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Wetterextreme

Bedroht La-Nina die Märkte?

Unwetter
am Freitag, 12.01.2018 - 16:52 (Jetzt kommentieren)

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das globale Wetterphänomen La-Nina in den kommenden Wochen verstärkt, nimmt zu. Davon können erhebliche Auswirkungen auf die weltweite Agrarproduktion und die Preise ausgehen.

US-Meteorologen (CPS) schätzten die Wahrscheinlichkeit einer deutlichen La-Nina-Ausprägung für die Wintermonate auf 85 bis 95 % ein und damit sehr hoch.

Diese Annahme wird im Prinzip durch die bereits erkennbaren Wetterextreme in Nordamerika und auch in Brasilien und Argentinien bestätigt. Allerdings befinden sich die meterologischen Indikatoren (SOI) noch nicht im extremen Bereich.

Das könnte zum einen auf eine relativ kurze Dauer oder auch auf eine schwache Ausprägung von La-Nina verweisen und damit auch die Auswirkungen auf die Agrarproduktion in Grenzen halten.

La-Nina im Jahr 2012 hatte große Auswirkungen

Preisindex Agrar

Trifft die Einschätzung der US-Meteorologen zu, könnnte ein starkes La-Nina-Phänomen, auf den sogenannten Super-El-Nino 2015/16 folgen. Üblicherweise treten La-Nina- und El-Nino-Phänomene alle 2 bis 7 Jahre in sehr unterschiedlicher Ausprägung und Dauer auf.

Während das El-Nino-Phänomen als Folge einer überdurchschnittlichen Erwärmung des Pazifiks entsteht, bezeichnet La-Nina das Ergebnis einer überdurchschnittlichen Abkühlung des Pazifikwassers. Die Folgen beider Klimaphänomene sind als Wetterextreme jedoch weltweit zu spüren.

Den letzten La-Nina-Aufritt, mit einer sehr starken Ausprägung, gab es im Jahr 2012, mit erheblichen Auswirkungen auf die Agrarproduktion und die Agrarpreise. Unter anderem kam es zu einem sehr kräftigen Anstieg der Preise für Soja, Mais und Weizen. Auch die Milchpreise zogen kräftig an.

Allerdings können andere global wirksame Ereignisse die klimatischen Wirkungen von El-Nino/La-Nina auf die Agrarpreise überlagern oder sogar in ihr Gegenteil verkehren. Zu solchen Ereignissen gehörten etwa die Auswirkungen der globalen Finanzkrise 2008/09.

Trockenheit und Kälte in Nordamerika

In den USA ist in diesem Jahr eine typische La-Nina-Trockenheit in den wichtigsten Weizen-Anbaugebieten im Süden des Landes zu beobachten. Mit fatalen Auswirkungen auf das Ertragspotential. Gleichzeitig ist es in den nördlichen Bundesstaaten der USA  sowie in den für den Ackerbau wichtigen Präriestaaten Kanadas sehr kalt.

Auch in den südlichen Weizenanbaugebieten der USA ist es derzeit extrem kalt und durch den geringen Niederschlag fehlt zudem eine ausreichende Schneebedeckung und damit der Frostschutz der ohnehin geschwächten Weizenpflanzen.

Aus Südamerika meldet man zudem, dass es schon seit einiger Zeit im Süden Brasiliens und vor allem im Norden Argentiniens deutlich zu trocken ist. Eine Fortsetzung des Niederschlagmangels bliebe nicht ohne Auswirkungen auf die südamerikanische Soja- und Maisernte.

Bislang sind die Auswirkungen auf Ernteeschätzungen und Preise jedoch noch gering.Typisch für La-Nina wären zudem auch starke Regenfälle in Nord- und Zentralbrasilien sowie reichlich Niederschlag in Südostasien, Indien und Australien.

Indikator noch nicht im extremen Bereich

ISO index

Einer der wichtigsten Indikatoren für die Ausprägung des El-Nino-Phänomens ist der sogenannte Southern-Oscillation-Index (SOI). Der SOI stand im November 2017 bei einem Wert von 11,8 Indexpunkten.

Im Dezember wurde dann allerdings nur ein Wert von -1,4 gemessen und Mitte Januar waren es dann wieder knapp 9 Indexpunkte mit steigender Tendenz.

Der Normalbereich für den SOI, dass heißt mit einer relativ neutralen Wetterlage, liegt nach Einschätzung von Meteorologen in einer Spanne von -7 und +7 Indexpunkten.

Negative SOI-Daten, die niedriger sind als -7, bedeuten eine wachsende Ausprägung des El-Ninos, mit Trockenheit und Hitze in Australien/Neuseeland sowie reichlich Niederschlägen in Teilen Süd- und Nordamerikas sowie Trockenheit in Zentralbrasilien und einem schwachen Monsun in Indien.

Positive SOI-Daten, mit über +7 Indexpunkten weisen auf das entgegensetzte Phänomen La-Nina hin, meist mit ausgeprägtem Niederschlagsmangel in Teilen von Süd- und Nordamerika sowie reichlich Regen in Ozeanien.

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