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Düngerkrise und Düngerpreise

Kalidünger: Kalipreise explodieren – Bauern sind machtlos

Kaliabbau.
am Donnerstag, 23.12.2021 - 11:46 (1 Kommentar)

Die Kalipreise steigen weltweit steil an, nachdem die USA gegen Belaruskali, einen der globalen Topexporteure, Sanktionen verhängt haben. Gleichzeitig versuchen die großen Kaliimporteure, China, Indien und Brasilien von anderen Lieferanten Ware zu bekommen. Das treibt die Preise weiter nach oben sagen, Analysten.

Kalipreise.

Die Preise für Kali, einen wichtigen Pflanzennährstoff, sind zuletzt auf ein 13-Jahres-Hoch gestiegen. Grund sind US-Sanktionen gegen den belarussischen Kali-Exporteur Belaruskali. An den deutschen Handelsplätzen und Importhäfen kostete Kornkali am anfnag der Woche etwas mehr als 370 Euro je Tonne bzw. 420 USD je Tonne. Das sind gut 140 Euro bzw. 60 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Die meisten Analysten erwarten jedoch, dass die globalen Kalipreise weiter steil ansteigen werden, nachdem die Vereinigten Staaten Sanktionen gegen den globalen Toplieferanten Belarus Potash Company (BPC) verhängt haben. Das dürfte die Preise für ein weiteres wichtiges Düngermittel steil nach oben treiben.

Bereits zuvor hatten sich die Preise für die wichtigsten Stickstoffdünger – wie etwa Kalkamammonsalpter (KAS) mehr als verdreifacht. Viele große Hersteller wie YARA hatten ihre Produktion wegen der hohen (und derzeit wieder steigenden) Gaspreise zum Teil deutlich reduziert.

Die globalen Preise von Kalidünger lagen allerdings schon vor den Sanktionen der USA auf einem 13-Jahres-Hoch, berichten Händler. Viele Analysten erwarten, dass durch die Preisexplosion bei Kali auch die Anbau- und Ertragsentwicklung bei den wichtigsten globalen Kali-Importeuren – China, Brasilien und Indien - negativ beeinflusst wird. Die Sojapreise in den USA und in Brasilien haben auf diese Aussichten aktuell bereits mit einem kräftigen Anstieg reagiert.   

USA setzt Belaruskali auf Sanktionsliste

Belaruskali.

Die Sanktionen gegen Belaruskali BPC machen die Welt abhängiger von den anderen großen Lieferanten wie der kanadischen Nutrien Ltd, dem weltgrößten Kaliproduzenten. Der globale Markt wird von nur wenigen großen Herstellern dominiert. Die vier größten Produzenten sind Belaruskali, Nutrien, Uralkali und Mosaic – sie verfügen über fast zwei Drittel der Gesamtproduktion.

Der Anteil von Belaruskali lag 2019 bei rund 20 %. Auch die deutsche K + S ist ein großer Produzent, wenn auch nicht so riesig wie vier erstgenannten. Belaruskali ist der zweitgrößte Kaliproduzenten der Welt. Die USA haben Belaruskali jetzt auf ihre Sanktionsliste gesetzt, nachdem der Westen Strafmaßnahmen gegen den weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko verhängte.

Kaliexporte sind ein wichtiger Devisenbringer für Weißrussland. Die USA haben zudem den wichtigsten Kunden von BPC – darunter Indien, China und Brasilien – bis zum 1. April Zeit gegeben, ihre Geschäfte mit BPC einzustellen, berichtet Reuters.

Die US-Sanktionen werden BPC zudem daran hindern, auf Dollar-basierte Finanzgeschäfte abzuwickeln, was den Handel auf den internationalen Märkten erheblich erschwert. Die meisten der BPC-Produktionsstätten blieben in Betrieb, wenn auch wahrscheinlich mit reduzierter Geschwindigkeit, aber dies könnte sich mit den zunehmenden Absatzproblemen schnell ändern.

Globale Spotmarktpreise gehen durch die Decke

kalipreise.

Die globalen Spotpreise für Kali befinden sich auf einem 13-Jahres-Höchststand. In Brasilien könnten die Spot-Kalipreise im ersten Quartal 2022 von derzeit 800 US-Dollar pro Tonne auf 900 bis 950 US-Dollar pro Tonne steigen, berichtet Reuters. Sie sind seit Januar um mehr als 230% gestiegen.

China bezieht ebenfalls rund 20 % seiner Kaliimporte aus Weißrussland. Die Kali-Preise (Potassium chloride Spot Price) beim größten Verbraucher der Welt sind ebenfalls kräftig gestiegen, trotz der jüngsten Freigabe eines Teils der chinesischen Kalireserven. Am chinesischen Spotmarkt werden derzeit Preise von 2890 Yuan je Tonne notiert – das sind rund 400 Euro bzw. 450 USD je Tonne.

Kali wird in Brasilien für den Anbau vieler Nutzpflanzen benötigt, darunter Sojabohnen, Reis, Mais, Obst, Gemüse, Palmöl und Weizen. Es kann nicht durch andere Düngemittel auf Phosphat- oder Stickstoffbasis ersetzt werden. Indiens und Chinas Kaliverbrauch und -importe könnten ebenfalls deutlich sinken, wenn die Kalipreise aufgrund der Sanktionen gegen BPC weiter steigen.

BPC schließt in der Regel jährliche Lieferverträge mit Indien und China ab und legt dabei die Preise für einen längeren Zeitraum fest, wobei der letzte Vertrag im Januar unterzeichnet wurde. Ähnlich verfahren die anderen großen Hersteller mit den beiden Top-Importeuren.

Litauen schließt Hafen Klapeida für Belaruskali

Hafen in Litauen.

Die Fähigkeit von BPC, Kunden zu beliefern, könnte auch durch die Logistik behindert werden, da das Binnenland Weißrussland beim Kaliexport stark vom litauischen Hafen Klaipeda abhängig ist.

Die Produkte des belarussischen Kaliproduzenten Belaruskali werden im Dezember nicht mehr durch Litauen transportiert, sagte Verkehrsminister Marius Skuodis am Donnerstag. Düngemittel, die Sanktionen unterliegen, machen etwa ein Drittel der Fracht aus, die von der litauischen Eisenbahn und dem Seehafen Klaipėda transportiert werden, sagte er.

Russland verfügt nicht über genügend freie Hafenkapazitäten, um die 12,5 Millionen Tonnen Kali von BPC pro Jahr umzuschlagen, sagen Analysten. Rund zehn Prozent der über Litauen transportierten belarussischen Düngemittel gehen auf EU-Märkte, der Rest geht nach China, Indien, Brasilien und andere Länder, sagte Skuodis in der litauischen Presse.

Der Preis für Kalidünger ist unmittelbar nach Inkrafttreten der Sanktionen um 80 Euro pro Tonne gestiegen, hieß es aus Litauen. „Unternehmen weigern sich, Geschäfte mit sanktionierten belorussischen Unternehmen zu machen, um Risiken zu vermeiden, und ich kann sagen, dass ab Dezember, als die Sanktionen in Kraft traten, keine Düngemittel mehr durch Litauen transportiert wurden“, sagte Marius Skuodis.

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