Waren Anfang März noch viele Äcker aufgrund starker Niederschläge unbefahrbar, hat sich die Situation fast flächendeckend umgekehrt: „Wir brauchen dringend Regen“, sagt Guido Seedler, der Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) in der zweiten Ernteschätzung des DRV.
Die kommenden zwei Wochen werden insbesondere für die weitere Entwicklung von Wintergerste und Raps entscheidend sein. Der Raps hat außerdem punktuell unter den Nachtfrösten der vergangenen Tage gelitten. Dazu kommen teilweise Schäden durch Insekten, sodass sich ein sehr heterogenes Bild zeigt.
Vor diesem Hintergrund hat der DRV seine Ernteprognose für Raps und Gerste im Vergleich zum Vormonat leicht zurückgenommen. Der DRV geht nun von 3,3 Millionen Tonnen Raps (März: 3,4 Mio. t) und 9,68 Millionen Tonnen Wintergerste (März 9,78 Mio. t) aus. Insgesamt erwarten die Experten des DRV wie im Vormonat mit rund 45 Millionen Tonnen eine durchschnittliche Ernte.
Winterweizenernte etwas kleiner als 2019
Mit derzeit erwarteten 22,7 Millionen Tonnen dürfte der Winterweizen wie in den Vorjahren rund die Hälfte der deutschen Getreideernte ausmachen. Obwohl der DRV davon ausgeht, dass die Hektarerträge spürbar höher (+5,3 %) ausfallen werden als im vorigen Jahr, dürfte die Erntemenge leicht unter dem Wert des Vorjahres liegen (-2,1 %). Grund dafür ist eine witterungsbedingt um mehr als sieben Prozent geschrumpfte Anbaufläche.
Die Erntemenge bei Wintergerste wird mit knapp 9,7 Millionen Tonnen etwa auf dem Vorjahresniveau prognostiziert. Die Sommergerstenernte wird bei nahezu gleichbleibender Anbaufläche aufgrund höherer Hektarerträge auf gut 1,9 Millionen Tonnen geschätzt (+6,1 %).
Starker Zuwachs beim Roggen
Die größten Zuwächse verzeichnet in diesem Jahr der Roggen. Mit gut 3,8 Millionen Tonnen könnte die Erntemenge nach der derzeitigen Prognose um knapp 18 Prozent über dem Vorjahresergebnis liegen. Eine deutlich größere Anbaufläche (+5,4 %) sowie höher angesetzte Durchschnittserträge (+11,8 %) sind die Ursachen dafür.
Ob die jetzt rechnerisch ermittelte Erntemenge beim Roggen dem Markt aber tatsächlich zur Verfügung stehen wird, ist noch offen. Aufgrund der teilweise weiterhin angespannten Versorgungssituation auf Milchviehbetrieben und bei Biogasanlagen rechnet der DRV damit, dass ein nicht beträchtlicher Anteil als Grünroggen gehäckselt wird.
Im vergangenen Jahr reduzierte sich nach Schätzungen des Verbandes die Druschfläche dadurch um rund 70.000 Hektar. Ob dieser Wert auch dieses Jahr erreicht wird, hängt von dem weiteren Witterungsverlauf ab.
Kein Vegetationsvorsprung mehr
Die Vegetationsentwicklung liegt derzeit weitgehend im langjährigen Mittel. Zeigten die Kulturen im Vormonat noch einen deutlichen Vegetationsvorsprung, so ist dieser durch die Fröste der vergangenen zwei Wochen nahezu auf Null zurückgegangenen.
Lediglich der Raps zeigt weiterhin einen leichten Vorsprung und hat fast überall mit der Blüte begonnen.
Die Aussaat von Sommergetreide ist mit Ausnahme von Körnermais mittlerweile abgeschlossen. Mit einem nennenswerten Beginn der Maisaussaat wird für die kommenden Tage gerechnet.
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