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Getreidemarkt und Getreidepreise

Absturz der Getreidepreise – Panik wegen Bioenergie-Beschlüssen

weizenfeld.
am Montag, 28.06.2021 - 11:59 (Jetzt kommentieren)

Die Getreidepreise sind vorige Woche dramatisch abgestürzt. Auslöser waren ein Gerichts-Beschluss zur Bioenergie in den USA sowie Regenfälle im US-Maisgürtel.

weizenpreise.

Daraufhin brachen die Preise vor allem für Mais und Sojabohnen dramatisch ein. Auch für Winterweizen ging die Kurse deutlich nach unten. Gegen den Trend sind die Preise für Sommerweizen jedoch gestiegen, denn im Norden der Vereinigten Staaten und in Kanada ist es weiterhin extrem trocken und heiß.

In Europa folgten die Preise den Vorgaben aus den USA – wenn auch nicht ganz so drastisch. Der europäische Weizen verlor am Freitag an der MATIF weitere 3 Euro und behauptete sich knapp über der 200-Euro-Marke. Die europäischen Maispreise für die neue und die alte Ernte gaben um jeweils 4 Euro nach. Sie gingen mit 237 Euro und für die neue Ernte mit 196 Euro je Tonne aus dem Handel. Die Rapspreise beendeten den Handel am Freitag hingegen leicht im Plus bei 507 Euro je Tonne.

Am heutigen Montag beginnt der vorbörsliche Handel in den USA für Mais, Soja und Weizen deutlich im Plus. Das dürfte auch die Getreidepreise in Europa stabilisieren. Analysten sehen die Erholung aber vor allem als technische Reaktion der Märkte, auf die heftigen Verluste der Vorwoche und nicht als grundsätzliche Veränderung der Marktlage.

In den USA richten die Marktteilnehmer ihre Aufmerksamkeit zudem verstärkt auf den Anbaubericht des US-Landwirtschaftsministeriums am 30. Juni (Mittwoch Abend). Es wird erwartetet, dass das USDA die Schätzungen für die Mais- und Sojafläche im Vergleich zu seinen Projektionen vom März erhöhen wird. Das dürfte erneut heftige Reaktionen an den Märkten auslösen.

Gerichtsbeschluss lässt Getreidepreise abstürzen

maispreise.

Der Oberste Gerichtshof der USA hat ein Urteil erlassen, dass kleine Ölraffinerien unterstützt, die Ausnahmen von den Biokraftstoff-Beimischungsanforderungen des Standards für erneuerbare Kraftstoffe beantragt haben. Dabei geht es um Ausnahmen, die die Beimischung von Ethanol und Sojaöl oder anderen Biokraftstoffen in die Produkte der Ölraffinerien fest vorschreiben.

Die Entscheidung wird von den Märkten als schwerer Rückschlag für die Ethanol- und Biodieselhersteller angesehen, denn sie verringert die Beimischungsmengen aus Mais und Sojabohnen. "Das ist eine sehr bärische Entscheidung", sagte ein US-Analyst und mit Sicherheit keine gute Nachricht. In den USA löste das Urteil eine regelrechte Panik am Markt aus und umfangreiche technische Verkäufe bei Mais und Sojabohnen.

In nur wenigen Tag wurden drei bis vier Monate an Preisgewinnen bei Soja und Mais zunichte gemacht, sagte ein US-Analyst. Die Mais-Futures für den Juli fielen allein am Freitag um 17 Cent auf 636 Cent je Buschel, während die Futures für die neue Ernte um 19 Cent auf 530 Cent je Buschel nachgaben. Im Verlauf Woche verloren die Maispreise fast 30 Cent.

Die Sojabohnenpreise sind besonders stark gefallen. Die Juli-Futures fielen um 41 Cent auf 1329 Cent je Buschel. Der Winterweizen gab im Sog der fallenden Maispreise um 14 Cent auf 641 Cent je Buschel nach. Dagegen legte der US-Sommerweizen aufgrund von Wettersorgen und Bedenken hinsichtlich der Erntequalität um 13 Cent auf 822 Cent je Buschel zu.

Regen im Mittelwesten – aber schon Ertragsverluste

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In einem aktuellen Bericht der RaboBank wird die Volatilität der Getreidepreise in diesem Jahr als ungewöhnlich hoch bezeichnet. Vor allem das Wetter im Mittelwesten und im Norden der USA  lässt die Preise an den Börsen weiter heftig schwanken. Ein Grund für den aktuellen Preisrutsch an den US-Terminbörsen sind die Regenfälle in Teilen des Mittelwestens bzw. des US-Maisgürtels.  

US-Wetterdienste berichten über ein Regenwetterband, das sich vom Texas bis nach Michigan erstreckt, mit teils ergiebigen Niederschlägen. Der 14-Tage-Ausblick sagt für den östlichen Maisgürtel mehr Regen voraus. Dagegen bleibt der westliche Maisgürtel weiterhin sehr trocken: betroffen sind vor allem North Dakota, South Dakota, Minnesota, Colorado und Nebraska. Diese Staaten bekommen wahrscheinlich auch in den nächsten Wochen wenig Regen.

Deshalb dürfte sich das Ernteertragspotenzial im westlichen/nördlichen Maisgürtel weiter verschlechtern – was natürlich die Preise stützt. Fakt ist auch, dass es durch das bisherige Wetter im Mittelwesten bereits zu deutlich Ertragseinbußen bei Sommerweizen, Mais und Sojabohnen gekommen ist, sagen US-Analysten.

Das bedeutet, dass die Aussichten in den USA von einer zunächst überdurchschnittlichen Ernte bei Mais und Soja, auf eine eher unterdurchschnittliche Ernte gewechselt haben  – und dass in den Wochen, in denen die Preise stark gefallen sind. Damit ist das Potential für eine Preiserholung aber durchaus vorhanden – wenn das USDA am 30. Juni nicht die Anbauflächen deutlich nach oben setzen sollte – dann geht es wohl weiter nach unten.

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