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Wie viel Dünger brauchen die deutschen Bauern? – Die Düngerkrise

Düngerstreuer
am Dienstag, 15.03.2022 - 09:00 (3 Kommentare)

Ohne Mineraldünger wären die Getreideerträge nur halb so hoch. Die Bauern müssen beim Düngerkauf derzeit fast dreimal so viel Geld ausgeben wie zuvor. Wieviel Dünger brauchen die deutschen Landwirte aber, um stabile Erträge und eine ausreichend hohe Getreidequalität zu erzielen? Und wieviel Dünger muss importiert werden, um den heimischen Markt zu versorgen?

N-Dünger-Einsatz.

Fakt ist: Der Einsatz von Stickstoffdünger auf deutschen Feldern hat in den letzten Jahren stetig abgenommen. Zum einen ist die Ausbringungstechnik immer besser und zielgenauer geworden – und zum anderen werden die umweltpolitischen Auflagen und Einschränkungen im Ackerbau immer höher.

Im letzten vom Statistischen Bundesamt ausgewiesenen Wirtschaftsjahr 2020/21 haben die deutschen Landwirte jedenfalls so wenig Stickstoffdünger eingesetzt wie noch nie zuvor. Umgerechnet in Tonnen Stickstoff (N) waren es 1,265 Millionen Tonnen. Im Verlauf der letzten 10 Jahre ist das ein gravierender Rückgang von rund 30 Prozent oder 520.000 Tonnen Stickstoff. Auch der bisherige Tiefpunkt aus dem Dürrejahr 2018 wurde damit unterboten.

Deutlich wird diese Entwicklung auch in Bezug auf die Ausbringungsmenge je Hektar. Diese lag für das Wirtschaftsjahr 2020/21 nur noch bei 76,3 kg und damit so niedrig wie noch nie. Interessanterweise haben die Bauern es trotzdem geschafft, mit modernen Technologien und optimierten Abläufen ihre Erträge und die Qualität der Weizenernte oben zu halten. Doch das könnte sich jetzt ändern: Der mit Abstand wichtigste Stickstoffdünger der deutschen Landwirte – Kalkammonsalpeter hat sich im Vergleich zum Vorjahr um das 2,6fache auf reichlich 600 Euro je Tonne verteuert.

Harnstoff kostet mit derzeit 790 Euro je Tonne gut doppelt so viel wie im vorigen Jahr und auch für den Flüssigdünger Ammonnitrat-Harnstofflösung (AHL) muss mit 590 Euro je Tonne fast das Dreifache gezahlt werden. Bei diesen Preisen wird sich jeder Landwirt genau überlegen, wieviel Stickstoffdünger er einsetzt, wenn er ihn überhaupt am Markt bekommt. Die meisten Experten sind jedenfalls überzeugt: Mangel und hohe Preise verändern die Anbaustruktur und drücken mächtig auf die Erträge und die Qualität der neuen Getreideernte.   

Erstaunlich: Bei N-Dünger ist Deutschland Nettoexporteur

N-Dünger-Exporte.

Ein weiter Grund für die hohen Düngerpreise sind neben den hohen Energiepreisen auch der weitgehende Ausfall Russlands als weltweit größter Stickstoffexporteur. Bereits vor Kriegsbeginn hatte Russland seine Ausfuhr von Ammoniumnitrat und anderen Stickstoffdüngern gestoppt – nun verhindern die Sanktionen den Export. Zudem hat auch China als weltweit größter Harnstoffexporteur seine Ausfuhren streng reguliert.

Doch in Deutschland befindliche Düngerfabriken produzieren offenbar selbst mehr Stickstoffdünger als die Bauern hierzulande verbrauchen – sagt jedenfalls die offizielle Handelsstatistik von Destatis. Zu bedenken ist dabei, dass die Hersteller in aller Regel internationale Konzerne sind, wie etwa Yara, die sowieso in die ganze Welt exportieren.

Trotzdem: Die deutsche Handelsstatistik zeigt für das Jahr 2021 den Export von 3,2 Millionen Tonnen Stickstoffdüngemitteln aus Deutschland. Dem stehen Importe von 2,7 Millionen Tonnen gegenüber – ein Exportüberschuss von immerhin 500.000 Tonnen Stickstoffdünger in Produktgewicht. Dabei wird der allermeiste N-Dünger mit anderen EU-Ländern gehandelt: Beim Export sind die Hauptabnehmer Polen, Dänemark, Schweden, Frankreich, Belgien, Spanien und Tschechien.

Außerhalb der EU verkaufen in Deutschland ansässige Hersteller die größten Mengen ins Vereinigte Königreich, in die Schweiz, nach Norwegen, nach Südafrika und nach Brasilien. Die größten Importmengen nach Deutschland kommen nicht so sehr aus Russland – sondern vielmehr auch aus anderen EU-Ländern wie etwa den Niederlanden, Tschechien, Belgien, Polen und auch aus Österreich und der Slowakei.  

Russland spielt für Deutschland als direkter Lieferant von N-Dünger keine entscheidende Rolle – es liefert etwa soviel N-Dünger wie Frankreich oder etwa halb so viel wie Österreich. Indirekt, als Katalysator für die globale Preisentwicklung, ist das Gewicht von Russland jedoch für deutsche Bauern außerordentlich hoch.  

Kalidünger-Verbrauch stabil – Reichlich deutsche Exporte in die ganze Welt

Kalidüngerexport aus Deutschland

Ein anderer wichtiger Mineraldünger ist Kali. Hier sind die Preise ebenfalls sehr hoch und zuletzt dramatisch gestiegen. Dabei hängen die Kalipreise deutlich weniger an den Energiepreisen als die Preise für Stickstoffdünger. Der Grund für den aktuellen Preisanstieg: Russland und Weißrussland sind nach Kanada die größten Produzenten und Exporteure der Welt. Doch Deutschland gehört selbst zu den großen Produzenten und Exporteuren von Kali: Hier gibt es nämlich die Kali & Salz AG (K+S) als einen der weltweit führenden Hersteller.

Der Einsatz der Bauern von Kali auf den Feldern war zuletzt relativ stabil – und hat in den letzten 4 Jahren sogar moderat zugenommen. Die Statistiker weisen für das Wirtschaftsjahr 2020/21 jedenfalls eine im Inland abgesetzte Menge von 446.000 Tonnen aus – das sind fast 30.000 Tonnen mehr als im Jahr davor und der höchste Wert seit 7 Jahren. Die Einsatzmenge pro Hektar liegt bei knapp 27 kg.

Die Preise für Kalidünger lagen in Deutschland zuletzt bei 408 Euro je Tonne – das waren rund 70 Prozent mehr als vor einem Jahr. Obwohl Kali in Deutschland – anders als am Weltmarkt - nicht wirklich knapp ist. Aber der Düngermarkt ist eben sehr international, ähnlich wie der Getreidemarkt.

Das zeigt auch die Exportstatistik: So stehen einer Exportmenge von 4,3 Millionen Tonnen Kalidünger in Produktgewicht Einfuhren von gerade einmal 195.000 Tonnen gegenüber. Ein gewaltiger Exportüberschuss also. Hauptabnehmer von deutschem Kali sind, wie zu erwarten, etliche EU-Länder wie Belgien, Frankreich, Polen, Österreich, Tschechien und andere. Die mit Abstand größte Menge an Kalidünger geht jedoch nach Brasilien - und auch nach Norwegen und Südafrika. Algerien und die Schweiz sind ebenfalls Abnehmer von deutschem Kalidünger.

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