
Die globalen Kalipreise verzeichneten die letzten Wochen starke Rückgänge, der größte davon erfolgte in Europa – wo die Preise einige Monate lang höher geblieben waren als in allen anderen Regionen und die Abwärtskorrektur längst überfällig war. Trotzdem sind die Kalipreise in einigen europäischen Regionen noch immer deutlich höher als in allen anderen Weltregionen, sagen Analysten, sodass weitere Preissenkungen keine Überraschung wären.
Sollten sich die Gerüchte über die Einführung russischen Kalidüngers in Europa (im Rahmen des Schwarzmeer-Getreideabkommens) bestätigen, könnte der Preisrutsch sehr schnell und tief ausfallen. Der massive Preisdruck am globalen Markt für Kalidünger geht derzeit von den großen Importeuren China, Brasilien und Indien aus. Nach Einschätzung der Analysten von CRU „hat ein globales Überangebot in diesem Jahr den Abwärtsdruck auf Chinas Kalipreise aufrechterhalten.
CRU erwartet im August einen neuen Importvertrag China zu nur noch 350 USD/t CFR. Das wäre dann der neue Benchmarkpreis für den Weltmarkt. Allerdings kann das derzeitige globale Überangebot zu weiteren Verzögerungen bei den Preisverhandlungen der Chinas führen, und es möglich, dass es im Jahr 2023 zu keiner Einigung beim chinesischen Importpreis kommt.
Indien hat bereits einen Vertrag geschlossen und könnte dies angesichts weiter fallender Preise noch bereuen. So sind die globalen Kalipreise mittlerweile deutlich unter die von Indien vereinbarten 422 US-Dollar pro Tonne gefallen. Die Kalikäufe Indiens waren in den ersten vier Monaten des Jahres um 50 % niedriger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Kalipreise in Europa und Deutschland fallen

Der Kalipreis dürfte „spürbar“ unter dem Wert des ersten Quartals von 499 Euro je Tonne liegen, prognostiziert auch der deutsche Kalikonzern K+S diese Woche. Bisher war der Konzern von einem Rückgang von mehr als 20 Prozent unter den Vorjahreswert von 628 Euro die Tonne ausgegangen. Mittlerweile dürften die Angebotspreise deutlich niedriger sein.
Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein nennt aktuell Preise für Kornkali (ab Handelslager 100 dt) in einer großen Spanne von 310 bis 510 Euro je Tonne. Die LWK Rheinland-Pfalz berichtet über Kalipreise von 369 bis 550 Euro und aus Nordrhein-Westfalen werden Preise von 329 Euro bis 620 Euro gemeldet. Von den deutschen Importhäfen werden derzeit Preise von nur noch 320 Euro je Tonne gemeldet. Am wichtigen französischen Handelsplatz Rouen kostet Kornkali trotz eines deutlichen Preisrutsches diese Woche noch 470 Euro je Tonne.
In Brasilien und Südostasien kam es diese Woche ebenfalls zu weiteren Preis-Rückgängen in Höhe von 15 bis 20 US-Dollar pro Tonne, wodurch die Preise bereits deutlich unter die 400-Dollar-Marke gefallen sind. In Brasilien wurde der Preisrückgang auf die fallenden Soja- und Maispreise zurückgeführt. In Südostasien führt die Sorge, dass sich das Wetter durch EL Nino für den Rest des Jahres negativ auswirken könnte, zu einem Rückzug der Käufer.
Hinzu kommt , dass Brasilien bislang der bevorzugte Markt für sanktionierte Exporte aus Russland und Weißrussland ist und die sich verschlechternden Aussichten für die Erntepreise die brasilianische Nachfrage erheblich drücken. Die brasilianische Kalinachfrage ist zu dieser Jahreszeit stark vom Sojaanbau abhängig und die Sojapreise sind in den letzten sechs Wochen stark gefallen. Händler berichten über (nicht bestätigte) brasilianische Kaliimporte für nur noch 330 USD/t CFR. Vor diesem Hintergrund scheint es unwahrscheinlich, dass das Ende der Kalipreissenkungen erreicht ist.
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