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Preise für Ackerland in Europa

Bodenpreise: Das zahlen die Bauern in Europa – Die Fakten

Ein Traktor mit Anhängern auf einem Getreidefeld
am Mittwoch, 20.04.2022 - 16:01 (2 Kommentare)

In Europa sind die Preise für Ackerland 2020 weiter gestiegen. Auch die Corona-Krise konnte den Höhenflug der Preise nicht stoppen. Das zeigen jedenfalls die im März veröffentlichten Daten der EU-Kommission über die Bodenpreise in den EU-Ländern im Jahr 2020.

bodenpreise in der eu.

Nur in wenigen Ländern gingen die Bodenpreise zurück oder blieben stabil. Dazu gehören Dänemark, Irland und Polen. In den meisten EU-Mitgliedstaaten hat sich der landwirtschaftliche Boden im ersten Coronajahr hingegen weiter verteuert. Fakt ist auch: Zwischen den Bodenmärkten und Bodenpreisen der EU-Länder gibt es weiterhin riesige Unterschiede. Sowohl in der Höhe der Bodenpreise – dort liegen etwa zwischen den Niederlanden und Frankreich Welten.

Zum anderen aber auch in der Höhe der Eigentums- und Pachtflächenanteile und damit in der Mobilität der landwirtschaftlichen Flächen. Beides hängt eng zusammen und hat Einfluss auf eine ganze Reihe weiterer Faktoren. Im März hat die Kommission die in den EU-Ländern im Jahr 2020 gezahlten Preise für Ackerland veröffentlicht. Danach sind die Bodenpreise in nur 5 von 22 erfassten EU-Ländern zurückgegangen oder stabil geblieben.

Den stärksten Rückgang verzeichnete 2020 das Hochpreisland Irland. Allerdings haben die Bodenpreise in Irland bereits in der Vergangenheit erheblich stärker geschwankt als in anderen wichtigen Agrarländern. Leicht nach unten ging es zudem – überraschenderweise – in Polen und auch in Dänemark.

Den größten Preissprung nach oben machte zwar Luxemburg – doch von den großen (und teuren) Agrarländern sind die Preise am stärksten in Italien gestiegen. Erheblich teurer wurde der Boden auch in Rumänien und in Tschechien. In beiden Ländern müssen Käufer mittlerweile deutlich mehr zahlen als etwa in Frankreich (siehe unten).

Niederlande: Wo der Boden am teuersten ist

Insgesamt am teuersten ist der Boden weiterhin in den Niederlanden – mit zuletzt knapp 70.000 Euro je Hektar. Allerdings stammen die niederländischen Zahlen noch aus 2019 und nicht wie bei den übrigen Ländern aus 2020, erläutert die Kommission.

Auch die regionalen Preisunterschiede sind bei den niederländischen Ackerflächen besonders groß: So müssen die Bauern in Friesland rund 55.000 Euro für den Hektar zahlen, während man in der Provinz Noord-Holland 82.000 Euro je Hektar auf den Tisch blättern muss.

In den letzten 10 Jahren sind die niederländischen Bodenpreise um etwa 20.000 Euro bzw. fast 40 Prozent gestiegen. In den letzten beiden Jahren war das Niveau jedoch relativ stabil. Trotz der hohen Preise wechseln jährlich rund 3 Prozent der niederländischen Flächen den Besitzer. In Deutschland werden pro Jahr dagegen gerade einmal 0,5 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen gehandelt.

In Italien steigen die Preise kräftig, in Irland nicht

Bocdenpreise teurer Länder

Der zweitteuerste Bodenmarkt der EU befindet sich weiterhin in Italien: Hier kostete der Hektar 2020 im Durchschnitt rund 35.500 Euro. Das sind rund 1.300 Euro mehr als im Jahr zuvor. Die Preisspanne ist in Italien ebenfalls groß: Während die Bauern in der norditalienischen Region Venetien rund 60.000 Euro für den Hektar zahlen müssen, sind es auf Sardinien gerade einmal 15.000 Euro.

Interessant ist auch: In Italien hatten die Preise im Jahr 2015 mit 40.000 Euro ihren bisherigen Spitzenwert erreicht – danach ging es bis 2018 nach unten. Ab 2019 wurde es dann jedoch wieder deutlich teurer. Gehandelt werden auf der Apenninenhalbinsel jährlich rund 1,5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche.

Irland liegt im europäischen Ranking mit einem Kaufpreis von knapp 26.000 Hektar jetzt knapp hinter Deutschland auf Position vier – lässt man einmal das kleine Luxemburg mit 46.500 Euro außen vor. Dabei sind die irischen Preise im Coronajahr 2020 jedoch sehr deutlich um 2.344 Euro gefallen. Außerdem schwanken sie im Vergleich zu anderen Regionen ungewöhnlich stark.

Gleichzeitig liegen die Bodenpreise in den verschiedenen irischen Provinzen aber ziemlich nahe beieinander. Mit etwa 3 Prozent ist der Anteil des gehandelten Bodens etwa so hoch wie in den Niederlanden – wo außerdem fast ebenso viel Land im Eigentum der Bauern ist – nämlich über 80 Prozent.

In Deutschland ist Boden teuer – Preise in Rumänien verfünffacht

In Deutschland haben sich die Bodenpreise in den letzten 10 Jahren verdoppelt auf 26.394 Euro je Hektar im Jahr 2020. Ähnlich starke Preisexplosionen gab es in der letzten Dekade nur in wenigen Ländern, nämlich in Polen, Ungarn und Rumänien. Dort war das Ausgangsniveau jedoch erheblich niedriger. In Polen gab es im Coronajahr 2020 erstmals seit langem sogar eine leichte Korrektur nach unten auf 10.711 Euro.

Im Fall von Rumänien haben sich die Preise innerhalb von 10 Jahren auf 7.163 Euro je Hektar mehr als verfünffacht und sind auch 2020 nochmals sehr kräftig um 1.824 Euro je Hektar nach oben geschossen.

Doch zurück nach Deutschland: Im Unterschied zu den übrigen Ländern mit hohen Bodenpreisen ist der Pachtlandanteil in Deutschland mit rund 60 Prozent weitaus höher – während gleichzeitig die regionalen Preisunterschiede mit am größten sind.

So mussten die Bauern in Oberbayern für den Hektar Land im Jahr 2020 gut 112.000 Euro hinblättern – in Brandenburg und Thüringen waren es rund 13.000 Euro und im Saarland etwas mehr als 10.000 Euro. Gehandelt wurden in Deutschland nur 0,5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche.

In Frankreich kostet Ackerland weniger als in Polen

Bodenpreise in den günstigen Ländern

Deutlich weniger Geld als in den bisher genannten Ländern müssen die Bauern im wichtigsten europäischen Agrarland für den Boden ausgeben – nämlich in Frankreich. Im Jahr 2020 waren es im Schnitt nur 6.080 Euro je Hektar. Nicht mal 100 Euro mehr als 2019.

Ein Grund für die niedrigen Bodenpreise dürfte der sehr hohe Pachtlandanteil von 74 Prozent sein. Hinzu kommt die vergleichsweise „reichlich“ verfügbare Fläche. Die Preisspanne in den Provinzen lag zwischen rund 2.500 Euro in Franche-Comté und 12.000 Euro im Raum Calais und an der Côte d'Azur.

Deutlich höher als in Frankreich sind die Kaufpreise mittlerweile in Polen – mit knapp 11.000 Euro je Hektar – in einer Spanne von 6.500 Euro bis 14.500 Euro. Das heißt auch: In den letzten 10 Jahren haben sich die polnischen Bodenpreise mehr als verdoppelt. Dabei sind in Polen ebenfalls 80 Prozent der Flächen im Besitz der Bauern – gehandelt werden jährlich etwas weniger als 2 Prozent der Flächen.

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