand zu den Börsenpreisen ist gewaltig und erklärt sich wohl auch mit den hohen Preisen, zu denen die Händler die Ware im Dezember eingekauft haben.
Eine ähnliche Situation hatte es auch schon einmal während der Finanzkrise gegebenen, als die Düngerpreise ebenfalls sehr hoch waren und Händler die teuer eingekaufte Ware nicht billiger abgeben wollten.
Doch nach einem deutlich Rückgang der Düngerpreise sieht es überhaupt nicht aus. Jedenfalls nicht in Europa. Und auch in den USA ist der wichtigste Stickstoffdünger der US-Farmer, der Flüssigdünger Anhydrid, im Januar um 60 USD auf 1.430 USD je Tonne gestiegen.
Globale Harnstoffpreise gefallen – Trotzdem keine Entwarnung

Bei Harnstoff erwartet der Terminmarkt in den USA derzeit bis zur Jahresmitte einen Rückgang der Preise bis auf weniger als 500 USD je Tonne. Alexis Maxwell, Analyst beim Bloomberg-Unternehmen Green Markets ist jedoch anderer Meinung. Er sagt: „Der derzeitige Rückgang (bei Harnstoff) ist kein Zeichen dafür, dass die hohen Düngemittelpreise weiter nachlassen werden.
„Große Produzenten wie der Nahe Osten und Ägypten haben bis Februar ihren Harnstoff ausverkauft, und ein Großteil der Werke Europas und der Ukraine bleibt weiter geschlossen – also müssen diejenigen, die nach Ware suchen, weit weg suchen“, sagte er.
China, sonst die beste Alternative für Ersatzlieferungen, bleibt aufgrund eines bis Mai laufenden Exportverbots vom Markt ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass China wegen der bevorstehenden Winterspiele aus Umweltschutzgründen offenbar weitere Düngerwerke schließt. Das berichtete Keith Good von der University of Illinois in einem Beitrag. Dort heißt es: Weitere Harnstofffabriken könnten aufgefordert werden, die Produktion einzustellen oder zu drosseln, um die Luftverschmutzung vor Beginn der Spiele zu begrenzen.
Die jüngste indische Ausschreibung endete mit dem Kauf von 1,2 Millionen Tonnen Harnstoff, ein Volumen, das weit unter den Markterwartungen blieb. Allerdings wurde diese Menge zu etwas niedrigeren Preisen eingekauft als bei den vorigen Auktionen.
Die Preisforderungen für Harnstoff an den Häfen im Mittleren Osten liegen derzeit für Januar bei 825 USD je Tonne und für Februar bei 685 USD je Tonne und damit deutlich niedriger als für den vordern Termin. Das könnte vor allem europäische Einkäufer zur Wiederaufnahme der Importe motivieren. Doch das ist alles nur eine Momentaufnahme. Denn die Energiepreise steigen gerade wieder.
Europa: Harnstoff etwas billiger – KAS und AHL nicht

An den europäischen Importhäfen haben die Harnstoffpreise bislang nur ganz leicht nachgegeben. So werden aus Deutschland diese Woche Abgabe-Preise von 895 Euro je Tonne gemeldet – das sind knapp 20 Euro weniger als vor zwei Wochen. Am französischen Importhafen und Umschlagplatz Rouen fordern Händler diese Woche nur 805 Euro je Tonne. Das sind 85 Euro weniger als zum Beginn des Monats.
Die Preisforderungen für Kalkammonsalpeter (KAS) liegen hingegen an den deutschen Importhäfen mit 616 Euro je Tonne ebenso unverändert auf ihrem bisherigen Rekordstand, wie die Preise für den wichtigsten Flüssigdünger Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL) mit 603 Euro je Tonne. In Frankreich kostet Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (Solution azotée) am Importhafen Rouen mit 612,5 Euro je Tonne sogar noch etwas mehr als bei uns und auch KAS ist mit 622,5 Euro je Tonne etwas teurer.
Das derzeitige Sicherheitsnetz für landwirtschaftliche Betriebe ist nicht darauf ausgelegt, diese Art von schnellem Anstieg bei Düngerpreisen und Produktionskosten zu bewältigen, die für Landwirte ein riesiges Problem darstellen und einen zunehmenden Bedarf an Unterstützung schaffen“, sagt der US-Ökonom Joe Outlaw vom Agricultural and Food Policy Center in Texas zu den anhaltend hohen Preisen.
Kalipreise steigen kräftig – Embargo gegen Belarus

Deutlich gestiegen sind zuletzt die Preise für Kalidünger. Hintergrund sind das Handelsembargo und die Sanktionen der USA gegen Belarus. Das hat auch dazu geführt, dass der europäische Stickstoffhersteller Yara angekündigt hat, seine Käufe von weißrussischem Kali zu reduzieren. Das staatliche weißrussische Unternehmen Belaruskali ist einer der größten Kaliproduzenten der Welt.
Yara ist einer der größten Kalieinkäufer von Belaruskali und kauft 10 bis 15 % der Jahresproduktion des Unternehmens. „Andere Teile der Lieferkette ziehen ebenfalls Dienstleistungen zurück, die erforderlich sind, um Kaliexporte aus Weißrussland zu ermöglichen, weshalb Yara eine Abwicklung der Beschaffungsaktivitäten eingeleitet hat“, heißt es in einer Erklärung.
In Deutschland sind die Kalipreise (Kornkali) vor diesem Hintergrund im Januar um 10 Euro auf 392 Euro je Tonne gestiegen. Das sind 160 Euro mehr als die Landwirte vor einem Jahr zahlen mussten.
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