„Der Ersatz von Sojaimporten durch heimische Eiweißträger ist unrealistisch“, unterstrich der Vorsitzende der Sektion „Markt und Gemeinsame Agrarpolitik“ beim EU-Dachverband des Getreidehandels (COCERAL), Dr. Oliver Balkhausen. Allein für die Versorgung des deutschen Futtermittelmarktes seien jährlich rund 7 Millionen Tonnen Rohprotein nötig. Davon mache Sojaschrot etwa 28 Prozent aus. Der daraus resultierende Importbedarf entspreche 4,2 Millionen Tonnen gentechnisch verändertes Sojaschrot im Jahr.
Rapsanbau stößt an Grenzen
Um den Sojaimport zu ersetzen, müssten beispielsweise rund 9 Millionen Tonnen Raps produziert werden. Dabei stoße der Rapsanbau schon heute in vielen Bundesländern an seine Grenzen. Zudem könne die Erzeugung von Erbsen, Ackerbohnen und Soja ohne hohe Subventionen nicht so weit gesteigert werden, dass ein Verzicht auf Sojaimporte vom Weltmarkt möglich sei.
Ersatz von Soja durch Insekteneiweiß unwahrscheinlich
Auch der Ersatz von Soja durch Insekteneiweiß sei in den nächsten Jahren unwahrscheinlich. „Verfüttert man Insekten als Proteinquelle an Nutztiere, so benötigt man zuvor hochwertiges Futter für die Insekten, das auch anderweitig genutzt werden kann“, unterstrich Professor Wilhelm Windisch von der Technischen Universität München-Weihenstephan. Dies führe zu höheren Emissionen, als wenn das Futter direkt an die Nutztiere verfüttert worden wäre.
Insekten sind kein Superfood
Windisch bleibt auch vorerst skeptisch, was den massenhaften Einsatz von Insekten in der Humanernährung angeht: So seien Insekten kein Superfood, da ein beachtlicher Teil des tierischen Proteins im unverdaulichen Chitin vorliege. Zudem müssten noch lebensmittelrechtliche, hygienische und physiologische Fragen geklärt werden, bevor die Tiere zum Standard-Lebensmittel werden könnten.
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