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Düngermarkt und Kostenexplosion

Düngerpreise: Landwirte glauben an Manipulation und rufen Justiz an

Düngerfabrik.
am Donnerstag, 09.12.2021 - 14:35 (4 Kommentare)

Landwirte in den USA glauben, dass die hohen Düngerpreise auch auf Markt-Manipulation zurückzuführen sind. Sie fordern eine Untersuchung durch die Justiz.

düngerfabrik.

Eine Gruppe von Landwirten in den USA hat offenbar das US-Justizministerium aufgefordert, zu untersuchen, ob der jüngste Düngemittelpreisanstieg möglicherweise auch auf Marktmanipulationen durch Düngemittelunternehmen zurückzuführen ist. Die Gruppe, der mehr als 6.000 Landwirte angehören, geht davon aus, dass Düngemittelunternehmen die Preise "nicht auf der Grundlage von Angebot und Nachfrage festlegen, sondern dass sie sich an dem Preis orientieren, den der Landwirt für seine Rohstoffe erhält“, heißt es in dem Schreiben, über das zuerst die Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg berichteten.

Die Düngemittelpreise haben in diesem Jahr weltweit neue Rekordhöhen erreicht, insbesondere aufgrund der rekordhohen Preise für das zu ihrer Herstellung benötigte Erdgas, sagen jedenfalls Analysten udn Düngerhersteller. In den USA kamen zudem schwere Stürme wie der Hurrikan Ida dazu, der die Produktion von Düger und Agrarchemie in vielen großen Werken unterbrachen.

Die Farmergruppe behauptet jedoch in ihrem Schreiben, dass die Düngemittelfirmen die Düngerpreise auch als Reaktion auf die hohen Getreidepreise erhöht haben könnten. Das wird damit begründet, dass es seit den 1980er Jahren eine starke Konzentration in der US-Düngemittelindustrie gegebenen hat. Von ehemals 46 Unternehmen ist der Markt auf 13 Firmen zusammengeschrumpft.

Zwei Unternehmen, nämlich Nutrien Ltd und Mosaic Co., kontrollieren beipielsweise rund 93 Prozent des nordamerikanischen Kalimarktes, sagt ein Bericht von 2020 der Federal Trade Commission. Im Jahr 2019 machten nur vier Unternehmen 75 % der Produktion und des Verkaufs von stickstoffbasierten Düngemitteln in den USA unter sich aus. Heute sind die vier dominierenden Unternehmen in diesem Sektor CF Industries, Nutrien, Koch und Yara-USA.

Nch Einschätzung der Landwirte, die in der Family Farmer Alliances organsiert sind, ist Marktmissbrauch wahrscheinlich, wenn der Konzentrationsgrad der vier größten Unternehmen 40% überschreitet. „Wenn diese Düngemittelkonzerne den Preis ihrer Produkte eher an die Zahlungsfähigkeit der Bauern als an Angebot und Nachfrage binden, kommt das einer nahezu monopolistischen Machtausübung gleich“, sagt Philip Howard vom International Panel of Experts on Sustainable Food Systems.

Düngerindustrie bestreitet die Vorwürfe

„Die Struktur dieser Branche hat ein Potenzial, die Landwirte wirklich auszubeuten“, sagte Dr. Philip Howard, außerordentlicher Professor an der Michigan State University und Experte für die Konsolidierung der Lebensmittelindustrie, gegenüber Reuters.

Ben Pratt, Senior Vice President für Public Affairs beim Düngergiganten Mosaic, bestritt hingegen, dass die Düngemittelhersteller die Preise festlegten, und sagte, der aktuelle Anstieg sei neben vielen Faktoren auch auf "eingebrochene Exporte aus bestimmten Exportländern, darunter China und Russland, sowie auf eine starke globale Nachfrage" zurückzuführen.

Die anderen drei Top-Düngemittelhersteller reagierten nicht auf Anfragen nach Kommentaren zu den Vorwürfen, berichtete Reuters. Das Justizministerium (DOJ) reagierte bislang ebenfalls nicht auf eine Bitte um Stellungnahme. Die Regierung Biden hat jedoch zugesagt, Maßnahmen zur Konsolidierung des Agrarsektors zu ergreifen, von der die Landwirte seit langem sagen, dass sie den Wettbewerb verzerren und ihre Kosten erhöhen.

Das US-Justizministerium untersuchte auf Betreiben der damaligen Trump- Administration im vorigen Jahr mögliche Preis-Manipulation auf dem Rindermarkt, während der Corona-Krise. Damals waren dei Einzelhandelspreise steig angestiegen, während die Erzeugerpreise dramatisch abstürzen. Erzeugerverbände hatte damals ebenfalls geklagt. Der US-Landwirtschaftsminister Tom Vilsack hatte kürzlich gesagt, dass man sich auch mit den Saatgutpatenten befassen wolle.

Family Farm Action Alliance fordert das US-Justizminiserium auf, eine Untersuchung einzuleiten, um festzustellen, inwieweit die Handlungen der Düngemittelfirmen den Markt verzerren, welche Auswirkungen dies auf die Landwirte hat und ob politische Eingriffe erforderlich sind, um solche Verzerrungen zu beheben. 

Das US-Finanzministeriums hatte angekündigt, die Sanktionen gegen Kalidüngerimport aus Weißrussland bis April nächsten Jahres aufzuheben. „Dies ist ein Gewinn für den amerikanischen Landwirt“, sagt Chris Edgington, Landwirt und Präsident der National Corn Growers Association. „Die Landwirte haben es sehr schwer, Düngemittel zu bekommen, deshalb könnte eine solche Entwicklung zu keinem besseren Zeitpunkt kommen.“

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