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Getreidemarkt in China

China bunkert Getreide um jeden Preis - Angst vor Nahrungskrise

China.
am Freitag, 11.03.2022 - 05:00 (7 Kommentare)

Chinas Weizenpreise gehen durch die Decke. Gründe sind sowohl die Entwicklung am Binnenmarkt als auch die Folgen des Ukraine-Krieges. Peking will angesichts des Getreidemangels am Weltmarkt seine Selbstversorgung verbessern, wie man das schon einmal nach der Finanzkrise gemacht hat. Hinzu kommt, dass sich die neue chinesische Weizenernte in miserablen Zustand befindet.

Weizenpreise in China.

Chinas Weizenpreise sind diese Woche (09.03) auf ein neues Allzeithoch von 3.615 Yuan je Tonne gestiegen, das sind etwa 506 Euro je Tonne! Vor Beginn der Ukraine-Krieges lagen die Preise schon relativ hoch bei 2.900 Yuan je Tonne (406 Euro/t).

Der Krieg zwischen den zwei großen Weizenexporteuren Russland und der Ukraine hat jedoch Panik in einem Markt ausgelöst, der bereits mit einer inländischen Angebotskrise zu kämpfen hat, sagten Händler und Analysten."Inländischer Weizen steigt gerade wie verrückt“, sagte ein chinesischer Händler gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Der Krieg am Schwarzen Meer spielt nach dieser Einschätzung zwar eine Rolle für den Preisanstieg, der Hauptgrund liegt jedoch im inländischen Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage", sagte der Händler. Die Weizenbestände chinesischer Getreidehändler und Landwirte wurden 2021 stark abgebaut, nachdem die chinesischen Maispreise zeitweise deutlich höher waren als die Weizenpreise.

Das wiederum hatte zum Einsatz von Millionen Tonnen Weizen durch chinesischen Futterproduzenten geführt. Ende letzten Jahres wurde der Weizen dann jedoch wieder teurer als Mais. Und der Krieg am Schwarzen Meer gab dem Weizenmarkt und den Preisen dann noch eine zusätzliche starke Aufwärtsdynamik.

China erlaubt Russland die Einfuhr - Weizenbestände katastrophal

China Weizenfeld.

Die internationalen Sanktionen gegen Moskau haben auch die globalen Getreidemärkte erschüttert. Denn die Ukraine als wichtiger chinesischer Maislieferant kann nun gar nicht mehr exportieren und Russlands Ausfuhren sind vom Westen sanktioniert bzw. durch hohe Risikoprämien belastet.

Noch vor Ausbruch des Krieges hatte Peking allerdings mitgeteilt, dass man künftig Importe von Weizen und Gerste aus allen Regionen Russlands erlauben will. Der Schritt, der als Teil eines von beiden Ländern unterzeichneten Abkommens angekündigt wurde, bedeutet, dass China den Handel mit Getreide nicht mehr auf bestimmte Teile Russlands beschränken wird, was die Aussicht erhöht, dass Russland große Schiffe über die wichtige Exportroute des Schwarzen Meeres nach China schicken kann.

Doch wie weit das auch praktisch möglich sein wird, bleibt zunächst einmal offen. In den letzten beiden Jahren waren Australien und Frankreich die wichtigsten Lieferanten von Weizen und Gerste nach China.

Peking hat aber noch ein anderes Problem: Der Zustand der chinesischen Winterweizens für die neue Ernte 2022 ist der "schlechteste in der Geschichte", sagte der chinesische Landwirtschaftsminister Ende der vorigen Woche am Rande der jährlichen Parlamentssitzung des Landes.

Eine Untersuchung der Winterweizen-Bestände, die vor Beginn des Winters durchgeführt wurde, hatte ergeben, dass der Zustand des Weizens um mehr als 20 Prozentpunkte gesunken war, sagte der Minister. "Die diesjährige Getreideproduktion steht also vor großen Schwierigkeiten,“ hieß es weiter.

Hohe Preise könnten die Produktion ankurbeln

Maispreise in China.

"Es wird erwartet, dass die inländischen Weizenpreise weiter steigen werden, es sei denn, die Regierung gibt erhebliche Mengen an Getreide aus den staatlichen Reserven frei", sagte ein Analyst gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Hinzu kommt die große Unsicherheit auf dem Weltmarkt mit dem Krieg. Händler und Behörden sind am chinesischen Inlandsmarkt auch weiterhin sehr besorgt über die Qualität und Produktion der neuen Weizenernte".

Um die hohen Weizen-Preise zu drücken, hat Peking seit etwa einem Jahr regelmäßig Auktionen aus seinen staatlichen Lagerbeständen durchgeführt. Dabei waren die angebotenen Mengen bei einigen Auktionen im Jahr 2021 von rund 4 Millionen Tonnen auf zuletzt rund 500.000 Tonnen gesunken. Der Durchschnittspreis für Weizen, der in diesem Jahr in Auktionen verkauft wurde, ist jedoch um rund 15 Prozent höher als im Vorjahr.

Während Peking im vergangenen Jahr aktiv gegen die sehr hohen Getreidepreise vorgegangen ist, sind die höheren Weizenpreise nun nicht ganz unwillkommen, da sie die Gewinne der Landwirte steigern und die inländische Produktion ankurbeln könnten, sagen Analysten.

Zwar sind auch die Maispreise in China nach Beginn des Krieges in der Ukraine kräftig gestiegen - doch bei weitem nicht so stark wie die Weizenpreise. Derzeit wird Mais am chinesischen Terminmarkt in Dalian für den Märztermin mit 2.757 Yuan je Tonne (386 Euro/t) notiert und für spätere Termine mit 2.900 Yuan (406 Euro/t) und damit deutlich günstiger als derzeit Weizen.

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