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Agrarhandel und Coronakrise

Ausnahme-Zustand am Kartoffelmarkt

Kartoffeln
am Dienstag, 24.03.2020 - 15:23 (Jetzt kommentieren)

Am Kartoffelmarkt herrscht Ausnahmezustand. Hamsterkäufe haben den Markt für Speisekartoffeln leergefegt.

Kartoffeln sortieren

Am Kartoffelmarkt herrscht Ausnahmezustand. Hamsterkäufe haben den Markt für Speisekartoffeln leergefegt. Dagegen bleiben die Erzeuger von Pommes-Frites-Kartoffeln auf ihrer Ware sitzen. Denn Restaurants und Kantinen sind größtenteils geschossen und der Gastronomie-Absatz kommt deshalb zum Erliegen.

Der Abverkauf der Kartoffeln erfolgt derzeit vor allem als Frischware über den Lebensmittehandel oder über Wochenmärkte. Und viele Verbraucher kaufen erheblich größere Menge als üblich und bunkern die gekaufte Ware. Das Nachliefern dauert jedoch erheblich länger als sonst, denn die Lieferketten funktionieren wegen der Sperrmaßnahmen durch das Corona-Virus nicht mehr so gut.

Zudem fehlen auch Arbeitskräfte um die Lieferketten in gewohnten Tempo aufrecht zu erhalten. Voraussichtlich müssten deshalb auch Kartoffellager geöffnet werden, die eigentlich erst für später vorgesehen waren, stellt der Deutsche Bauernverband (DBV) in einer ersten Markteinschätzung fest. Der DBV glaubt zudem, dass die Coronakrise auf dem deutschen Lebensmittelmarkt zu erheblichen Verschiebungen führen könnte.

Frische Kartoffeln Top, Pommes Flop

Kartoffeln

Die Corona-Krise hat die Nachfrage nach Speisekartoffeln in Deutschland zuletzt sehr kräftig steigen lassen. Händler berichten: Aufgrund der hohen Nachfrage nach Speisekartoffeln wird der deutsche Markt wohl früher geräumt sein, als erwartet.

Joachim Rukwied, der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV) sagt aber. „Die Nachfrage nach Kartoffeln ist bundesweit hoch, aber die Versorgung ist grundsätzlich gesichert“. Regionale Engpässe würden bislang Lieferungen aus durch Überschussregionen wie etwa Niedersachsen ausgeglichen.

Schwierig sehe es hingegen für Bauern aus, die Kartoffeln zur Weiterverarbeitung für Pommes Frites anbauen. Da die Nachfrage vor allem in der Gastronomie durch angeordnete Schließungen einbricht, werden diese Kartoffelsorten kaum noch gekauft. Diese Sorten machen aber nach Aussagen des DBV den größten Teil der Kartoffelfläche in Deutschland aus.

„Landwirte müssen deshalb bei ihren Planungen der Anbaufläche Nachjustierungen vornehmen“, empfiehlt der DBV. Berater raten zudem, sich für die neue Ernte möglichst schnell um Verträge mit den Abnehmern zu kümmern.

Direktvermarkter und Hofläden profitieren

Anbau von Frühkartoffeln in Rheinland-Pfalz

Auch das Landvolk Niedersachsen berichte, dass die Corona-Krise die Nachfrage nach Kartoffeln in der vergangenen Woche deutlich steigen lassen hat. Ganz besonders profitieren davon Anbauer mit Hofladen oder andere Formen der Direktvermarktung wie etwa Wochenmärkten.

Allerdings wies der Verband darauf hin, dass Kartoffeln aus der Ernte vom vergangenen Jahr nicht für eine längere Lagerung im Haushalt geeignet seien und deshalb zügig verbraucht werden müssten.

Weiter berichte der Verband: „Den Sonnenschein der vergangenen Tage haben die Anbauer von Frühkartoffeln für die Pflanzung der frühen Knollen genutzt“. Schwerpunkt des Anbaus ist die Region Hannover. Die Pflanzung beginne normalerweise um den 10. März, hieß es weiter. Im vergangenen Jahr lag der Start wegen des trockenen Wetters im Frühjahr etwas früher. „Wir gehen jetzt ganz normal in die Saison“, sagte Landvolkvizepräsident Holger Hennies.

Überregionale Lieferungen helfen – Exporte wurden storniert

Wie die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein berichtet, haben viele Verarbeitungsbetriebe auf Mehrschichtbetrieb umgestellt. So können die Kartoffel-Abpackbetriebe beispielsweise die höhere Nachfrage nach Kartoffeln durch zusätzliche Schichten bedienen. Zusätzliche Mengen werden aus Überschussregionen – wie etwa aus Niedersachsen – beschafft und geplante Exporte sind storniert worden.

"Oftmals sind kurzfristige Engpässe nur durch unsoziale Hamsterverkäufe entstanden. Diese konnten jedoch schnell wieder beseitigt werden", sagte die Kammersprecherin Daniela Rixen. Sie sagt außerdem: "Wichtig ist, dass die Kette zwischen Landwirt, Produktion und Verbraucher erhalten bleibt. Hier zahlt es sich aus, wenn diese in einer Region liegen."

Kartoffeln nur bedarfsgerecht kaufen

Kartoffeln

Der zusätzliche Bedarf durch das Essen zu Hause – aber auch durch Hamsterkäufe –führt zu dem ungewöhnlich starken Absatz im März, berichtet auch der Deutsche Kartoffelhandelsverband (DKHV). „In den Kartoffelbetrieben wird derzeit bis an die Grenzen der Belastbarkeit gearbeitet, um der starken Nachfrage nach Kartoffeln beizukommen“, heißt es weiter."

Thomas Herkenrath, Präsident des DKHV und internationaler Kartoffelhändler sagt: „Wir beobachten seit Mitte März einen sprunghaften Anstieg beim Absatz von Kartoffeln. Die Supermarktregale sind zum Teil leergefegt. Natürlich freut uns die Beliebtheit der Knolle. Aus unserer Erfahrung ist es jedoch nicht jedem Privathaushalt möglich, große Mengen an frischen Kartoffeln sachgemäß zu lagern. Deshalb empfehlen wir ganz klar: Lieber im Supermarkt Kartoffeln bedarfsdeckend einkaufen – die Lagerung für große Mengen übernehmen wir in unseren extra dafür ausgestatteten Lagerhallen.“

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