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Ukraine-Krieg und Düngerpreise

Yara fährt Düngerproduktion runter – Krise verschärft sich

Harnstoff.
am Donnerstag, 10.03.2022 - 13:41 (3 Kommentare)

Yara und andere große Düngemittelhersteller drosseln erneut ihre Produktion. Grund sind die rekordhohen Erdgaspreise. Das erhöht die Risiken für die europäische Getreideproduktion und die Nahrungsmittelversorgung.

Europäische Düngemittelhersteller, darunter Yara International und Borealis AG, drosseln ihre Produktion, berichtet zuerst die amerikanische Nachrichtenagentur Bloomberg. Grund sind die rekordhohen Erdgaspreise. Dieses Vorgehen führt jedoch zu wachsenden Risiken für die Getreideproduktion und die Lebensmittelversorgung.

Russlands Invasion in der Ukraine hat die Rohstoffmärkte massiv erschüttert und Erdgas – den wichtigsten Ausgangsstoff für die Herstellung von Stickstoffdünger – auf neue Rekordwerte getrieben. Die großen Düngerhersteller drosseln nun, wie schon im vorigen Jahr, ihre Produktion. Doch das birgt das Risiko eines weltweiten Nahrungsmittelschocks.

Die Getreidepreise sind bereits auf neue Rekordwerte gestiegen ebenso wie die globalen Lebensmittelpreise. Der Krieg am Schwarzen Meer verschärft die Krise zusätzlich, denn Russland ist der größte Exporteur von Weizen und von Stickstoffdünger. Die Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) warnt dieser Tage vor einer globalen Hungerkrise in den ärmeren Ländern und einer Preisexplosion bei Lebensmitteln im Westen.

Yara: Produktion runter auf 45 Prozent

duenger.

Yara schränkt die Produktion in Ferrara in Italien und Le Havre in Frankreich vorübergehend ein, teilte der Leiter Investor Relations Silje Nygaard am Mittwoch mit. Die Produktion von Ammoniak und Harnstoff in seinen europäischen Anlagen wird bis Ende dieser Woche nur 45 % der Kapazität betragen, sagt Yara. Die beiden Anlagen produzieren zusammen 1 Million Tonnen Ammoniak und rund 900.000 Tonnen Harnstoff pro Jahr.

Yara will die Situation weiterhin beobachten und sein globales Produktionssystem so weit wie möglich nutzen, um die Versorgung der Kunden aufrechtzuerhalten und die Kontinuität der Lebensmittellieferketten zu gewährleisten, die Produktion jedoch aufgrund der schwierigen Marktbedingungen gegebenenfalls weiter einschränken, hieß es.

Ähnlich haben das der norwegische Stickstoffgigant und andere große Hersteller wie die BASF auch schon beim letzten starken Anstieg der Erdgaspreise Ende des vorigen Jahres gemacht.

Rekordhohe Erdgaspreise als Ursache

Erdgas wird als Ausgangsstoff für Stickstoffdünger verwendet und macht normalerweise etwa 80 % der Kosten eines Herstellers aus. Die Preise für Erdgas, den wichtigen Bestandteil der Stickstoff-Düngemittelherstellung, sind nach Kriegsausbruch an den europäischen Spotmärkten auf neue Rekordwerte geklettert.

Am 07. März kostete die MWH am wichtigsten europäischen Handelsplatz für Erdgas, am Natural Gas EU Dutch TTF 219 Euro je MWH und damit fast dreimal so viel wie vor Kriegsbeginn (71 Euro je MWH). Am Mittoch (09.03) und am heutigen Donnerstag sind die Preise wieder zurückgegangen und liegen bei 142,50 Euro je Mwh – das ist immer noch dopplet so viel wie vor Kriegsausbruch.

Westliche Sanktionen gegen Russland, auch im internationalen Zahlungsverkehr, dürften die Exporte von Gas, Öl, Getreide und auch Mineraldünger weiter einschränken. Denn die Finanzierung solcher Geschäfte wird nahezu unmöglich und die Risikoprämien wegen befürchteter Zahlungs- und Lieferausfälle im Handel mit Russland sind extrem hoch.

Die Folge: Auch die Preise für Harnstoffdünger sind am Terminmarkt in den USA seit Beginn der Invasion am 24. Februar bis zum 09. März um 46 Prozent bzw. 255 USD  je Tonne auf 805 USD je Tonne gestiegen.

Borealis drosselt auch – als Händler und Produzent

Düngerfabrik.

Borealis, ein weiterer großer europäischer Düngemittelhersteller, reduziert aufgrund des aktuell hohen Gas-Preises ebenfalls seine Produktionskapazität für Ammoniak. Es wird auch erwogen, die Produktion aus „wirtschaftlichen Gründen“ einzustellen, sagte Virginia Wieser, Corporate Communications Manager, gegenüber Bloomberg.

Borealis ist einer der Marktführer am europäischen Düngemittelmarkt. Rund fünf Millionen Tonnen Düngemittel werden jährlich über das Vertriebsnetz von Borealis L.A.T. in West-, Mittel- und Südosteuropa ausgeliefert. Borealis erzeugt Düngermittel aus Stickstoff, Stickstoff und Phosphor und NPK-Dünger (Stickstoff-Phosphor-Kalium) sowie eine Reihe anderer Stickstoffprodukte, von Ammoniak und Ammoniumnitrat bis hin zu Salpetersäure- und Harnstofflösungen.

Borealis-Standorte befinden sich in Österreich, Frankreich, den Niederlanden und Belgien. Mit rund 60 Lagern in ganz Europa und einer Lagerkapazität von über 700.000 Tonnen, ist das Unternehmen derzeit Europas führender Düngemittelgroßhändler.

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