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Futterversorgung und Futterpreise

Eiweißfutter extrem teuer: Rapsschrot kostet über 500 Euro

Rapschrot.
am Freitag, 08.04.2022 - 10:21 (Jetzt kommentieren)

Die Preise für Rapsschrot kletterten im April auf mehr als 500 Euro. Damit ist Rapsschrot in Deutschland erstmals so teuer wie Sojaschrot. Dort sind die Preise zuletzt etwas von ihren vorher erreichten Höchstwerten zurückgegangen. Hintergrund ist das etwas bessere Angebot durch die aktuelle Ernte in Südamerika und die hohen Anbauprognosen aus den USA.

Rapsschrotpreise steigen.

Die Preise für Rapsschrot bewegen sich über der Marke von 500 Euro und damit auf einem ähnlichem Niveau wie Sojaschrot. Am Hamburger Großmarkt und Importhafen werden derzeit für Rapsschrot 503 Euro verlangt – zweitweise waren es 512 Euro. Sojaschrot kostet derzeit 517 Euro und damit ähnlich viel wie Raps.

Anfang März waren die Sojaschrotpreise auf ihr bisheriges Allzeithoch von 570 Euro je Tonne gestiegen. Mit dem Preisrückgang bei Sojabohnen in den USA und Südamerika  ging es dann etwas nach unten. Hintergrund ist die die Erwartung, dass die Landwirte in den USA den Sojaanbau für die Ernte 2022 deutlich zu Lasten von Mais ausweiten. Ursache sind vor allem die deutlich höheren Kosten für Dünger im Maisanbau.

Auf der anderen Seiten ist das aktuelle Angebot an Rapssaat und Schrot in Europa extrem knapp und die die Importe aus der Ukraine sind komplett ins Stocken gekommen. Auch für die nächste Saison dürfte der wichtigste ausländische Rapslieferant – die Ukraine -  wegen der anhaltenden Kriegshandlungen und der Zerstörung der für die Ernte benötigten Infrastruktur weitgehend ausfallen.

Weltmarkpreise für Raps auf Rekordstand

Schrotverbrauch in Deutschland..

Die aktuelle und die erwartete Knappheit sieht man an den Rapspreisen. An den wichtigsten Exporthäfen in Kanada und in Australien kletterten die Rapspreise diese Woche auf neue Allzeithochs. So wurde kanadischer Raps (Canola) diese Woche in Vancouver für 968 USD je Tonne (fob) verladen. Australischer Raps kostete an den dortigen Exporthäfen 923 USD je Tonne (fob). Beides waren neue Rekordmarken.

In Frankreich lagen die Preise für die dort zum gleichen Zeitpunkt verladene Ware bei umgerechnet 1.050 USD je Tonne – und damit, im Unterschied zu den beiden Exportländern, etwas niedriger als in der Woche zuvor. Doch eines zeigen diese Preise eindeutig an: Die absolute Knappheit von Rapssaat und Rapsschrot. Während aber in Europa deutlich mehr Sojaschrot als Rapsschrot in der Tierfüttung eingesetzt wird, ist es in Deutschland seit einigen Jahren umgekehrt.

So weist die Kommission in ihrem aktuellen Marktüberblick für Sojaschrot in der EU 27 einen Verbrauch von 27,7 Millionen Tonnen aus. Das ist mehr als doppelt soviel wie der Rapsschrotverbrauch mit 11,8 Millionen Tonnen angegeben wird. In Deutschland wurden im zurückliegenden Wirtschaftsjahr 2020/21 hingegen nur noch 2,9 Millionen Tonnen Sojaschrot verfüttert – aber dafür 4,0 Millionen Tonnen Rapsschrot.

Erstmals haben die deutschen Tierhalter im  Jahr 2016/17 mehr Rapsschrot verfüttert als Sojaschrot. In den letzten 10 Jahren ist der Verbrauch hierzulande um 45 % gestiegen. Bei einer Rapsernte von zuletzt 3,5 Millionen Tonnen reicht die eigene Ernte bei weitem nicht um den Bedarf zu sichern, deshalb  sind umfangreiche Importe aus anderen EU-Ländern und auch aus Drittländern nötig.

Eiweißfutter bleibt noch lange teuer

sojaschrotpreise.

Eine kurzfristige Entspannung der heimischen Versorgungslage erwartet der Markt angesichts des Ukrainekriegs nicht. Die Rapsschrotpreise für den Monat Mai liegen am Hamburger Importhafen derzeit ebenfalls bei 503 Euro je Tonne. Erst für die nächste Ernte, also für den Augusttermin, gehen die Preisforderungen deutlich nach unten – auf 390 Euro je Tonne. Doch bis dahin kann noch viel passieren, auch wenn die heimische Versorgungslage sich etwas verbessern könnte.

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) rechnet 2022 mit einer Rapsernte von 3,9 Millionen Tonnen – das wäre ein Plus von immerhin 400.000 Tonne. Die Kommission geht in ihrer ersten Prognosen zur europäischen Rapsernte ebenfalls von einem Zuwachs aus: Auf der Grundlage der Anbaumeldungen aus den Ländern wird eine neue Ernte von 18,1 Millionen Tonnen erwartet – im Vergleich zu 17,0 Millionen Tonne der vorigen Saison. Gleichzeitig rechnet die Kommission jedoch mit einem Rückgang der Importe von 4,9 Millionen Tonnen auf bestenfalls 4,0 Millionen Tonnen.

Gleichzeitig sollen die Einfuhren von Sojabohnen jedoch von 14,5 Millionen Tonnen auf 15,0 Millionen Tonne zunehmen und die Importe von Sojaschrot bei 16,7 Millionen Tonnen verharren. Doch die bessere Versorgung bei Soja schlägt sich nicht in den am Markt erwarteten Preisen nieder. So kostet Sojaschrot derzeit in Hamburg 517 Euro je Tonne – und bis zu nächsten US-Ernte im Herbst bleiben diese hohen Preise – nach Einschätzung des Markes – unverändert. Das heißt auch: Eine spürbare Kostenentlastung der Tierhalter bei Eiweißfutter ist in nächster Zeit nicht zu erwarten. Und möglichweise auch nicht in den nächsten Monaten.  

Erzeugerpreise für Futtermittel auf agrarheute

Futterpreise.

Aktuelle Futtermittelpreise: Preise für Rapsschrot und Sojaschrot, Heupreis und Strohpreis, Stroh in Großballen. Regionale Preise von Einzelfuttermitteln nach Bundesländern.

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