Zunächst trifft es die Bauern in den von den Sperrmaßahmen direkt betroffenen Regionen in Brandenburg. Dauert die Krise am Schweinmarkt jedoch länger, dürften die Folgen auch am gesamtdeutschen Markt für Futtergetreide – insbesondere beim Mais – und am gesamten Futtermittelmarkt zu spüren sein, einschließlich der Futterindustrie.
Dabei geht es nicht nur um die Entwicklung der Futtergetreide-Preise, sondern auch um die benötigten und nachgefragten Mengen an Futtergetreide und damit um die Absatzmöglichkeiten für die Getreidebauern.
In den brandenburgischen ASP-Restriktionsgebieten dürfen die Bauern ihren Mais jedenfalls nicht ernten und auch das Futter von den Wiesen und Weiden dürfen sie nicht nutzen.
Vielleicht noch schlimmer ist: Das für die nächste Ernte bestimmte Saatgut für Wintergetreide liegt auf den Höfen und darf nicht ausgesät werden.
Das heißt: Nicht nur das nach einem weiteren Dürresommer dringend benötigte Tierfutter fehlt den Milchbauern und Rinderhaltern – sondern die nächste Getreideernte fällt für die betroffenen Landwirte möglicherweise ebenfalls aus.
Folgen für die Bauern noch nicht abzusehen

Der brandenburgische Bauernpräsident Henrik Wendorff sagt: Die wirtschaftlichen Folgen sind momentan noch gar nicht abzuschätzen. Fatal wäre, wenn die Afrikanische Schweinepest die wenigen verbliebenen Tierhalter in der Region zum Aufgeben zwingt. Der Landesbauernverband appelliert daher an den Handel, die Schlachtunternehmen, das Land und den Bund, die Betrieben in dieser schwierigen Situation nicht im Regen stehen zu lassen, sagte der LBV-Präsident.
Die brandenburgische Verbraucherschutzministerin Nonnemacher hatte am Dienstag gesagt: „Wir stehen erst am Anfang des ASP-Ausbruchs. Es ist jetzt ganz entscheidend, die Ausdehnung des tatsächlichen Infektionsgeschehens mit einer gezielten und systematischen Fallwildsuche zu ermitteln. Wenn wir um die vorläufig eingerichtete Kernzone weitere infizierte Wildscheine finden sollten, werden wir Sie entsprechend vergrößern und anpassen.
"In dieser Phase müssen wir alles vermeiden, was Schwarzwild unnötig aufschreckt. Dazu gehören vor allem das Ernten und Jagen. Erst, wenn wir das tatsächliche Ausmaß des Infektionsgeschehens kennen, können wir die Kernzone mit einem festen Zaun sichern, um dann mit einer intensiven Bejagung zu beginnen, stellt Nonnemacher fest.
"Die angeordneten Maßnahmen sind für viele Landwirte in der betroffenen Region schmerzhaft. Sie sind aber nötig um die ASP in überschaubarer Zeit zu bekämpfen“ sagt die Ministerin.
Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne) sagt, dass sich 182 Landwirtschaftsbetriebe mit über 33.000 Hektar Nutzfläche im Lockdown befinden, also nicht ernten oder säen können. Dafür werde es trotz der angespannten Haushaltslage Hilfen vom Land geben, kündigte er an. Außerdem erwarte er Unterstützung vom Bund.
Ernteverbot für Mais und Futter im Gefährdeten Gebiet

Um den Fundort wurde eine Kernzone mit einem Drei-Kilometer-Radius mit einer Fläche von circa 40 Quadratkilometern eingerichtet und eingezäunt sowie ein Gefährdetes Gebiet mit einem Radius von circa 20 bis 25 Kilometern bzw. circa 1.100 Quadratkilometern festgelegt.
Dort gilt ein vorläufiges Nutzungsverbot für land- und forstwirtschaftliche Flächen. Heu, Gras und Stroh, welches im gefährdeten Gebiet gewonnen worden ist, darf nicht zur Verfütterung an oder als Einstreu oder Beschäftigungsmaterial für Schweine verwendet werden. Hiervon unberührt bleibt Heu, Gras und Stroh, das früher als sechs Monate vor der Festlegung als gefährdetes Gebiet gewonnen wurde.
Dabei läuft die Maisernte in Brandenburg im Moment eigentlich auf Hochtouren. Nach Angaben des Amtes für Statistik in Brandenburg werden in Brandenburg in diesem Jahr auf etwa 229.200 Hektar Mais angebaut, im Jahr 2019 waren es 228.900 Hektar. Damit ist die Maisanbaufläche in etwa konstant geblieben.
Das Ernte- bzw. Nutzungsverbot gelte derzeit in dem sogenannten "Gefährdeten Gebiet". Der Grund sei, dass sich Wildschweine bevorzugt in Maisfeldern aufhielten und nicht unnötig aufgeschreckt und vertrieben werden sollten, sagte Nonnemacher. Bei Ernteausfällen gäbe es für betroffene Landwirte Entschädigungen aus dem Landesseuchenfonds, erklärte die Ministerin.
Aktuelle Auswirkungen auf die Maispreise

Getreidehändler und Futtermittelhersteller sind derzeit sehr zurückhaltend beim Einkauf von Mais und anderem Futtergetreide aus der neuen Ernte. Auch sie warten erst einmal ab, welche Dimensionen das ASP-Gesehenen in Deutschland annimmt und welche Auswirkungen dies auf den Getreidemarkt hat.
Von dieser Verunsicherung und der Kaufzurückhaltung sind beileibe nicht nur die Landwirte in Brandenburg betroffen – auch aus dem Südwesten und aus Bayern wurde während der anlaufenden Maisernte immer wieder über eine ähnliche Zurückhaltung der Abnehmer – insbesondere in Bezug auf die gebotenen Preise – berichtet.
Am europäischen Markt werden die Maispreise allerdings durch witterungsbedingt sehr kleine Maisernten bei den beiden TOP-Exporteuren Rumänien und Frankreich gestützt. Auch beim wichtigsten Drittlandslieferanten, der Ukraine, drückt eine Dürre die Maisernte weit nach unten und damit auch das Angebot für die Europäer.
Am Terminmarkt in Paris wird der Kontrakt für die neue Ernte derzeit mit rund 168 Euro je Tonne gehandelt – und damit knapp 6 Euro teurer als vor vier Wochen. Am Hamburger Importhafen Brake wird der dort angelieferte ukrainische Mais der alten Ernte sogar noch für 210 Euro je Tonne verladen. Die neue Ernte kostet am gleichen Platz nur noch 178 Euro je Tonne.
Am deutschen Kassamarkt werden in Südoldenburg für Körnermais derzeit 195 Euro je Tonne geboten. Am südwestdeutschen Großmarkt in Mannheim kostet der Mais diese Woche ab Station 175 bis 178 Euro – für die neue Ernte (Oktober) werden noch 169 Euro bis 170 Euro notiert.
Am Großmarkt in München liegen die Preisangebote für die neue Maisernte ab Station am heutigen Mittwoch bei 156 Euo je Tonne - der alterntige Mais wird immerhin noch mit 181 Euro je Tonne notiert.
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