An einer bedarfsgerechten Düngung führt also kein Weg vorbei – trotz der extrem hohen Düngerpreise. Und. Noch sind die Getreidepreis so hoch, das sich der Einsatz allemal lohnt. Das Problem ist nur: Der Landwirt muss erst einmal in Vorleistung gehen – bevor er die Erlöse für sein Getreide sieht.
Und da kommt bei Dünger diesmal ein Vielfaches an dem zusammen, was man sonst vorstrecken muss. Diese Probleme wurden heute (25.03) auf einer virtuellen Fachveranstaltung des Industrieverbandes Agrar (IVA) von Landwirten und Ökonomen diskutiert.
Gesucht wurden Strategien zum Kauf und Einsatz von Dünger. Dabei wurde auch betont, dass es noch sehr viele agronomische, technologische und betriebswirtschaftliche Ansätze gebe, das Problem hoher Nährstoffkosten in den Griff zu bekommen.
500 Euro pro Hektar mehr Düngerkosten

Der Landwirt Marco Gemballa sieht den Ackerbau in Deutschland nicht nur wegen der Preisentwicklung bei Dünger, sondern auch wegen der hohen Energiekosten und der Mindestlohnanhebung in einer angespannten wirtschaftlichen Situation. Nach seiner Überzeugung hat es aber jeder Bauer in der Hand, seine Lage zu verbessern, beispielsweise durch eine kluge Absicherung an den Terminmärkten.
Bei pro Hektar rund 500 Euro mehr an Düngerkosten und etwa 700 Euro höheren Getreideerlösen sei die Produktion in seinem Betrieb in Vorpommern zumindest für diese Saison wirtschaftlich noch tragfähig, stellte Gemballa fest. Er schränkte jedoch ein, dass dies längst nicht für alle Berufskollegen gelte.
Zudem steige der Liquiditätsbedarf aller Agrarunternehmen wegen der teuren Betriebsmittel drastisch, und die Ausgangslage für das Anbaujahr 2023 sei deutlich ungünstiger. Gemballa wird daher im kommenden Jahr möglicherweise Kulturen wie Sonnenblumen und Senf in seine Fruchtfolge einbauen: „Diese sind weniger stickstoffhungrig als Weizen oder Raps.“
Subventionen beim Düngerkauf abgelehnt
Staatliche Subventionen für den Düngerkauf nach polnischem Vorbild lehnt Gemballa genauso wie Dr. Michael Grunert vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) ab. Beide sehen hier den freien Markt und kaufmännisches Verhalten als die bessere Alternative an.
Gemballa wies aber darauf hin, dass die höheren Produktionskosten nicht ohne Folgen für die Verbraucher bleiben werden. Dies sei aber eher eine sozial- als eine agrarpolitische Frage, so der Landwirt.
Grunert sieht die Politik allenfalls in der Aufgabe, den Landwirten bei Liquiditätsproblemen unter die Arme zu greifen. Ansonsten bleibe der Markt der richtige Ausgleichsmechanismus für die Preisbildung.
Urease-Inhibitoren sowie Biostimulanzien
Der Vorsitzende des IVA-Fachbereichs Pflanzenernährung, Marco Fleischmann, betonte, dass auf Mineraldünger auch in Zukunft nicht verzichtet werden könne. Die Nutzungseffizienz des Nährstoffeinsatzes gewinne aber angesichts der extremen Preisentwicklung noch mehr an Bedeutung.
Hier könnten Präzisionslandwirtschaft, Düngerarten mit Urease-Inhibitoren sowie Biostimulanzien die richtigen Impulse liefern. Auch die Bedeutung der Wirtschaftsdünger werde insbesondere für die Grunddüngung noch wichtiger, betonte Fleischmann.
Um die Nachhaltigkeitsziele der Europäischen Union mit der aktuell drängenden Frage der heimischen und internationalen Ernährungssicherung zu verknüpfen, braucht es nach Einschätzung des IVA-Experten aber auch geeignete Rahmenbedingungen. Die Entwicklung und der Einsatz innovativer Lösungen für eine höhere Nährstoffeffizienz müssten daher forciert und gefördert werden, forderte Fleischmann.
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