
Viele Probleme die gerade den Düngermarkt beschäftigen, etwa die Versorgung mit Grundstoffen aus China, unterbrochene Lieferketten und extrem hohen Frachtkosten, beschäftigen auch die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln - die mitunter ja sogar dieselben sind wie die Düngerhersteller.
Das Problem für Landwirte ist: Sie haben im nächsten Jahr nicht kaum noch Mineraldünger zu Verfügung sondern sie können auch Unkraut, Pilze und Schädlinge nicht ausreichend bekämpfen. Ein Mangel an Glyphosat und andern wichtigen Pflanzenschutzmitteln könnte es den Landwirten in Europa, den USA und Asien im nächsten Frühjahr schwer machen die optimale Strategie für ihre Pflanzen umzusetzten.
Landwirte in den USA sind schon jetzt mit einem erheblichen Mangel an Herbiziden konfrontiert, darunter auch Glyphosat, das am häufigsten verwendete Herbizid in den USA und weltweit, berichtet der Spezial-Onlinedienst Chemical & Engineering News (C&EN).
Jeff Bunting, der die Pflanzenschutzabteilung des in ganz Nordamerika tätigen Agrarhändlers Growmark leitet, sagt gegenüber Chemical & Engineering News, sein Unternehmen habe seit Monaten große Probleme, ausreichend Pflanzenschutzmittel zu beschaffen. Und es ist vorerst keine Besserung in Sicht.
Neben den Lieferproblemen aus China, beschädigte in den USA außerdem auch der Hurrikan Ida Ende August eine große Anlage des deutschen Chemiekonzerns Bayer in Louisiana. Dort werden Glyphosat und andere Pflanzenschutzmittel hergestellt. Diese Anlage ist zwar jetzt schon wieder voll ausgelastet, sagt Buntin, doch Branche ist derzeit noch von zahlreichen anderen Problemen geplagt.
Nachkauf von Herbiziden oft viel zu teuer

Bill Johnson, ein Wissenschaftler der Purdue University, geht davon aus, dass es bei Glufosinat, einem anderen wichtigen Herbizid, ähnliche Problemen geben wird und es in den nächsten Wochen ebenfalls immer knapper wird. Sehr viele importierte und weltweit benötigte Produkte der Agrarchemie kommen durch Versandverzögerungen bzw. massive Lieferkettenprobleme nicht oder viel zu spät an.
So wird die ohnehin stockende Produktion von Agrarchemikalien immer weiter verzögert. Auch die rekordhohen Transportkosten verteuern die Pflanzenschutzmittel bzw. führen dazu, dass andere teurere Produkte (mit höheren Margen) bevozugt transportiert werden.
Josh Cox, ist ein Landwirt aus dem US-Bundesstaat Indiana. Er baut Mais, Sojabohnen und Weizen an. Cox sagte gegenüber C&E, dass er nur die Hälfte des gewünschten Glyphosats für das nächste Jahr bekommen hat, obwohl er Monate früher als gewöhnlich bestellt hat. Darüber hinaus treibt die Knappheit die Preise für sämtliche anderen Pflanzenschutzmittel immer weiter in die Höhe.
Der Farmer ist sich deshalb gar nicht sicher, ob er sich überhaupt noch zusätzliches Glyphosat leisten kann, wenn es denn wieder verfügbar sein sollte.
Wissenschafter Johnson ermutigt die Landwirte deshalb andere Wege zu gehen. Sie sollen Unkrautbekämpfungspläne entwickeln, die nicht so stark auf Herbizide angewiesen sind. Das könnte etwa das Pflügen des Bodens beinhalten, um Unkraut physisch zu entfernen oder auch mehr Zwischenfrüchte zu pflanzen, die das Unkraut unterdrücken oder kurz halten.
Knappheit geht auch 2022 weiter
Wissenschaftler der Kansas State University sagten gegenüber Chemical & Engineering News, dass die Landwirte auch das Beste aus den Herbiziden machen müssen, die sie gerade bekommen können. Sie favorisiert zudem die gezielte Bekämpfung von Unkräutern, wenn sie klein und leichter zu kontrollieren sind. Das kann Landwirten helfen, eine zweite Anwendung zu vermeiden.
Eine kürzlich von der Purdue University durchgeführte Umfrage ergab, dass die meisten amerikanischen Landwirte im nächsten Jahr mit deutlich höheren Preisen für sämtliche Pflanzenschutzmittel und anderen Betriebsmitteln rechnen. Landwirt Cox sagt außerdem„Es ist nicht schlecht, unsere Abhängigkeit von Herbiziden zu reduzieren, manchmal treibt so etwas die Notwendigkeit von neuen Erfindung an.“
So werden etwa Zwischenfrüchte auch in den USA immer häufiger angebaut, um Unkräuter zu verdrängen und deren Auflaufen vor Frühjahrspflanzungen zu unterdrücken. Der Mangel an Herbiziden wird sich jedoch im Jahr 2022 wahrscheinlich nicht bessern.
„Dies wird sich wahrscheinlich erst ab dem Erntejahr 2023 wieder ändern“, sagt Mike King, Executive Vice President des US-Pflanzenschutzhändlers Atticus gegenüber dem Onlineportal Successful Farming. Die Knappheit hatte Atticus veranlasst, den größten Teil seines für 2022 benötigten Produktbestands einige Monate früher als normalerweise zu buchen. Doch das hat nicht besonders gut funktioniert.
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