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Futterversorgung und Futterpreise

Preisexplosion bei Eiweißfutter – Wer soll das bezahlen?

sojabohnen.
am Mittwoch, 24.02.2021 - 12:21 (1 Kommentar)

Tierhalter müssen für Eiweißfutter so viel Geld ausgeben wie zuletzt im Mai 2013 – also vor etwa vor 7 Jahren.

Preise für Sojaschrot.

Die Gründe liegen auf der Hand: Die hohen Preise für Sojabohnen und Raps treiben auch die Kosten beim Einkauf von Eiweißfutter auf immer neue Höchststände. Während Ackerbauern weltweit von den hohen Preisen für Getreide und Ölsaaten profitieren – wenn sie denn überhaupt noch Ware im Lager haben  – steigen die Futterkosten für die Tierhalter in schwindelerregende Höhen.

Für deutsche Tierhalter gilt zudem: Die Erlöse für Schlachtweine, Rindfleisch und Milch steigen leider nicht mit. Das heißt: Die Kosten- und Erlösschere geht immer weiter auseinander. Dabei gehen nicht nur die Futterkosten durch die Decke.

Auch beim Einkauf von Betriebsmitteln, Energie und Treibstoff und Mineraldünger müssen die Bauern immer tiefer in die Tasche greifen. Das heißt auch für die Ackerbauern wird ein erheblicher Teil der Gewinne durch die explodierenden Kosten wieder aufgefressen. Erst recht gilt das aber für die Tierhalter, den  dort sind auch die Erlöse im Keller und die Kosten gehen durch die Decke.

Sehen Sie die aktuellen Marktpreise für Sojaschrot im Marktbereich von agrarheute ein. 

In den USA und in Kanada sind die Läger lange vor der Ernte leer

preise für rapsschrot.

Für Sojaschrot liegen die Spotmarktpreise am Importhafen Hamburg aktuell so hoch wie zuletzt im Mai 2013 – nämlich bei 433 Euro je Tonne. Und auch die Preisangebote für den März sind nicht viel niedriger. Erst ab April – mit der weiter fortschreitenden Ernte in Brasilien und  Argentinien – rechnet der Markt dann mit allmählich nachgebenden Preisen.

Ähnlich ist die Situation bei Rapsschrot – hier ist der Markt ebenfalls extrem knapp versorgt. An den Exporthäfen des weltweit größten Rapsexporteurs Kanada haben die Preise für Canola sogar neue Allzeithochs erreicht. Das heißt: Dort ist der Markt bis zur nächsten Ernte nahezu leergefegt.

Die Spotmarktpreise für Rapsschrot am Importhafen Hamburg liegen diese Woche bei 316 Euro je Tonne – und damit fast 40 Euro höher als vorige Woche! Und der Markt hält angesichts der knappen Versorgung für die nächsten beiden Monate auch nur einen sehr moderaten Preisrückgang für möglich.

In den USA steigen die Sojabohnen-Preise am Dienstag auf den höchsten Stand seit mehr als fünf Wochen, da erwartet wird, dass die sehr langsame Ernte in Brasilien die ohnehin angespannte Versorgungslage in den USA weiter belasten wird, sagen Händler.

Die Lieferungen aus Südamerika kommen nur sehr verzögert auf den Markt, und in den USA gehen in den kommenden Monaten im Grunde genommen die Lagerbestände aus", sagte US-Analyst vor dem Hintergrund der weiter steigenden Preise.

Brasilien: Langsamste Sojaernte seit 10 Jahren

sojabohnen.

Ein Treiber des erneuten Preisanstiegs ist der extrem langsame Erntefortschritt in Brasilien. Das brasilianische Beratungsunternehmen AgRural teilte diesen Montag mit, dass die Landwirte in Brasilien nur 15 Prozent ihrer Sojabohnen geerntet haben. Das ist das langsamste Ernte-Tempo seit 10 Jahren.

Nachdem zunächst eine Dürre die Soja-Aussaat verzögerte, hat nun reichlich Regen die frühe Ernte von Sojabohnen in Brasilien behindert. Mehr Niederschlag ist für die kommende Woche prognostiziert, so dass die Feldarbeit weiter nur langsam vorangeht.

Die sehr langsame Ankunft der neuen brasilianischen Sojabohnenernte am Weltmarkt und ein möglicher Rückschlag bei der anschließenden Aussaat von Wintermais (Safrina), haben die Märkte erneut nervös gemacht, denn man rechnet mit einer weiterhin sehr starken chinesischen Nachfrage nach Soja, Mais und Weizen.

Allerdings haben die jüngsten Regenfälle im argentinischen Getreidegürtel in den letzten Wochen den zuvor unter Trockenstress leidenden Sojabohnen- und Maispflanzen dort geholfen, sagen argentinische Wetterdienste und auch die Getreide-Börse in Buenos Aires.

Was von den hohen Ernte-Prognosen übrig bleibt

sojaernte.

Viele Analysten rechnen zudem für Brasilien – trotz einer starken Anbau-Ausweitung durch die Farmer – mit einer unterdurchschnittlichen Sojabohnenernte. Sie gehen davon aus, dass die Schätzungen zur brasilianischen Sojaproduktion aufgrund des fehlenden Niederschlags in der Hauptwachstumsperiode noch um mindestens 3 bis 5 Millionen Tonnen gesenkt werden müssen. Das würde die Preise für Sojabohnen und Ölschrote noch weiter nach oben treiben.

Das Argument ist: Mit gerade einmal 75 Prozent oder weniger des normalen Niederschlags in der Haupt-Vegetationsperiode lässt sich keine normale Ernte produzieren. Anderseits hat das brasilianische Beratungsunternehmen Agroconsult seine Prognose für die brasilianische Sojabohnenernte diese Woche um 1,6 Millionen Tonnen auf 134 Millionen erhöht.

Das USDA hat die brasilianische Erntefläche im aktuellen Februar-Report mit 38,6 Millionen Hektar angegeben – fast 2 Millionen Hektar mehr als im vorigen Jahr. Die vom USDA erwartete Erntemenge liegt bei 133 Millionen Tonnen und wäre damit immerhin 6 Millionen Tonnen größer als iein Jahr zuvor. Der Markt für Sojabohnen und Sojaschrot sieht das aber offenbar anders  – wenn man die aktuelle Preisentwicklung sieht.

Für Argentinien sieht das USDA die Sojaernte – bei stabiler Anbaufläche von 16,7 Millionen Hektar – und trotz der Dürre in den letzten Monaten, bei 48 Millionen Tonnen – und damit ähnlich groß wie im vorigen Jahr. Allerdings beginnt die Ernte beim weltweit größten Exporteur von Sojaschrot erst im März – und dann wird man sehen, was von den hohen Prognosen noch übrig bleibt.   

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