
Der globale Düngemittelmarkt reagiert mit einem gewaltigen Preissprung auf die Invasion Russlands in der Ukraine. „Es war sehr heftig“, sagte Josh Linville, Director of Fertilizer beim US-Analystenhaus StoneX, gegenüber dem US-Online-Portal Brownfield. Russland ist ein bedeutender Exporteur von Stickstoff-, Kali- und Phosphordüngemitteln.
Deshalb reagierten die Märkte unmittelbar auf befürchtete Versorgungsprobleme: „Nach einem Preisrückgang in den letzten Wochen haben wir jetzt gesehen, dass die globalen Harnstoffpreise über Nacht um über 200 Dollar pro Tonne nach oben geschossen sind. Am wichtigsten US-Handelsplatz NOLA verteuerte sich Harnstoff am Donnerstag um 150 bis 200 US-Dollar pro Tonne. Damit ist der Preis für Harnstoff in weniger als 12 Stunden um ein Drittel gestiegen. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen.
Linville sagt aber auch, „dass sich das weltweite Angebot und die Nachfrage als Folge des Angriffs eigentlich noch nicht verändert haben, doch der Markt arbeitet derzeit vor allem mit der Angst“. Russland war im Jahr 2021 der weltweit größte Exporteur von Stickstoffprodukten, sagte auch Alexis Maxwell, Analyst von Green Markets, in einem Bericht bei Bloomberg. „Ein geringeres Exportangebot würde zuerst die Agrarmärkte der nördlichen Hemisphäre treffen, da ihre Hauptverbrauchssaison im zweiten Quartal liegt“, sagte Maxwell weiter. Das sind dann die Europäer und die Farmer in den USA.
Kalimangel, steigende Kosten, weniger Getreide

Auch bei anderen wichtigen Düngermitteln wie Kali und Phosphor zeichnen sich neue Preiserhöhungen ab, da der Krieg zwischen Russland und der Ukraine die Befürchtungen einer globalen Knappheit verstärkt und die Besorgnis über steigende Lebensmittelkosten schürt.
Russland ist ein kostengünstiger, großer globaler Produzent für fast alle wichtigen Düngemittel und nach Kanada der zweitgrößte Produzent von Kali, einem Schlüsselnährstoff für viele wichtige Nutzpflanzen. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine sowie die Sanktionen gegen Russland (und Weißrussland) dürften die Handelsströme beeinträchtigen.
Der in den USA ansässige große Düngerhersteller Mosaic Co., warnte am Mittwoch in einem Pressegespräch mit Analysten deshalb vor Kaliknappheit. Alles deutet damit auch auf weiter steigende Kosten für die Landwirte hin, die den Düngemitteleinsatz wegen der hohen Preise und Knappheit wohl einschränken müssen.
Dies wird möglicherweise auch zu geringeren Ernteerträgen führen und die Preise für Lebensmittel weltweit noch weiter in die Höhe treiben. Nach den monatlichen Erhebungen der FAO sind die Lebensmittelpreise bereits jetzt auf dem höchsten Stand seit einem Jahrzehnt.
Lieferengpässe in den USA und Europa befürchtet

„Die globalen Düngemittelpreise waren vor kurzem auf Allzeithochs gestiegen und hatten zuletzt gerade wieder etwas nachgegeben. Nun steigen die Preise wieder kräftig“, sagte ein US-Analyst. „Es ist eine sehr reale Möglichkeit, dass wir für das kommende Jahr spürbare Liefer-Engpässe sehen, insbesondere in Richtung der kommenden nordamerikanischen Haupt-Anbausaison.“
Düngemittel stehen auch deshalb im Fokus, weil höhere Produktionskosten für die Landwirte zu den deutlich steigenden Lebensmittelpreisen beigetragen haben. Das US-Landwirtschaftsministerium kündigte deshalb an, dass Düngerhersteller „diese Situation nicht als Entschuldigung dafür benutzen dürfen, etwas zu tun, das nicht unbedingt durch Angebot und Nachfrage gerechtfertigt ist“. „Das ist meine größte und tiefste Sorge, und wir werden das natürlich weiterhin im Auge behalten,“ sagte Landwirtschaftsminister Tom Vilsack am Donnerstag gegenüber der Presse
Das Weiße Haus hat sagt, dass große Unternehmen in einigen hochkonzentrierten Branchen wie etwa in der Schlachtindustrie und bei den Düngerherstellern ihre Marktmacht ausgenutzt haben, um die Preise für die Bauern stärker als gerechtfertigt zu erhöhen. Vilsack sagt außerdem, es sei aber noch „zu früh“, um die Auswirkungen des Konflikts auf die Welt und die Agrarmärkte einzuschätzen
Zu den Turbulenzen auf den Düngemittelmärkten trägt auch einer "Erklärung höherer Gewalt" bei, die letzte Woche von einem großenweißrussischen Kalibergbauunternehmen erklärt wurde, was hauptsächlich auf die bestehenden US-Sanktionen und die Abschottung von den globalen Märkten zurückzuführen ist. Auf Weißrussland entfällt immerhin ein Fünftel des weltweiten Angebots an Klaidünger. Globale Kalikontrakte wurden zuletzt zu den höchsten Preisen seit 2008 abgeschlossen.
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