
Russland will seine Exportquoten für Stickstoff und Mehrnährstoffdünger erhöhen, teilte das russische Wirtschaftsministerium nach Information der russischen Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag (31.03) mit. Russland ist einer der größten Produzenten und Exporteure von stickstoffhaltigen Düngemitteln – aber auch von Kali- und Phosphordünger.
Am 3. November 2021 hatte der russische Premierminister Mikhail Mishustin angekündigt, dass für einen Zeitraum von sechs Monaten vorübergehende Exportquoten für Stickstoffdünger eingeführt werden. Die bis zum 31. Mai 2022 geltende Exportobergrenze wurde auf 5,9 Millionen Tonnen für Stickstoffdünger und 5,35 Millionen Tonnen für Mehrnährstoffdünger festgelegt. Später wurde die Exportquote für Harnstoff um 280.000 Tonnen erhöht, um die Einführung neuer Produktionskapazitäten zu berücksichtigen, berichtet Interfax weiter.
Der russische Unterausschuss für Zolltarife und nichttarifäre Regulierung hat nun beschlossen, die Exportquoten für Stickstoff und Mehrnährstoffdünger um weitere 231.000 bzw. 466.000 Tonnen zu erhöhen, teilte Interfax mit. Die Quoten wurden unter Berücksichtigung des Gleichgewichts von Produktion und Verbrauch dieser Düngemittelarten aktualisiert, sagte das russische Wirtschaftsministerium.
Der Kreml teilte allerdings am Mittwoch (30.03) ebenfalls mit, dass künftig alle Energie- und Rohstoffexporte Russlands in Rubel abgerechnet werden könnten, und damit auch die Ausfuhren von Mineraldünger.
Hamsterkäufe von Ammoniumnitrat in Russland
Nach russischen Exportregulierung im November sind die Düngerpreise am Weltmarkt steil angestiegen. Und sie steigen seitdem fast im Wochentakt auf immer neue Rekordmarken. Vor allem die steigenden Erdgaspreise haben die globalen Düngerpreise zuletzt immer weiter nach oben getrieben und in Europa zu Werksschließungen und Produktionseinschränkungen geführt.
Die Exportregulierung Russlands hat für viele große Importeure zu zusätzlichen Versorgungsproblemen in einem ohnehin sehr schlecht versorgten Düngermarkt gesorgt. Der umfassendere weltweite Mangel an Stickstoffdüngemitteln beeinflusste nach Einschätzung von Marktanalysten aber auch den russischen Inlandsmarkt. So kam es offenbar auch in Russland zu Hamsterkäufen durch Düngerhändler und Landwirte. Dies führte dann auch in Russland zu Lieferengpässen, die die Versorgungsängste in Russland und am Weltmarkt weiter schürten.
Der überwiegende Teil der russischen Inlandsnachfrage enfällt auf Ammoniumnitrat, das bei weitem wichtigste Düngemittel in Russland. Bei Harnstoff verbraucht der russische Inlandsmarkt hingegen weniger als 10 % der russischen Harnstoffproduktion. Dennoch haben die russischen Behörden derzeit für jeden Hersteller und für jedes Produkt konkrete Exportquoten zugeteilt, die nun offenbar nacoh oben angepasst werden.
Kommt russisches Ammoniumnitrat nach Europa?

Die durchschnittlichen russischen Harnstoffexporte zwischen Dezember und Mai in den letzten drei Jahren betrugen 3,54 Millionen, berichten die britischen Düngeranalysten von Profercy. Die russische Harnstoff-Exportquote von 4,0 Mio. Tonnen lag sogar deutlich über den bisherigen Exportmengen während des Quotenzeitraums. Unterdessen lag die Exportzuteilung für Ammoniumnitrat mit 744.000 t deutlich unter dem Durchschnitt von 1,62 Mio. Tonnen, die in den letzten drei Jahren von Dezember bis Mai exportiert wurden.
Brasilien war bisher der mit Abstand größte Importeur von russischem Ammoniumnitrat, wobei etwa 30 % der russischen Dezember-Mai-Exporte (im Durchschnitt) nach Brasilien verschifft wurden. Die Auswirkungen der Quoten auf den brasilianischen Markt waren jedoch begrenzt, da sich die Importeure Anfang dieses Jahres beträchtliche Mengen für die kommende Saison gesichert hatten.
Lieferungen nach Europa waren wegen der sehr niedrigen AN-Export-Quote fast nicht möglich. Obwohl auf russisches Ammoniumnitrat in Europa einen Antidumpingzoll besteht, eröffnen die starken europäischen Produktionskürzungen großer Hersteller wie Yara oder Borealis und die stark gestiegenen Düngerpreise erstmals seit vielen Jahren wieder die Möglichkeit für russische AN, in größerem Umfang nach Europa zu gelangen.
Im Vereinigten Königreich wurde russisches AN nach Angaben der Analysten von Profercy zuletzt günstiger angeboten als polnisches oder litauisches AN, das in Europa totale Mangelware war.
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