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Dürrejahr 2018

Eine der schlechtesten Futterernten aller Zeiten

am Dienstag, 02.04.2019 - 05:00

Raufutter ist in der deutsche Landwirtschaft so knapp wie nie zuvor. Das bestätigten jetzt eindrücklich die aktuellen Daten von Destatis zur Futterernte im Dürrejahr 2018.

Raufutter 2018

Damit wird noch einmal die extrem angespannte Versorgung auf den Betrieben bestätigt. Mit einer Erntemenge von nur 25,3 Mio. t Raufutter (Trockenmasse) wird die Vorjahresproduktion um fast 30 Prozent verfehlt. Auch die bislang schlechteste Futterernte im Jahrhundertsommer 2003 wird noch um rund 5 Prozent unterboten.

Dabei ermittelte Destatis für alle Arten von Raufutter katastrophale Ergebnisse. So war die Produktion von Grassilage mit knapp 16 Mio. t ein Drittel kleiner als im Vorjahr und gleichzeitig so schlecht wie nie zuvor. Die gleichen Negativrekorde gab es bei Heu sowie für die Kategorien Frischfutter/Weide.

Die Erntemenge bei Silomais war trotz eines Anbaurekords gut 22 Prozent kleiner als im Jahr zuvor und zugleich auf dem niedrigsten Stand seit 2010. Damals war die Anbaufläche allerdings fast 20 Prozent kleiner als im Dürrejahr 2018. 

Rekordpreise für Raufutter zeigen die Not

heupreise

Bestätigt wird die extrem enge Versorgung außerdem durch die immer weiter steigenden Rekordpreise für das überhaupt noch gehandelte Heu und die Grassilage. Die Preisforderungen sind in den letzten Monaten auf immer neue Höchstwerte geklettert. Und bis zur neuen Futterernte werden sich die Probleme weiter verschärfen.

Zwar hatte die Vegetation in diesem Jahr einen sehr frühen Start. Bis zum Weideaustrieb bzw. bis zum ersten Schnitt dürfte es jedoch noch einige Zeit dauern. Doch allmählich wird die Zeit für die Tierhalter knapp. Nicht nur die erzeugten Futtermengen waren so klein wie nie zuvor. Auch der Futterwert des Raufutters, ausgedrückt in Energie und verdaulichem Eiweiß, war viel schlechter als in normalen Jahren. Das macht sich natürlich ebenfalls bemerkbar.

Die Landwirtschaft muss mit wirtschaftseigenem Futter wie Gras, Grassilage, Silomais, Heu und Stroh gut die Hälfe der gesamten energetischen Versorgung der Tierbestände abdecken. Zur Eiweißversorgung steuert das wirtschaftseigene Futter immerhin 40 Prozent bei. Das zeigen die Daten und Berechnungen der Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) aus den letzten Jahren.

Wichtig für die Energie- und Eiweißversorgung

silomais 2018

Insgesamt ist der Anteil des in den Betrieben erzeugten Grundfutters an der energetischen Versorgung der Tierbestände höher als der Beitrag des Futtergetreides. Dieser Anteil liegt bei etwa einem Drittel. Bei der Versorgung der Tiere mit Eiweiß erreicht das Grundfutter (Raufutter und Silomais) sogar einen höheren Anteil als Ölschrote aus Raps und Sojabohnen.

Wichtigster Energielieferant unter den nicht marktgängigen wirtschaftseigenen Futtermitteln ist Silomais. Der Anteil von Silomais an der gesamten Energieversorgung der Tierbestände liegt unter normalen Bedingungen bei fast einem Fünftel. Durch Grassilage/Gras, Heu und Zwischenfrüchte wird normalerweise ein Drittel des tierischen Energiebedarfs abgedeckt.

Der dramatische Rückgang der verfügbaren Menge an Silomais und von Gras/Grassilage um ein Fünftel bis ein Drittel hat also spürbare Auswirkungen auf die Versorgung der Tierbestände, insbesondere für Milchkühe und anderen Rinder.

Keine Auswirkung auf Bestände und Leistungen?

Grassilage 2018

Ein Ausgleich der Produktionsbußen bei Silomais, Gras/Grassilage und Heu durch andere Futtermittel ist schwer möglich. Fast alle für die Futterproduktion in Frage kommenden Kulturen waren ebenfalls von den Folgen der extremen Dürre betroffen.

So hat die bis in Herbst dauernde Trockenheit auch den Anbau und die Produktion von Zwischenfrüchten massiv beeinträchtigt. Melasse und Rübenschnitzel standen durch die witterungsbedingt sehr kleine Rübenernte ebenfalls weitaus weniger zur Verfügung. Gleiches gilt für Kartoffeln und Futterrüben. Auch bei den wichtigsten Futtergetreidearten hatten die sehr hohen Preise den Einsatz reduziert.

Die explodierenden Preise für Heu und Stroh sowie für die regional gehandelte Mais- und Grassilage bestätigen die extrem knappe Versorgung. Etwas überraschend hat die Futterknappheit bisher weder zu einem erkennbaren Rückgang der Tierleistungen (Milchmenge) noch zu einer Reduzierung der Tierbestände geführt. Das könnte sich jedoch noch ändern, denn die letzte Viehzählung zeigt lediglich die Daten bis November und die Mai-Zählung steht erst noch bevor.