
Russische Behörden stoppten vorige Woche die Düngerexporte an einigen Häfen. Der Grund: Den Exporteuren fehlten die die nötigen Lizenzen. Bereits im November hatte die russische Regierung angekündigt, die Ausfuhren der wichtigsten Stickstoffdünger über Quoten zu regulieren. Begründet wurde das die starke Inflation am Binnenmarkt zu bremsen und die Kostenexplosion bei den Landwirten in den Griff zu bekommen.
Anfang Dezember wurden nun etliche Exporte wegen angeblich fehlender Ausfuhrlizenzen zunächst ausgesetzt, berichteten die russische Nachrichtenagentur Interfax und auch Reuters. Damit verknappt sich das verfügbare Angebot immer weiter, denn auch andere große Düngerexporte wie etwa China regulieren oder unterbrechen ihre Düngerausfuhren.
Die russische Regierung hatte zuvor beschlossen, den Export von verschieden Stickstoffdüngemitteln zunächst für sechs Monate zu beschränken. Die Quoten sollten für den 1. Dezember bis 31. Mai gelten und bis Ende November an die Exporteure verteilt werden.
„Diejenigen, die bis zum 1. Dezember ihre Fracht nicht registriert hatten, konnten jedoch keine Düngemittel exportieren", berichtete Interfax. Die Schiffe stecken in der Nähe der großen Export-Häfen fest, da sie keinen Dünger laden dürfen, obwohl sich die Fracht sich in den Häfen stapelt", heißt es weiter. Die Exportlizenzen sollten eigentlich bis zum 6. Dezember verteilt werden.
Russland reguliert Export und will Inflation bekämpfen

Das russische Finanzministerium hatte bereits im November mitgeteilt, den Export von Stickstoff- und Phosphatdüngemitteln stärker zu regulieren, um den russischen Markt besser zu versorgen und die Preise für die Bauern zu drücken.
Das Ministerium hat bestimmte Düngemittel in die Liste der Waren aufgenommen, für die eine periodische Zollanmeldung verboten oder eingeschränkt wurde. Diese Änderungen betreffen den Export von sämtlichen Stickstoffdüngemitteln sowie von Diammoniumphosphat (DAP), Monoammoniumphosphat (MAP) und weiteren Stickstoff-, Phosphor- und Kaliumdüngemittel (NPK).
Die russische Regierung will den Export von Stickstoffdüngemitteln auf etwa 5,9 Millionen Tonnen und den Versand stickstoffhaltiger Mehrnährstoffdünger auf 5,35 Millionen Tonnen begrenzen, berichteten russische Analysten.
Die Maßnahmen greifen seit Anfang Dezember, schreibt die Nachrichtenagentur Interfax. Doch Russland ist einer der weltweit größten Exporteure von Stickstoff- und Phosphatdüngemitteln und die Regulierung hat erhebliche Folgen für die globalen Märkte.
Hinzu kommt: Ein anderer große Exporteur, nämlich China, macht derzeit das Gleiche wie die Russen. Das Reich der Mitte hat den Export von Stickstoff- und Phosphatdüngemitteln ebenfalls gestoppt oder führte verschärfte Ausfuhrauflagen und Kontrollen ein.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte Anfang November gefordert, ein Maßnahmenpaket zu schnüren, um die Risiken der negativen Folgen der Energieknappheit in Europa zu neutralisieren, einschließlich der Destabilisierung der Märkte für Stickstoffdüngemittel, metallurgischer Produkte und bei Lebensmitteln.
Russische Medien berichten, dass bei Düngemitteln außerdem diskutiert wird, die derzeitige staatliche Preisregulierung bei Ammoniumnitrat (AN) für die Frühjahrsaussaat zunächst einmal bis Mai 2022 zu verlängern, um so die Belieferung des heimischen Marktes zu bezahlbaren Preisen abzusichern.
Russland und China: Die Folgen für die globalen Märkte

„Viel wird davon abhängen, wie die Quote für Stickstoffdünger auf die verschiendenen Nährstoffarten aufgeteilt wird“, sagte die russische Analystin Elena Sachnova. Russische Landwirte verwenden nämlich hauptsächlich Ammonium für die Frühjahrspflanzung, während Harnstoff der wichtigste Stickstoffdünger in Europa und Asien ist, so dass die Erzeuger dort möglicherweise mit noch höheren Preisen rechnen müssen, sagte Sachnova.
Die Regierung habe eine entsprechende Verteilung zwischen dem Inlands- und dem Auslandsmarkt festgelegt, sagte auch Maxim Kuznetsov, Geschäftsführer des russischen Verbands der Düngemittelhersteller, der die größten Unternehmen der Branche vertritt. Die Regulierung wird die Produktion nicht beeinträchtigen, sagte er.
Europäische Düngerunternehmen wie etwa Yara oder BASF berichten indessen, dass sich die Stickstoffpreise im letzten Monat verdreifacht haben und es enorme Engpässe und Versorgungsprobelme gibt. Sie haben wegen der rekordhohen Gaspreise bereits Werke stellgelegt oder die Produktuion runtergefahren. Knappheit herrscht aber auch deshalb, weil neben Russland auch China seine Exporte von Harnstoff gestoppt hat, um eine ausreichende Inlandsversorgung sicherzustellen.
„Die russische Exportquote wird die globalen Märkte weiter verengen, wo bereits um das verfügbare Angebot gekämpft wird“, beschreibt Alexis Maxwell die Lage, Analyst bei Green Markets, einem Unternehmen von Bloomberg. „Russlands ist zudem ein sehr wichtiger Stickstofflieferant für die USA“, sagt er.
In den USA erreichten der Düngemittelpreise zuletzt immer neue neue Rekordmarken, ebenso wie die Stickstoffpreise in Westeuropa, hatte Green Markets vorige Woche berichtet.
Europäische Reaktionen: Mehr Gülle düngen oder Soforthilfen?

Die EU-Kommission müsse etwas gegen die hohen unternehmen, hatten nach Informationen von AgraEuropa vorige Woche eine Reihe von Abgeordneten des Europaparlaments gefordert. Diese schlugen im Agrarausschuss verschiedene Maßnahmen zur Bekämpfung der hohen Düngerpreise vor.
So glauben niederländische EU-Abgeordnete, dass die Vermarktung von organischem Material eine Lösung sei. Produkte aus Gülle sind technisch reif, der Verkauf würde sich lohnen, sagte der niederländische Abgeordnte Jan Huitema.
Französische Abgeordnete machten auf die Misere der Landwirte infolge der hohen Betriebsmittelpreise aufmerksam. Sie setzten sich deshalb für Soforthilfen aus dem EU-Haushalt ein.
Andere Europaabgeordnete forderten die EU-Kommission außerdem auf, die Strafzölle für Harnstofflösungen aus Russland und aus den USA befristet auszusetzen, um dem Engpass auf dem Düngemittelmarkt entgegenzuwirken.
Die EU-Kommission überprüft zurzeit die Antidumpingzölle für Harnstofflösungen. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, berichtete Michael Scannell von der EU-Kommission im Agrarausschuss. Der Grund: Die Strafzölle machen nur einen geringen Anteil an den sehr hohen Düngemittelpreisen aus, und eine befristete Streichung würde sich kaum auf die Preise auswirken, gab Scannell zu bedenken.
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