Das Reich der Mitte baut seine riesigen Maisbestände nämlich drastisch ab. Bei Weizen ist die Lage etwas anders. Hier stocken die Chinesen ihre Bestände immer weiter auf. Die Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat die globalen Getreidebestände für das aktuelle Wirtschaftsjahr 2018/19 in der vorigen Woche überraschend deutlich um 82 Mio. t nach oben korrigiert. Damit werden die ebenfalls nach oben angepassten Bestände des Vorjahres aber immer noch um 25 Mio. t verfehlt.
Grund für diese kräftige Korrektur sind nicht etwa veränderte Erntemengen, sondern neue, stark veränderte Bestandsdaten aus China. In der Vergangenheit mussten Analysten ihre Schätzungen zu den chinesischen Getreidebeständen immer wieder anpassen. Auch zwischen den wichtigsten globalen Analystenhäusern (USDA, IGC, FAO) herrscht über die wirkliche Größe und die Veränderung der chinesischen Vorräte nicht immer Einigkeit.
Die weltweiten Weizenbestände sind im aktuellen Wirtschaftsjahr 2018/19 erstmals seit sieben Jahren geschrumpft. Grund hierfür waren die dürrebedingt kleineren Weizenernten in Europa und Australien. Auch die russischen Landwirte holten 2018 nicht die riesige Weizenmenge wie im Jahr davor von den Feldern. Die weltweite Maisernte fiel im Wirtschafsjahr 2018/19 ebenfalls kleiner aus. Grund war hier vor allem die kleinere Maisernte in den USA. Die US-Farmer hatten den Anbau von Mais zu Gunsten von Soja kräftig eingeschränkt - aus wirtschaftlichen Gründen.
Zwei Drittel der Maisbestände lagern in China
Die weltweiten Maisbestände schrumpfen im aktuellen Wirtschaftsjahr 2018/19 weitaus kräftiger als die Produktion, obwohl auch der Verbrauch deutlich eingeschränkt wurde.Ursache für den massiven globalen Bestandsabbau ist jedoch nicht hauptsächlich die kleinere US-Ernte, sondern der Abbau der riesigen Maisbestände in China.
Im Reich der Mitte lagern derzeit zwei Drittel der weltweiten Maisbestände und knapp die Hälfte der globalen Weizenvorräte. Entstanden sind diese riesigen Vorräte aus strategischen und „versorgungspolitischen“ Gründen nach der globalen Finanzkrise in den 90er Jahren. Mittlerweile verschlingt die Lagerhaltungvon Mais und Weizen jedoch riesige Summen. Außerdem verzerren die gewaltigen Bestände die globalen Bilanzen und erschweren Analysten und offenbar auch einigen Journalisten die Einschätzung der Versorgungslage.
China verfüttert seine Maisbestände
China verfügt nicht nur über die größten Lagerbestände an Getreide, sondern die Chinesen sind auch der mit Abstand größte Importeur von Sojabohnen. Sowohl die Sojabohnen als auch den Mais benötigt man, um die riesigen Schweinebestände ausreichend mit Eiweißfutter und mit Energie zu versorgen. Fast zwei Drittel der globalen Sojaimporte flossen zuletzt nach China.
Bereits vor dem Handelskrieg mit den USA hatten die Chinesen damit begonnen, ihren streng regulierten Binnenmarkt für Getreide zu reformieren. Ein Teil der gewaltigen Maisbestände sollte dabei abgebaut werden. Über Auktionen und möglichst günstige Preise wird dieser Mais nun an chinesische Futterhersteller verkauft. Das hat die chinesischen Maisbestände nach Einschätzung des Internationalen Getreiderates (IGC) von etwa 221 Mio. t im Wirtschaftsjahr 2017/18 auf nur noch 196 Mio. t im aktuellen Wirtschaftsjahr 2018/19 abschmelzen lassen.
In der kommenden Saison rechnet der IGC aus denselben Gründen mit einer weiteren Bestandsreduzierung in China auf nur noch 169 Mio. t. Das wäre ein drastischer Bestandsabbau innerhalb von nur drei Jahren um 52 Mio. t. An der globalen Versorgungslage mit Mais hätte sich durch diesen Prozess jedoch kaum etwas geändert.
Dennoch entsprechen auch die reduzierten chinesischen Bestände immer noch zwei Drittel der dortigen Maisproduktion. Weltweit wird nur etwa ein Fünftel der jährlichen Maisernte eingelagert. Rechnet man China heraus, befinden sich sogar nur 13 Prozent einer globalen Maisernte in den Lagern.
Auch beim Weizen ist Chinas Einfluss groß
Im neuen Wirtschaftsjahr 2019/20 gehen Analysten sowohl bei Weizen als auch bei Mais von deutlich größeren Ernten aus als in der zurückliegenden Saison. Gründe für die größere Weizenernte sind erheblich höheren Ernteprognosen für die Europäische Union, Australien, Russland und die Ukraine. Die Weizenbestände sollen deshalb wieder wachsen, obwohl der Verbrauch ebenfalls kräftig zunimmt.
Grund ist hier – anders als bei Mais – das weitere Anwachsen der chinesischen Weizenbestände. Die nehmen von 115 Mio. t im Jahr 2017/18 bis auf 127 Mio. t im kommenden Wirtschaftsjahr zu. Das entspricht in etwa der chinesischen Erntemenge bei Weizen und zugleich dem dortigen Jahresverbrauch. Wie beim Mais „verzerren“ die Chinesen mit ihren riesigen Beständen und den starken Bestandesveränderungen jedoch die globalen Bilanzen und erschweren eine Bewertung der globalen Versorgung.
Beim Mais geht man trotz der in der neuen Saison größer erwarteten Ernte von einem weiteren Abbau der Bestände aus. Hauptgrund ist der anhaltende Abbau der Maisbestände in China. Trotz der weiteren Bestandsreduzierung lagern jedoch auch im nächsten Jahr noch zwei Drittel der globalen Maisbestände im Reich der Mitte.
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