
Das heißt auch: Die Produktionskosten gehen durch die Decke. Einen ähnlich starken Preisaufrieb gab es zuletzt vor der Finanzkrise 2008. Damals waren die absoluten Einkaufspreise allerdings lange nicht so hoch wie jetzt.
Das Schlimme ist aber: Die Preise für Dünger, Pflanzenschutz, Energie und fast alle anderen Betriebsmittel gehen immer noch weiter nach oben. Die Erlöse aber nicht.
Ursachen für die außergewöhnliche Kostenexplosion sind die unterbrochenen Lieferketten und die weltweite Rohstoffknappheit. Ein Ende dieser auch historisch einmaligen Preisexplosion ist noch nicht abzusehen. Denn: In Südchina ist ein großer Hafen lahmgelegt, und das hat erneut sehr negative Folgen für die globalen Warenströme.
Der extreme Preisauftrieb wird zudem durch die aktuelle Preisentwicklung für gewerbliche Produkte bestätigt. Diese gelten zudem als wichtiger Frühindikator für die weitere Kostenentwicklung in der Wirtschaft und in der Landwirtschaft. Sie sind im Mai gegenüber dem Vorjahr um 7,2 Prozent gestiegen und Vorprodukte haben sich sogar um 10,7 Prozent verteuert – so stark wie seit 2008 nicht mehr.
So hoch waren die Agrar-Kosten noch nie

Fakt ist also: Die Bauern müssen offensichtlich für längere Zeit auf steigende Kosten und Einkaufspreise einstellen. Im ersten Quartal 2021 sind die Kosten für landwirtschaftliche Betriebsmittel nach den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis), gegenüber dem Vorjahr, um 5,5 Prozent auf einen neuen Rekordwert nach oben geschossen.
Am stärksten war die Teuerung bei den Futtermitteln mit fast 13 Prozent. Darunter sind die Preise Eiweißfuttermittel mit rund 17 Prozent besonders kräftig gestiegen. Danach folgen als nächster Preistreiber die Kosten für die Instandhaltung von Maschinen mit 7,3 Prozent und – wenn wundert es, wenn man die explodierenden Preise für Baumaterial sieht – die Kosten für landwirtschaftliche Bauten mit 6,6 Prozent! Dieser extreme Kostenanstieg für wichtige Investitionsgüter dürfte nicht sehr investitionsfördernd sein.
Starke Preisanstiege zum Vorjahr müssen die Bauern auch bei Dünger und Pflanzenschutz – mit jeweils etwa 4 Prozent – verkraften. Dabei hat sich Mineraldünger im Vergleich zum letzten Quartal des Jahres 2020 noch weitaus stärker verteuert, nämlich um etwa 7 Prozent.
Und es gibt noch eine schlechte Nachricht: Mit den Getreidepreisen sind auch die Kosten für Saat- und Pflanzgut steil nach oben gegangen: Hier müssen die Bauern 4,4 Prozent mehr Geld ausgeben als im vorigen Jahr und 3 Prozent mehr als Ende 2020.
Strom, Landmaschinen, Dienstleistungen - egal - alles wird teurer

Ein weiterer Preistreiber sind – wie eigentlich zu erwarten, die Kosten für Treibstoffe und Energie sowie für Strom. Beim Strom hat die Bundesregierung wegen der neuen CO2-Steuer eigentlich eine Entlastung versprochen - doch das Gegenteil ist der Fall. Strom kostete dei Landwirte 4,2 Prozent mehr als im vorigen Jahr. Damit kostet Strom so viel nie zuvor.
Bei Energie und Treibstoff sind die Preise im ersten Quartal zwar nur 0,5 Prozent höher als im vorigen Jahr – jedoch fast 4 Prozent teurer als im letzten Quartal 2020. Treibstoffe alleine kosteten 6,3 Prozent mehr als im letzten Quartal 2020.
Doch das ist leider noch nicht alles: Die Kaufpreise für Zugmaschinen sind ebenfalls deutlich höher als vor einem Jahr – der Preisaufschlag liegt hier bei 4,5 Prozent. Alle übrigen landwirtschaftliche Maschinen kosten je nach Einsatz-Gebiet zwischen 3,5 und 4,5 Prozent mehr.
Waren und Dienstleistungen für landwirtschaftliche Investitionen haben sich ebenfalls deutlich um 4,2 verteuert. Fakt ist also: Wohin man auch schaut, überall steigende Preise und Kosten.
Eine Ausnahme gibt es allerdings: die Veterinärkosten. Diese sind zumindest nach Angaben von Destatis im Vergleich zum vorigen Jahr (noch) nicht gestiegen.
Düstere Aussichten für die nächsten Monate – Alles wird noch teuer

Wie geht es weiter mit den Kosten? Das zeigen ziemlich zeitnah die Preise für gewerbliche Produkte. Sie gelten deshalb auch als wichtiger Frühindikator für die weitere Kostenentwicklung in Landwirtschaft und Industrie.
Hier haben die Statistiker für Mai einen Preisanstieg von 7,2 Prozent ausgerechnet. Die wichtigsten Vorprodukte sind sogar 10,2 Prozent teurer. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) feststellte, war dies der höchste Anstieg seit Oktober 2008, als die Preise vor der Finanz- und Wirtschaftskrise ähnlich stark gestiegen sind.
Und welche Kostenarten steigen aktuell am stärksten? Fast alle muss man leider sagen. Für Energie sind die gewerblichen Preise im Mai knapp 15 Prozent höher als im Mai des Vorjahres. Außerdem haben sich Dieselkraftstoff und Benzin gegenüber dem Vorjahr um rund 30 Prozent verteuert. Heizöl und Flüssiggas (LPG) kosten sogar fast 80 Prozent mehr.
Für chemische Grundstoffe – die in großen Umfang aus China kommen – müssen 18 Prozent mehr auf den Tisch geblättert werden. Und für Waldbauern vielleicht überraschend: Nadelschnittholz kostet zumindet im gewerblichen Handel 51 Prozent mehr!
Und so könnte man eine endlose Liste von Preissteigerungen fortsetzen. Doch wie sollen die Bauern das alles bezahlen? Vor allem, wenn die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise nicht ebenso steil steigen und die Einkommen als Folge der explodierenden Kosten sogar sinken? Das wird jedenfalls ein sehr schweres Jahr für die Bauern.
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