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Futterversorgung

Futterpreise gehen durch die Decke

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am Montag, 09.07.2018 - 13:55 (Jetzt kommentieren)

Futter wird im Norden und im Osten Deutschlands immer knapper. Engpässe bei der Versorgung der Tierbestände zeichnen sich ab.

Auf vielen Wiesen ist kaum noch Gras für den zweiten Schnitt gewachsen. So kann weder ausreichend Heu erzeugt werden, noch steht genügend Gras zur Produktion von Silage zur Verfügung. Auch der Mais hat sein Wachstum vielerorts eingestellt.

Die sehr schwache Getreideernte drückt nicht nur die Produktion von Futtergetreide, sondern hat auch die verfügbare Strohmenge stark reduziert. Die Preise für Futtergerste sind in Hamburg bereits auf den höchsten Stand seit vier Jahren geklettert. Futterweizen hat sich ebenfalls kräftig verteuert.

Die Preise für Heu und Stroh dürften ebenfalls durch die Decke gehen. Als Reaktion auf die sich abzeichnenden Probleme haben die betroffenen Bundesländer die ökologischen Vorrangflächen zur Futterversorgung freigegeben. Dies ist jedoch nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, glauben beispielsweise die Landwirte in Niedersachsen.

Ökoflächen helfen nur wenig

Gras häckseln

In Niedersachsen ist nicht mal ein Prozent des Weide- und Ackerlands als Öko-Brache ausgewiesen, sagte die Sprecherin des Landvolks, Gabi von der Brelie, gegenüber dem NDR. Das seien 23.000 ha von insgesamt 2,5 Mio. ha. Die Freigabe durch das Ministerium sei dementsprechend nur ein Notnagel.

Auch die Landwirtschaftskammer in Oldenburg ist skeptisch. Große Nährstofflieferungen seien von den Öko-Flächen nicht zu erwarten, zumal sich dieses Futter als Heu für Pferde und Schafe eigne, weniger jedoch für Milchkühe.

Dabei macht die Dürre hauptsächlich den Milchviehhaltern im Osten Niedersachsens zu schaffen. Selbst wenn es dort regnet, versickert das Wasser in den sandigen Böden sofort. In der Wesermarsch sei das Problem dagegen nicht ganz so drängend. Der Marschboden binde die Feuchtigkeit nämlich etwas länger.

Abbau der Viehbestände droht

Deutz mit Anhänger voll Heu

Noch schlimmer ist die Situation offenbar im Osten Deutschlands. Aus Sachsen-Anhalt berichtete der Vorsitzende des Kreis-Bauernverbandes Salzwedel, Raimund Punke, gegenüber der Regionalzeitung Volkstimme von katastrophalen Zuständen.

Die viel zu frühe Ernte der Gerste hatte Ertragseinbußen von mehr als 50 % gebracht. "Aber ich habe gerade noch viel größere Probleme", sagt der Landwirt, der 1.200 Milchkühe hält. Das Futter wird knapp. Auf den Wiesen ist kaum Gras für den zweiten Schnitt gewachsen, um daraus Silage zu machen, sagt Punke.

Noch habe sein Betrieb Reserven. Wenn es aber nicht gelinge, Futterquellen zu erschließen, bleibe ihm und anderen Viehhaltern nichts weiter, als die Bestände zu reduzieren. "Ich habe schon viel erlebt und kann mich nicht erinnern, dass es schon einmal so extrem gewesen ist", sagt der Landwirt gegenüber der Regionalzeitung.

Deutlich höhere Futterkosten

Die Futterknappheit lässt sich bereits deutlich an den Preisen für Futtergetreide und anderen Futtermitteln ablesen. Die Preise für Futtergerste zur Anlieferung im September wurden in Hamburg Ende der vorigen Woche mit 182 Euro/t gemeldet. Das sind 11 Euro mehr als Anfang Juni und zudem die höchsten Gerstenpreise seit mehr als vier Jahren.

Für neuerntigen Futterweizen wurden in Hamburg vorige Woche 183 Euro/t geboten. Das ist der höchste Futterweizenpreis seit drei Jahren. Auch die Heu- und Strohpreise gehen durch die Decke. Aus dem Nordwesten Deutschlands berichteten Landwirte vereinzelt von Preisforderungen bei Großballenpreisen für Stroh von 200 Euro/t, für frei Hof gelieferte Ware.

Ende Mai lagen die Strohpreise noch bei knapp 100 Euro. Das wäre eine Verdopplung der Preise. Noch gibt es bei Heu und Stroh jedoch kein einheitliches und belastbares Bild über die regionale Preisentwicklung. Klar ist jedoch, dass sowohl Heu und Stroh, als auch Gras- und Maissilage in diesem Jahr sehr knapp und teuer werden.

In extremen Dürrejahren wie 2003, aber auch 2006, 2011 und 2015 hatten die Bauernverbände Futterbörsen im Internet eingerichtet. So konnten die betroffenen Landwirte Silage, Heu, Stroh und Futtergetreide zukaufen. Dies könnte sich in diesem Jahr wiederholen.

Vermarktung Live: So trocken sind die Felder im Norden

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