China werde starke und wirksame Maßnahmen ergreifen, um eine stabile Produktion und Versorgung mit Mais, Reis und Weizen sicherzustellen, hatte der chinesischen Vizepremier Hu Chunhua vor chinesischen Medien gesagt. Peking wolle unter anderem große Anstrengungen unternehmen, um die Maisproduktion zu steigern, und so die gewachsene Lücke zwischen Maisnachfrage und Maisproduktion zu schließen, sagte Hu.
Regionen und Provinzen in denen der Maisanbau zuletzt rückläufig war, müssen die erneute Ausweitung der Maisanpflanzung beschleunigen, sagte der Vizepremier. Die Regierung werde dafür sorgen, dass sich die Maisanbauflächen und die Produktion auf dem Niveau des letzten Jahres stabilisieren.
Im Jahr 2021 lag die chinesische Maisanbaufläche bei 43,3 Millionen Hektar und die Weizenfläche bei 23,6 Millionen Hektar. Die Maisernte erreichte einen Rekordwert von knapp 273 Millionen Tonnen - der Verbrauch war jedoch noch höher - nämlich bei 294 Millionen Tonnen. Weizen wurden rund 137 Millionen Tonnen erzeugt und knapp 148 Millionen Tonnen verbraucht. Bei beiden Getreidearten eine Versorgungslücke.
Gleichzeitig hortet China aus strategischen Gründen jedoch 210 Millionen Tonnen Mais - das sind 70 % der weltweiten Bestände und 142 Millionen Tonnen Weizen - das sind 50 % der globalen Lagerbestände.
China will außerdem die Verarbeitung von Mais stärker regulieren und die Verwendung von Mais als Brennstoff streng kontrollieren bzw. unterbinden. Bereits einige Woche zuvor hatte die Parteiführung deshalb angekündigt, dass man ein neues Gesetz ausarbeiten wolle, um die Getreidesicherheit des Landes auch künftig zu gewährleisten.
Produktionsausfälle bei Weizen befürchtet

Der Krieg in der Ukraine und die knappe globale Versorgung in Verbindung mit den sehr hohen Getreidepreisen verstärken die Anstrengungen im Reich der Mitte, um größere Autonomie bei der Getreideversorgung. Doch manchmal spielt die Natur nicht mit und auch Corona macht den Chinesen offenbar einen Strich durch die Rechnung.
So wurde der Zustand der chinesischen Winterweizens vom Landwirtschaftsminister Tang Renjian Mitte März als der "schlimmste in der Geschichte" bezeichnet und massive Sorgen hinsichtlich der Getreideversorgung beim größten Weizenverbraucher der Welt geäußert.
Tang Renjian hatte gesagt, dass starke Regenfälle im vergangenen Jahr die Bepflanzung auf etwa einem Drittel der normalen Weizenanbaufläche verzögert hätten. Eine Untersuchung, die vor Beginn des Winters durchgeführt worden war, hatte ergeben, dass der Anteil der Weizenpflanzen in der ersten und zweiten Klasse, um mehr als 20 Prozentpunkte gesunken war. Das war das bisher schlechteste Ergebnis.
"Die diesjährige Getreideproduktion steht deshalb vor großen Schwierigkeiten, hieß es weiter. Die Aussagen unterstreichen die Sorgen Pekings über Chinas Getreideangebot in einer Zeit, in der der Krieg zwischen Russland und der Ukraine, die zusammen etwa 29% der weltweiten Weizenexporte bestreiten, das globalen Angebot gestört hat.
Ernährungssicherheit hat höchste Priorität

Angeheizt durch die Ukraine-Krise und aufgrund der inländischen Angebotssorgen, stiegen die Weizenpreise auch in China auf einen neuen Rekordwert. Pekings will sich deshalb wieder stärker auf die Ernährungssicherheit des Landes konzentrieren. Um das Problem anzugehen, sagte die Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) in einem Bericht, dass die Regierung sicherstellen wird, dass die Getreideanbaufläche für das Jahr 2022 (mindestens) stabil bleibt und die Produktion von Sojabohnen und anderen Ölsaaten erhöht wird, sagte die NDRC.
Das Land werde außerdem versuchen, die Maisproduktion zu steigern, hieß es weiter. Chinas Maisimporte stiegen im vergangenen Jahr auf einen neuen Rekordwert, inmitten rekordhoher Inlandspreise und schrumpfender Lagerbestände. China wolle deshalb das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage von Getreide, Speiseöl, Baumwolle, Zucker und Düngemitteln durch die effektive Nutzung von staatlichen Reserven und Importen garantieren, sagte die NDRC.
China will deshalb im Jahr 2022 rund 41,6 Milliarden Yuan (6,6 Milliarden US-Dollar) an Subventionen für Agrarversicherungen bereitstellen, ein Plus von 30,8 % gegenüber dem Vorjahr, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Ministerpräsident Li Keqiang sagte, dass China in diesem Jahr die Versorgung mit wichtigen landwirtschaftlichen Produkten, einschließlich Getreide, auf jeden Fall sicherstellen werde.
Alle müssten zusammenarbeiten, um zu gewährleisten, dass der "Reissack" und der "Gemüsekorb" des Landes gut gefüllt sind und dass eine sichere Nahrungsmittelversorgung für alle Menschen gesichert ist. Peking wird deshalb auch alle Versuche stoppen, Ackerland für andere Zwecke als die Landwirtschaft und insbesondere die Getreideproduktion zu nutzen, hieß es außerdem.
Corona-Schäden und Importe von russischem Weizen
Das chinesische Landwirtschaftsministerium hat aber noch ein Problem: Nämlich die Auswirkungen der COVID-19-Bekämpfungsmaßnahmen auf die Aussaat und Produktion von Sommergetreide. Das Landwirtschaftsministerium teilte vor kurzem mit, dass lokale Stellen derzeit versuchen die Frühjahrsbestellung sicherzustellen, um eine "feste Grundlage für eine Rekordgetreideernte" zu legen.
Die Lieferung landwirtschaftlicher Betriebsmitteln und Saatgut auf die Felder wurde durch die Covid-Maßnahmen unterbrochen und die Frühjahrsbestellung wurde in einigen Gebieten erheblich gestört, sagte das Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Angelegenheiten. China bekämpft COVID-19 seit dem ersten Ausbruch im Jahr 2020 mit strengen Maßnahmen, die den Warenverkehr einschränken und die Menschen nicht zur Arbeit lassen.
Die lokalen Behörden sind angewiesen worden, die Landwirte bei der Frühjahrsbestellung zu unterstützen, und auch bei der Versorgung der Weizenfelder, um den Dünger rechtzeitig auszubringen.
Am 4. Februar hob China die Beschränkungen für den Import russischen Weizens auf, um Importe aus allen Regionen Russlands zu ermöglichen. China importierte im Jahr 2021 weniger als 50.000 Tonnen russischen Weizen, aber Russlands jährliche Gesamtexporte betragen 35 Millionen Tonnen, was ein enormes Potenzial darstellt, sollten sich andere Nationen nicht mehr für den Kauf von russischem Weizen entscheiden.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.