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Düngermarkt und Düngerpreise

Gewaltige Preisexplosion bei Mineraldünger – Markt in Panik?

Mineraldünger - kleine blaue Kügelchen in einem Sack
am Montag, 15.03.2021 - 12:15 (Jetzt kommentieren)

Die Preise für Mineraldünger steigen schneller als man gucken kann. Das gilt für den Weltmarkt ebenso wie für den Binnenmarkt.

Preisentwicklung der globalen Düngerpreise von 2015 bis 2021

Und ein Ende des rasanten Preisanstiegs bei Mineraldüngern ist noch nicht abzusehen – zeigen jedenfalls die meisten wichtigen Indikatoren an. Kalkammonsalpeter (KAS) hat sich beispielsweise seit dem vorigen Jahr um 43 Prozent verteuert – für Diammonium-Phosphat (DAP) müssen die deutschen Ackerbauern 60 Prozent mehr auf den Tisch blättern.

Und ganz ähnlich sind die Teuerungsraten für die Mineraldünger auch am Weltmarkt. Der globale Preiseindex der Weltbank zeigt für die wichtigsten Mineraldünger im Februar den höchsten Preis seit sechs Jahren an – und auch dieser Wert wird wohl im März noch übertroffen, denn die Preise sind an allen wichtigen Handelsplätzen weiter gestiegen.

Die Gründe für diese Preisexplosion sind komplex und beileibe nicht nur auf den außergewöhnlich starken Anstieg der globalen Energiepreise von 270 Prozent (!!) gegenüber dem Tiefpunkt im vorigen Jahr zurückzuführen. Dennoch verteuert der Anstieg der Energiepreise die Herstellungskosten der Düngerproduzenten ebenso drastisch, wie die Kosten für den Transport.

Hinzu kommen noch die unterbrochenen Lieferketten – beispielsweise bei Phosphordünger in China während der Coronapandemie – sowie die Verknappung von Transportmöglichkeiten in der jetztigen wirtschaftlichen Boom-Phase. Weitere Treiber sind neben der deutlichen Erholung der globalen Wirtschaft von der Coronakrise, auch der starke Anstieg der Getreide- und Ölsaatenpreise auf mehrjährige Höchststände.

Die hohen Agrarpreise haben in einigen für den globalen Getreidehandel wichtigen Ländern – wie etwa in den USA und Brasilien – einen zusätzlichen Nachfrageboom bei Mineraldüngern und Pflanzschutzmitteln ausgelöst. Und auch die preisbedingt erwarteten Anbauausweitungen bei Mais, Soja und auch bei Weizen und anderen Getreidearten, sind wichtige Treiber der Nachfrage.

Lesen Sie außerdem die Entwicklung aus dem Februar 2021 nach: Preisexplosion bei Mineraldünger - wer soll das bezahlen?

P-Dünger nicht nur in Deutschland 60 Prozent teurer

Entwicklung der Preise für Phosphordünger an den deutschen Importhäfen mit Anstieg im März 2021 auf 480 Euro je Tonne

Besonders stark war der Preisanstieg bei Phosphordünger. Das hat neben der Teuerung durch hohen Produktionskosten und der steigenden Nachfrage auch mit China zu tun – das bei Phosphordünger eigentlich einer der größten Exporteure ist. Derzeit fallen die Chinesen jedoch fast komplett als Lieferant aus und andere große Exporteure wie Russland oder Marokko können das nicht so schnell ausbügeln.

Zum einen war die Produktion in der maßgeblichen Provinz Hubei lange wegen Corona unterbrochen. Zum anderen werden nun in der Phase der wirtschaftlichen Erholung in China sowohl Energie als auch Transportkapazitäten knapp. Die knappen Ressourcen fließen in andere Bereiche als in die Produktion und den Export von Phosphordünger. An den Märkten führt dies jedoch zu Bedenken, dass die Landwirte in vielen Ländern den bestellten P-Dünger möglicherweise nicht rechtzeitig für die Aussaat erhalten.

Laut einer Analyse der Rabobank befinden sich die Preise für Phosphordünger in Nordamerika bereits auf dem höchsten Stand seit 2012. „Viele Händler haben ihre Lagerbestände schon lange verkauft“, sagt der Agronom Ken Ferrie, aus dem US-Bundesstaat Illinois. Und ausreichender Nachschub fehlt. „Damit sind die späteren Bestellungen der Landwirte in Bezug auf den Frühjahrslieferung in der Schwebe,“ sagt der Analyst weiter. Während nämlich viele US-Farmer ihren Plan für die Frühjahrbestellung ausarbeiten, dürften die sehr hohen Düngemittelpreise noch einige Monate anhalten, glauben auch andere Analysten.

Und hinzu kommt: Die Landwirte, die noch Dünger brauchen, werden wohl noch höhere Preise zahlen müssen, um wenigstens noch etwas Ware zu bekommen. An den deutschen Importhäfen lagen die Preise für Diammoniumphosphat (DAP) am Ende der zweiten Märzwoche bei rund 480 Euro je Tonne. Das waren immrhin 80 Euro mehr als Anfang Februar und sogar 173 Euro bzw. knapp 60 Prozent mehr als im Sommer des vorigen Jahres.

Die Weltbank meldet für den Februar einen DAP-Preis von etwa 530 USD je Tonne, mit weiter steigende Tendenz – das sind zudem 110 USD mehr als im Januar und zugleich die höchsten Preise seit September 2012 – also seit reichlich acht Jahren.

Stickstoffdünger: Der Weltmarkt kann einfach nicht liefern

Preis für Kalkammonsalpeter im März 2021 bei knapp 250 Euro je Tonne KAS

Nicht viel anders als bei Phosphor ist die Preisentwicklung bei Stickstoffdüngern. An den deutschen Importhäfen kostet der wichtigste Stickstoffdünger Kalkammonsalpeter (KAS) in der zweiten Märzwoche etwa 243 Euro je Tonne – und damit rund 30 Euro mehr als Im Januar 2021 und sage und schreibe 72 Euro je Tonne bzw. 42 Prozent mehr als zum letzten Preistief im vorigen Sommer.

Harnstoff hat sich zum Vorjahr um 147 Euro je Tonne bzw. 63 Prozent verteuert – von Januar bis März betrug der Preisanstieg knapp 100 Euro! Auch am Weltmarkt ist Harnstoff in den letzten vier oder fünf Wochen um etwa 120 US-Dollar pro Tonne deutlich gestiegen, berichten Analysten.

„Das Angebot ist weltweit extrem knapp", berichten Händler und Analysten. Ein Händler aus Australiens berichtet, dass seine Kunden, deren Düngemittelversorgung noch nicht gesichert sei, auf halbem Weg zur Panik seien. In seiner Region hätten 20 Prozent seiner Kunden ihre Versorgung noch nicht gesichert und seien von den sehr hohen Preisen betroffen. „Für diese Landwirte wird es ziemlich teuer", sagte er.

Und auch für die Preisrallye bei Stickstoffdüngern ist neben den hohen Agrarpreisen und der höheren Nachfrage der Landwirte, die derzeitige Situation in China ein wichtiger Treiber. China ist der weltweit größte Stickstoffproduzent und war in der jüngeren Vergangenheit auch einer der größten Exporteure von Harnstoff. Doch bereits im vorigen Jahr waren die Ausfuhren deutlich zurückgegangen und 2021 könnte China die Harnstoff-Exporte möglicherweise nochmals um geschätzte 30 Prozent reduzieren, glauben Analysten.

„Die anhaltend starke Inlandsnachfrage, deutlich höhere Rohstoffpreise sowie strengere Umweltvorschriften, dürften die exportierbaren Lieferungen aus China weiter drücken. Die weltweite Stickstoffnachfrage, die normalerweise aus China bedient wird, musste also anderswo gedeckt werden, was die Preise in die Höhe treibt “, galuben Analysten der Rabobank.

Neue zusätzliche Produktionskapazitäten in Indien, Nigeria, Brunei, Russland und Usbekistan, werden den Markt erst in den nächsten 12 bis 18 Monaten entlasten und die Stickstoffpreise langfristig wieder unter Druck setzen.

Kali: Noch die geringste Teuerung von allen Düngern

Preise am Spotmarktpreis für Kornkali bei 240 Euro je Tonne Kornkali

Am moderatesten war die Preisentwicklung bisher bei Kalidünger. An den deutschen Importhäfen lagen die Abgabepreise für Kornkali zuletzt bei knapp 240 Euro je Tonne und damit etwa 10 Euro höher als zum Jahreswechsel. Die Weltbank berichtet für den Monat Februar sogar von relativ stabilen Kalipreisen. Der weißrussische Anbieter Belaruskali hat kürzlich ein Kali-Lieferabkommen mit den beiden weltgrößten Abnehmern China und Indien über 247 USD pro Tonne unterzeichnet, was 27 USD über den Preisen von 2020 lag.

Angesichts der Rallye bei den übrigen Düngermitteln halten viele Analysten den Preisanstieg jedoch für zu gering. Doch offensichtlich ist die globale Versorgunglage bei Kali deutlich entspannter als bei den anderen Mineraldüngern. Dagegen sagt der Chef des nordamerikanischen Düngemittelgiganten Moasic, Joc O'Rourke, gegenüber Analysten: „Der Preis (von Belaruskali) entspricht nicht der Realität, die wir sehen, oder der angespannten Lage auf dem Markt, und die Preisgestaltung in anderen Ländern unterstreicht dies.“

Zum Vergleich: Die Großhandelspreise im US-Maisgürtel lagen im Februar bei etwa 408 US-Dollar pro Tonne und damit rund 70 USD höher als noch im November. Auch die Preise beim TOP-Importeur Brasilien sind zuletzt kräftig gestiegen.

Die großen nordamerikanischen Hersteller verhandeln deshalb offenbar noch immer über die Kali-Lieferabkommen mit China und Indien. Doch die Preisangebote der beiden Importgiganten sind niedriger als in anderen Teilen der Welt. Doch die großen nordamerikanischen Hersteller sagen in dieser Situation, sie werden entscheiden, wie viel sie an diese beiden Abnehmer liefern können, denn im Jahr 2021 haben sie durchaus bessere Optionen.

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