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Produktionskosten und Düngerpreise

Panik am Düngermarkt – Schockwellen treiben Düngerpreise nach oben

düngerfabrik.
am Donnerstag, 23.09.2021 - 12:31 (Jetzt kommentieren)

Die Preise für Stickstoffdünger steigen auf immer neue Rekordhochs. Der Grund: explodierende Gaspreise und Produktionskürzungen.

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Explodierende Erdgaspreise führen zu großflächigen Stilllegungen von Düngemittelfabriken in Europa. Das hat Folgen für die Landwirte und  auch für die weltweite Nahrungsmittelversorgung. Die europäischen Gaspreise sind aufgrund niedriger Speicherstände und massiver Versorgungsprobleme auf neue Rekordhöhen gestiegen. Und weltweit folgen die Preise für Düngemitteln und anderen chemischen Produkten diesen Vorgaben. Erdgas ist ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Stickstoffdüngemitteln wie Ammoniak, Harnstoff und Nitraten.

Die Preise für Stickstoffdünger steigen täglich immer schneller. Und neue Saison hat gerade erst begonnen. Einige Preise liegen bereits über dem bisherigen Rekordniveau der Finanzkrise 2007/08. Diese Entwicklung löst Panik nicht nur bei den Düngemittelherstellern aus sondern auch in der Landwirtschaft – wo die Produktions-Kosten sich bereits auf Rekordniveau befinden.

Doch die Krise ist offenbar noch lange nicht zu Ende: Die europäischen Erdgaspreise setzen ihre Rallye weiter fort, nachdem bekannt wurde, dass die russische Gazprom beschlossen hat, im Oktober keine zusätzlichen Kapazitäten für den Transport von Gas über die Ukraine zu buchen. Die Nachricht kam zu einem Zeitpunkt, als die rekordhohen Gaspreise bereits Schockwellen bei den Herstellern von  Düngemitteln bis hin zur Lebensmittelverarbeitung und der Schlachtindustrie auslösten.

Die Folge waren eine Reihe von Betriebsstillegungen und Produktionskürzungen und sogar erste Insolvenzen bei Energiehändlern. "Alles bewegt sich steil nach oben, aber derzeit sind die Stickstoffpreise in Europa auf einem Niveau, das die Produktion von Ammoniak nicht rechtfertigt", sagte der Chef des größten europäischen Düngerherstellers Yara, Svein Tore Holsether vor internationalen Medien.

Immer neue Rekordpreise bei Stickstoffdünger

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Die Preise für Ammoniumnitrat (AN) und Calciumammoniumnitrat (CAN) in Nordwesteuropa haben die bisherigen Höchststände von 2007/08 bereits überschritten, berichten Analysten. Auch in Ägypten, einem wichtigen Lieferanten für Westeuropa, wurde zum ersten Mal seit Mai 2012 Harnstoff zu Preisen von über 500 USD/Tonne FOB verkauft.

Die Ankündigung des norwegischen Düngemittelkonzerns Yara vom vorigen Freitag von 40 % Kapazitätskürzungen in seinem europäischen Ammoniak-Produktionssystem aufgrund steigender Erdgaskosten, löste weltweit Schockwellen im Düngemittel- und Chemiesektor aus. Der europäische Nitratmarkt wurde von Analysten als "verrückt" beschrieben, nicht nur wegen explodierender Gaskosten und Produktionskürzungen, sondern auch wegen der starken Preissteigerungen bei Harnstoff und anderen Stickstoffdüngern.

Yara versucht mittlerweile die stillgelegte europäische Ammoniakproduktion durch billigeres karibisches Material zu ersetzen, teilte  Yara-Chef Svein Tore Holsether mit. „Angesichts der rekordhohen Gaspreise haben wir die Flexibilität in unserem System, Teile der Ammoniakproduktion abzuschalten: Anstatt also europäisches Erdgas zu verwenden, importieren wir aus anderen Anlagen, die auf Hochtouren laufen“, sagte er.

Britischer Hersteller soll Produktion wieder hochfahren

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Doch es gibt auch gute Nachrichten: Der US-Produzent CF Industries hat angekündigt, die Ammoniakanlage in seinem Komplex in Billingham, Großbritannien, sofort wieder in Betrieb zu nehmen. Der Neustart folgt einer Zwischenvereinbarung mit der britischen Regierung, um die Kosten für den Betrieb der Ammoniakanlage und die Produktion von CO2 für den britischen Markt zu decken.

Die Internationale Energieagentur, die weltweit führende Energieorganisation, forderte derweil Russland auf, die Gasversorgung Europas inmitten der beispiellosen Rallye der Gas-Preise zu erhöhen.

Doch die globalen Gaspreise steigen aufgrund der starken Nachfrage von Käufern wie China, in Kombination mit extrem niedrigen Lagerbeständen in Europa und Produktionsproblemen in verschiedenen Regionen der Welt, weiter an. Die Produktionskürzungen bei Düngemitteln aufgrund hoher Erdgaspreise halten die petrochemischen Hersteller in höchster Alarmbereitschaft. In Verbindung mit den rekordhohen Transportkosten stellt die Kostenexplosion eine große Herausforderung dar.

Die Erdgaspreise stiegen diese Woche immer weiter. Auf der anderen Seite des Atlantiks forderte die US-Handelsgruppe Industrial Energy Consumers of America, die US-Industrieunternehmen vertritt, deshalb das US-Energieministerium (DOE) auf, Flüssiggasexporte aufgrund weiter steigender Gaspreise zu beschränken.

Das zeigt, dass sich die Gaspreis- und Düngerkrise immer stärker ausweitet und zu ernsthaften Versorgungsproblemen in verschiedenen Wirtschafts-Bereichen und vor allem im Energie-, Chemie- und Düngersektor führen dürfte. Landwirte dürften vor dem Hintergrund der rekordhohen Kosten zu den am stärksten Betroffenen gehören.

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