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Düngermarkt und Düngerpreise

Düngerpreise steigen extrem hoch – und es kommt noch schlimmer

Dünger.
am Donnerstag, 24.06.2021 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Vom Düngermarkt kommen beunruhigende Nachrichten. Die Düngerpreise steigen auf immer neue Rekordstände.

düngerpreise.

Im Juni ging es mit den Düngerpreisen weiter steil nach oben – obwohl die Einkaufspreise auf der Nordhalbkugel zu diesem Zeitpunkt eigentlich zurückgehen. Doch daran ist in diesem Jahr nicht zu denken.

Von allen wichtigen Handelsplätzen werden im Juni explodierende Düngerpreise gemeldet – die dann die Ackerbauern wohl in sehr kurzer Zeit auch bei uns zahlen müssen.

Für Phosphordünger kletterten die Preise am Spotmarkt im Juni auf den höchsten Stand seit 13 Jahren. Die Preise für Harnstoff und andere Stickstoffdünger stiegen auf ein 9-Jahreshoch. Auch für Kalidünger mussten die Einkäufer deutlich mehr Geld ausgeben.

„Fertilizer Prices skyrocket“, sagte ein amerikanischer Analyst kurz und treffend.

Der Preisindex der Weltbank, für die wichtigsten am Weltmarkt gehandelten Mineraldünger, war im Mai auf den höchsten Stand seit 8 Jahren geklettert und wird im Juni ein neues Hoch erreichen.

Die Suche nach den Gründen für die Preisexplosion

Harnstoffpreise.

Was aber sind nun Gründe, für diese außergewöhnliche und von vielen Analysten nicht erwartete extreme Verteuerung eines der wichtigsten Produktionsmittel im Ackerbau. Zwei Faktoren, die immer wieder genannt werden, spielen sicher eine große Rolle: Zum einen die sehr hohen Getreidepreise. Und zum anderen der scharfe Anstieg der Energiekosten.

Ja muss man da sagen - die hohen Getreidepreise kurbeln in normalen Zeiten sicher die Nachfrage der Ackerbauern an. Und die stark steigenden Energiepreise verteuern natürlich auch die Herstellung von Mineraldünger. Doch das allein reicht mit Sicherheit nicht aus, um den gewaltigen Anstieg der Düngerpreise zu erklären.

Denn schaut man einmal auf die Entwicklung der Getreide- und Düngerpreise seit dem vorigem Sommer (nach den Daten der Weltbank), so sind die Weizenpreise am Weltmarkt von Juni 2020 bis Mai 2021 um 35 Prozent gestiegen, die Maispreise haben sich verdoppelt und für Sojabohnen wurden 75 Prozent mehr gezahlt.

Im gleichen Zeitraum hat sich Harnstoff am Weltmarkt um mehr als das Doppelte verteuert. Die Preise für Phosphordünger stiegen sogar fast um das Zweieinhalbfache. Und ein Ende ist noch gar nicht in Sicht - während die Getreidepreise seit einiger Zeit schon wieder fallen. Das heißt: Die Kosten fressen die Erlöse locker wieder auf.

Angefeuert wurde die Kostenexplosion zusätzlich durch den steilen Anstieg der Energiepreise – die der wichtigste Kostenfaktor bei der Herstellung von Düngemitteln sind. Hier meldete die Weltbank einen Anstieg von Juni 2020 bis Mai 2021 von 80 Prozent – also ebenfalls ein wichtiger Treiber für steigende Düngerpreise.

Unterbrochene Handelsketten und schwere Turbulenzen

phosphordünger.

Doch diese beiden Faktoren – Getreidepreise und Energiekosten - reichen allein nicht aus, um die Preise so weit nach oben zu bekommen. Ein dritter Aspekt wirkt hier massiv auf den Düngermarkt – der auch in anderen Bereichen der Wirtschaft für schwerere Turbulenzen sorgt: Nämlich die unterbrochenen und weiterhin nicht funktionierenden Lieferketten – vor allem zwischen China und dem Rest der Welt.

Fakt ist: China ist einer wichtigsten globalen Lieferanten von Vorprodukten, Chemikalien und verschiedenen Wirkstoffen. Bei Mineraldünger ist das Reich der Mitte, sowohl bei Harnstoff als auch bei Phosphor, der mit Abstand größe Hersteller der Welt. Bei Stickstoff sind die Exporte in den letzten Jahren zwar zurückgegangen – zugunsten einer besseren Versorgung des heimischen Marktes und der Modernisierung der Produktion. Bei Phosphor sind die Chinesen jedoch weiterhin der mit Abstand größte Exporteur.

Ehrlicherweise muss man aber sagen, hat Corona nicht nur mit China zu Unterbrechungen der Lieferketten und zu Problemen beim Handel geführt. Auch in anderen wichtigen Produktions- und Exportregionen gab es massive Probleme, die Logistik aufrecht zu erhalten und den eigenen Binnenmarkt ausreichend zu versorgen. Diese massiven Schwierigkeiten kommen nun alle wieder auf den Tisch, denn zum einen wächst die globale Wirtschaft gerade kräftig – und damit der Bedarf an Vorprodukten. Zum anderen werden diese Aktivitäten, durch die unterbrochenen Lieferketten und durch die erneute Verschärfung der Transportprobleme, voll ausgebremst.

Das Resultat: Die Kosten für den Transport und sämtliche knappe Güter steigen steil an. Auch für Dünger. Deutlich wird, dass durch die dramatischen Folgen des Schiffstaus im Suezkanal und erst recht durch die aktuelle Blockade des Containerhafens Yantian in Südchina. Analysten halten es für realistisch, dass die Probleme noch bis zu 12 Monate dauern können - bis sich die Lage allmählich wieder normalisiert. Sicher ist das aber nicht.

Das heißt auch: Die Preise für viele am Weltmarkt gehandelte Produkte - wie etwa Mineraldünger – bleiben noch lange sehr hoch.

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