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Düngerkrise und Düngerpreise

Düngerpreise spielen verrückt: Russland stoppt Export von Ammonium

Dünger.
am Dienstag, 08.02.2022 - 11:42 (Jetzt kommentieren)

Am Weltmarkt steigen die Düngerpreise schon wieder. Das hat viele Gründe. Einer ist der Exportstopp Russlands.

Stickstoffdüngerpreise

Russland, einer der weltgrößten Exporteure von Düngemitteln, verhängte ein zweimonatiges Ausfuhrverbot für Ammoniumnitrat. Harnstoff und Ammoniumnitrat sind die weltweit am häufigsten verwendeten Stickstoff-Dünger.

Russlands neues Exportverbot für Ammoniumnitrat, das bis zum 1. April gilt, zielt darauf ab, mehr Düngemittel im Inland zu behalten und die Inlandspreise zu kontrollieren. Die russische Maßnahme folgt auf das Exportverbot Chinas für Phosphatdünger, das bis Juni 2022 gilt.

Der Exportstopp der Russen dürfte das globale Düngemittelangebot spürbar reduzieren. Betroffen sind vor allem Brasilien und Europa. Das südamerikanische Land ist der mit Abstand größte Importeur von Ammoniumnitrat aus Russland. Brasiliens zweite Maisernte (Safrinha) wird nach der laufenden Sojabohnenernte gepflanzt und benötigt reichlich Stickstoffdünger.

Ein erheblicher Teil des russischen Ammoniumnitrats geht aber auch nach Europa, sagt Chris Lawson, Leiter der Düngemittelabteilung des Beratungsunternehmens CRU. Damit verschärft sich die Düngemittelknappheit in Europa erneut und die Preise könnten wieder steigen, sagt Lawson. Auch für Länder, die keine direkten Abnehmer von russischem Ammoniumnitrat sind, wird Russlands neues Exportverbot wahrscheinlich zu steigenden Preisen für Stickstoffdünger führen, schätzen die meisten Analysten.

Russland-Ukraine-Konflikt – Preisrückgang ade?

Harnstoffpreise

Erhebliche Auswirkungen auf den Düngermarkt hätte auch eine russische Invasion in der Ukraine. Mehrere Faktoren, einschließlich der Sanktionen, die gegen Russland verhängt würden, dürften den Düngemittelmarkt heftig treffen. Ein möglicher Konflikt in der Schwarzmeerregion würde nach Einschätzung der meisten Düngemittelanalysten die Aussichten auf rückläufige Düngemittelpreise im Jahr 2022 deutlich verringern.

Samuel Taylor, Analyst für landwirtschaftliche Betriebsmittel bei Rabobank Research, sagte gegenüber dem US-Onlinedienst DTN: Ein militärischer Konflikt hätte enorme negative Auswirkungen sowohl auf die globale Nährstoffversorgung als auch auf die Düngerpreise. Viele Düngemittelanalysten hatten spätestens für die zweite Jahreshälfte 2022 eigentlich niedrigere Düngemittelpreise erwartet.

Auch unter Landwirten werden nur wenige Themen so heftig diskutiert wie die explodierenden Kosten für Düngemittel und die Bedenken hinsichtlich deren Verfügbarkeit. „Angesichts der Tatsache, dass die Düngemittelkosten für US-Farmer etwa 15 Prozent der gesamten Cash-Kosten ausmachen, sind die Düngemittelpreise das wichtigste Thema für die US-Landwirte, wenn sie ihre Einkäufe für das Jahr 2022 planen“, berichte Shelby Myers vom American Farm Bureau. Das dürfte auch für die deutschen Bauern gelten.

Am Weltmarkt steigen die Düngerpreise schon wieder

Kalipreise

In den USA sind die Düngemittelpreise in der ersten Februar-Woche am stärksten seit fast fünf Monaten gestiegen. Der Green Markets North America Fertilizer Price Index stieg um 11 Prozent auf den höchsten Wert seit dem 10. September 2021. Indien, der weltweit größte Importeur von Harnstoff, hat mitgeteilt, seine Mengen später als geplant zu kaufen. Das wird den Wettbewerb um Stickstoff im ersten Quartal 2022 verschärfen, wenn auch die USA und Europa kaufen wollen, sagt Alexis Maxwell, Analyst bei Bloomberg Green Markets.

„Indiens saisonal späte Ausschreibung für Harnstoff hat einen Markt getroffen, der nach einer Richtung suchte“. „Die Preise sind deshalb weltweit gestiegen, wobei der US-Markt um rund 90 USD pro Short Tonne gestiegen ist.“ Die Harnstoffpreise am wichtigsten US-Handelsplatz in Tampa kletterten diese Woche ebenfalls um 10 Prozent, auch das ist der stärkste Anstieg seit September. Obwohl die Preise in den USA sich nicht mehr durchweg auf Rekordniveau befinden, bleiben sie sehr hoch.

Ohne die derzeitigen massiven Marktstörungen und die wieder wachsenden Angebotsmengen wären die Düngemittelpreise auf dem Weltmarkt zum Beginn des Jahres 2022 weiter gefallen, vermuten Analysten. Das galt vor allem für Harnstoff, aber auch für Phosphordünger. Chris Lawson, Leiter der Düngemittelabteilung des Beratungsunternehmens CRU, beobachtete: „Die globalen Harnstoffpreise waren in den letzten Wochen deutlich zurückgegangen.“ Davon ist nun erst einmal keine Rede mehr.

Dagegen sind die Preise für Kalidünger wegen der Sanktionen der USA und Europas gegen Weißrussland auch 2022 weiter gestiegen. Bereits im Juni 2021 verhängte die Europäische Union Sanktionen gegen Weißrussland. Die USA haben ihre Sanktionen im Dezember 2021 erlassen.

An den deutschen Importhäfen sind die Preise für Kalidünger Anfang Februar auf 408 Euro je Tonne gestiegen. Dagegen ging es für Harnstoff im Februar auf 855 Euro je Tonne nach unten. Die Preise für die beiden Stickstoffdünger Kalkammonsalpeter (KAS) und Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL) blieben mit 616 Euro je Tonne bzw. 603 Euro je Tonne auf sehr hohem Niveau stabil und für Phosphordünger (DAP) wurden mit 804 Euro je Tonne ebenfalls unveränderte Preise gefordert.

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