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DBV-Prognose zur Getreideernte 2023

Deutsche Bauern kämpfen um Getreideernte – eine Zitterpartie

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Dr. Olaf Zinke, agrarheute
am Dienstag, 22.08.2023 - 13:28 (Jetzt kommentieren)

Die deutschen Bauern dürften die schlechteste Ernte seit dem Dürrejahr 2018 einfahren. Der Deutsche Bauernverband hält eine Gesamternte unter 40 Millionen Tonnen für möglich. Mengen und Qualitäten haben unter dem wochenlangen Regen teilweise stark gelitten.

Getreideernte.

Der Deutsche Bauernverband geht in seiner vorläufigen Erntebilanz von einer unterdurchschnittlichen Getreideernte aus. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, sagt nach dem jetzigen Stand ist es fraglich, ob die 40 Mio. Tonnen-Marke beim Getreide noch erreicht werden kann. 

Dies wäre deutlich weniger als im letzten Jahr (43,6 Mio. t) und wahrscheinlich die schlechteste Ernte seit dem extremen Dürrejahr 2018, als die deutschen Bauern nur knapp 38 Millionen Tonnen Getreide ernteten. 

Sowohl die möglichen Ernte-Mengen vor allem aber auch die Qualitäten haben unter dem wochenlangen Regen teilweise stark gelitten, sagt Rukwied. Nach den bisher vorliegenden Zahlen werden die Erträge beim Weizen, der wichtigsten Kultur, deutlich unter denen des Vorjahres liegen. 

Nur bei der Wintergerste, die noch vor der Regenperiode eingebracht werden konnte, liegt die Erntemenge mit 9,5 Mio. Tonnen deutlich über der des Vorjahres (8,7 Mio. t). 

Die diesjährige Winterrapsernte liegt mit einem geschätzten Ertrag von 35,1 dt/ha hingegen deutlich unter dem Niveau des Vorjahres (39,6 dt/ha). Trotz der Ausweitung des Rapsanbaus um rund 80 Tsd. Hektar sinkt die Rapsernte damit auf 4,07 Mio. t (Vorjahr 4,28 Mio. t).

Noch immer nicht aller Weizen geerntet

Rapsernte.

Die Getreideernte ist bis zuletzt durch die ergiebigen und häufigen Regenfälle in weiten Teilen des Landes immer wieder ausgebremst worden. Noch immer steht in einigen Regionen Weizen auf dem Halm, der längst hätte geerntet werden müssen. 

Regen und Sturm haben teils deutlich sichtbare Schäden in den Beständen hinterlassen, was zu einer Minderung der Erntemengen und der Qualitäten führt. 

Der Bauernpräsident beschreibt die die diesjährige Ernte eine echte Zitterpartie: „Ein nasses Frühjahr, gefolgt von Trockenheit im Mai und Juni und eine ständig durch Niederschläge unterbrochene Ernte stellen Deutschlands Bauern in diesem Jahr vor gewaltige Herausforderungen. 

Die Bauern haben in den letzten Tagen und Wochen enorm viel geleistet, um ihre Ernte einzubringen.

Neue Strategien entwicklen

Nach derzeitigem Stand erwarten wir auf Grund der schwierigen Wetterbedingungen in diesem Jahr eine unterdurchschnittliche Getreideernte, sagt Rukwied. Durch die lange Regenperiode müssen wir deutliche Mengen- und Qualitätsverluste hinnehmen. 

Der diesjährige Witterungsverlauf zeigt aufs Neue die deutlich spürbaren Auswirkungen des Klimawandels. Wir müssen alles dafür tun, um zukünftig unsere Erträge und die Ernährung sichern zu können. 

Dafür brauchen wir verschiedene Möglichkeiten zur Anpassung an die veränderten klimatischen Bedingungen. Dazu gehören unter anderem die Züchtung resilienterer Pflanzensorten, eine breite Palette an Wirkstoffen für den Pflanzenschutz, wassersparende und konservierende Bodenbearbeitung und die gezielte Förderung einer Bewässerungsinfrastruktur.“

Paradoxe Marktsituation

Kritisch blickt Rukwied auch auf die derzeitige Markt- und Preisentwicklung: „Die russische Blockade ukrainischer Getreidelieferungen schafft eine paradoxe Situation: Zum einen ist die Versorgungslage am Weltmarkt nach wie vor angespannt – darunter leiden vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer in Afrika, im Nahen Osten und in Asien. 

eZum anderen drängt die Ware in die angrenzenden europäischen Länder und sorgt für starken regionalen Preisdruck. Wir müssen alles dafür tun, dass der Transit durch Europa funktioniert und der Seeweg wieder in Gang kommt, damit das ukrainische Getreide dort ankommt, wo es gebraucht wird.“

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