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Düngerpreise und Düngermarkt 2023 – Ausblick

Welche Düngerpreise zahlen Landwirte 2023? – Eine Prognose

Dünger verladen.
am Mittwoch, 30.11.2022 - 11:31 (1 Kommentar)

Welche Düngerpreise müssen Landwirte 2023 zahlen? Ist Europa ausreichend mit Dünger versorgt - und welche Faktoren beeinflussen den Markt? Diese Fragen beschäftigen viele Landwirte. Die Antworten werden nicht jedem gefallen.

Harnstoffpreise am Weltmarkt.

Die Düngerpreise sind zuletzt gefallen. Grund war der Rückgang der Gaspreise und ein regelrechter Käuferstreik. Doch die Unsicherheit über die weitere Entwicklung ist groß. Sowohl die Preisentwicklung als auch das am Markt verfügbare Angebot sind kaum abzuschätzen. Ein Grund bleibt die extreme Unsicherheit am Energiemarkt. Ein anderer Grund sind die Folgen des Krieges in der Ukraine für den Düngermarkt.

"Wenn die Geopolitik die Entwicklung an den Düngemittelmärkten bestimmt, sieht es für Düngemittel nicht gut aus. Genau das ist aber in den letzten beiden Jahren passiert, als die Märkte durch den Krieg in der Ukraine in schwere Turbulenzen gerieten", sagt die Rabobank in einer aktuellen Analyse. Für 2023 können wir jedoch damit rechnen, dass sich die Dinge wieder etwas beruhigen, glaubt zumindest Bruno Fonseca, Senior Analyst bei der Rabobank.

„Die Preisbewegungen in den vergangenen Monaten haben Parallelen zu bestimmten Perioden in der Vergangenheit“, sagt er. „Geschichte neigt dazu, sich zu wiederholen. Dies wird noch deutlicher, wenn wir historische Trends im sognannten Erschwinglichkeitsindex im Laufe der Zeit verfolgen. Der Erschwinglichkeitsindex zeigt den relativen Preis eines Warenkorbs im Vergleich zu den Düngerpreisen. Wenn man der Geschichte Glauben schenken will, insbesondere den nach der globalen Finanzkrise 2008 beobachteten Trends, dann sollten die Preise in den kommenden Monaten weiter fallen, sagt Fonseca.

In den USA sind die Preise für Harnstoff von September bis Ende November bereits um 35 Prozent auf 465 USD je Tonne gefallen. Auch das ist aber noch mehr als doppelt so viel, wie die Landwirte 2021 für ihren Dünger zahlen mussten.

Und: Am Terminmarkt rechnet man anders als die Rabobank nicht mit einem weiteren Rückgang, sondern wieder mit einem Anstieg der Preise bis zum Frühjahr. Der Bankanalyst Fonseca sagt jedoch: „Der gleitende Durchschnitt des Index tendiert nach unten, und die Düngemittelpreise werden auf das Vorkriegsniveau zurückkehren“.

Doch ganz so schnell wird es auch nach Einschätzung des Bankanalysten nicht gehen: „In den nächsten drei Monaten werden die Preise zwar weiter nach unten tendieren, aber über dem Normalwert bleiben. Das Hauptaugenmerk liegt bei Stickstoffdüngern, da die Erdgaskrise in Europa das Potenzial hat, Harnstoff und Ammoniak erneut zu verteuern und die Preise einem auf hohem Niveau zu halten.“

Europa: Düngerpreise folgen den Gaspreisen - auch weiterhin

KAS-Preise.

Der Markt für stickstoffbasierte Düngemittel ist wegen seiner engen Verbindung mit den Öl- und Erdgasmärkten der volatilste unter allen Düngemitteln. Deshalb wird erwartet, dass die Preise für Harnstoff, Ammoniak und andere Stickstoffdünger stärker schwanken. Die Volatilität der Harnstoffpreise im Jahr 2022 lag bis Mitte Oktober bei über 60 %, und damit dreimal so hoch wie im Fünfjahresdurchschnitt, sagt die Rabobank.

Solange die Erdgaskrise in Europa andauert, wird die Volatilität auf dem Markt für stickstoffbasierte Düngemittel anhalten, wobei Wochen mit stärkerer Nachfrage die Preise in die Höhe treiben können und schwächere Wochen die Preise nach unten drücken. Das haben wir zuletzt auch in Europa gesehen. Dort hat ein „Käuferstreik“ in Verbindung mit der Wiederinbetriebnahme von zuvor durch Yara und von anderen großen Herstellern stillgelegter Produktionskapazitäten, die Preise für Harnstoff um 25 % auf 820 Euro je Tonne und für Kalkammonsalpeter um 25 % auf 620 Euro je Tonne nach unten gedrückt.

Die Preise für Phosphatdünger gehen ebenfalls weiter nach unten, da die Nachfrage durch die sehr hohen Preise praktisch zerstört wurde, sagt die Rabobank. An den deutschen Importhäfen verbilligte sich Phosphordünger (DAP) seit September um 25 % auf knapp 800 Euro je Tonne. Auch am Kalimarkt zerstörten die hohen Preise die Nachfrage. An den deutschen Importhäfen verbilligte sich Kalidünger seit September aber nur um reichlich 10 % auf 570 Euro je Tonne.

Vor allem die Wiederaufnahme der Exporte aus Weißrussland und aus Russland führen zu einer Ausweitung des weltweiten Angebots bei verschiedenen Düngerarten, wodurch die Preise zusätzlich unter Druck geraten dürften, sagt die Rabobank. Insgesamt werden die anhaltend hohen Produktionskosten und die große Unsicherheit am Markt jedoch starke Preisrückgänge verhindern.

Auch die Logistik bleibt für die nächsten Monate ein unverändert großes Risiko, ebenso wie komplizierte Wetterbedingungen, die die möglichen Ausbringungszeiten beeinflussen. Diese Faktoren werden weiter für erhebliche Volatilität bei den Düngerpreisen sorgen.

In Europa bleibt Dünger knapp – Importe nötig

Die Düngemittelaussichten für die EU in den kommenden Monaten sind eine gemischte Geschichte in Bezug auf Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit, sagt die Rabobank. Die EU sieht sich weiter mit hohen Erdgaspreisen konfrontiert, da Russland aufgrund des Krieges in der Ukraine die Versorgung eingestellt hat. Infolgedessen sind die Produktionskosten für Ammoniak und nachgelagerten Stickstoff unwirtschaftlich, und die Lücke zwischen Kosten und Preisen ist erheblich, sagen die Bankanalysten.

Mehr als 50 % der Ammoniakproduktionsanlagen waren in Europa zeitweise stillgelegt, und könnten auch wieder stillgelegt werden, wenn die Gaspreise weiterhin so hoch bleiben. Da es unwahrscheinlich ist, dass die gesamte Kapazität wieder aufgenommen wird, es sei denn, die Wirtschaft oder Regierungen geben Anreize für die Produktion, werden diese Schließungen zu einer dauerhaften Verringerung der europäischen Stickstoffdüngerproduktion führen, glaubt die Rabobank.

Um die Lücke zu füllen, muss die EU aus anderen Regionen mehr Gas und auch Dünger importieren. Um den bevorstehenden Winter zu bewältigen, kauften EU-Entscheidungsträger am Weltmarkt hochpreisiges LNG-Erdgas, auch um die Lagerbestände zu erhöhen. Auch das ging auf Kosten der Düngerporoduktion..

Maximo Torero, Chefökonom der FAO, sagt: Dadurch wird die EU von einem wichtigen Exporteur zu einem Importeur, was die Düngemittelpreise erhöht und sich folglich auf die nächste Pflanzsaison auswirkt.

Alexis Maxwell, Analyst bei Green Markets, stimmt zu, und sagt: „Europa braucht Düngemittel, und der Import ist die nächstbeste Option, aber das wird eine große logistische Herausforderung sein, denn die weltweite Stickstoffreserve ist knapp.

Kommentar

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