
Nasse Böden, dauernd Regen und viel zu wenig Sonne – dass sind die Zutaten, die das Ergebnis der Weizenernte bestimmen. Unter den Landwirten ist von empfindlichen Ertrags- und Qualitätseinbußen die Rede. Regional gibt es jedoch große Unterschiede.
Die nassen Witterungsbedingungen haben den Fortschritt der Weizenernte 2021 erheblich verzögert. Normalerweise ist die Ernte zu diesem Zeitpunkt längst abgeschlossen. In diesem Jahr ist es jedoch sehr schwierig abzuschätzen, wie viel Weizen tatsächlich geerntet ist, sagt auch Bernhard Chilla, Getreide-Analyst bei der Agrarvis.
Deutlich mehr Weizen als sonst könnte nur noch als Futtergetreide taugen – das dürfte wiederum zu empfindlichen Erlöseinbußen führen. Damit aber nicht genug. Oftmals stimmten auch die die erwarteten Erträge nicht. "Damit ich etwas verdiene, muss ich auf einen Hektar mindestens acht Tonnen Weizen ernten", erklärt Julius Haas, Vorsitzender der Ortsgruppe Friesenheim Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband gegenüber der Lahrer Zeitung. "Dass es insgesamt so schlecht aussieht, damit hat wirklich niemand gerechnet", sagt Haas.
Neben der Menge stimmten nämlich oft auch die Fallzahlen nicht, die neben dem Eiweißgehalt für den Qualitätsweizen wichtig sind. Feuchtigkeit und Regen hätten zudem die Pilzerkrankungen begünstigt. Teilweise zeigten sich Ähren schwarz durchfärbt von Sporen.
Der Rest Weizen wird wohl untergemulcht

Vor allem in den nördlichen Regionen stand in der vorigen Woche noch immer Weizen auf den Feldern, berichtete die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Und auch die Weizenqualität ist alles andere als gut: Landwirte berichten unter anderem über eine große Spanne beim Hektolitergewicht. Hinzu kommt: Die Weizenerträge sind enttäuschend und liegen vielerorts weit unter den Erwartungen vom Beginn des Sommers, sagt auch Chilla.
Teilweise stehen die Bestände zwar optisch gut da, doch die Erträge fehlen, berichten zahlreiche Landwirte. Noch im Juni lagen die Prognosen bei überdurchschnittlichen Weizenerträgen und einer Ernte von über 23 Mio. Tonnen. Nun ist zu hören, dass nur durchschnittliche und oft auch unterdurchschnittliche Erträge erzielen werden. Chilla rechnet deshalb nur noch mit einer Weizenproduktion von etwa 22-22,5 Mio. Tonnen.
In manchen Regionen steht das Wasser immer noch auf den Äckern, denn es regnet immer wieder. Auf etlichen Felder könne man deshalb auch gar nicht ernten, denn der Boden ist zu sehr durchweicht. Je länger der Weizen steht, desto mehr entfernt er sich von den Anforderungen für Qualitätsweizen.
Und es gibt noch ein Problem: Ist der Weizen aufgrund von Feuchtigkeit auch noch mit Pilzen belastet, sei er nicht mehr vermarktungsfähig. „Da wird später der gesamte Weizen untergemulcht“, glaubt Julius Haas. Mit jedem weiteren Tag, den das Getreide auf dem Feld bleibt, wächst zudem die Gefahr einer frühzeitigen Keimung.
Im Norden und im Osten wird immer noch geerntet

In Schleswig-Holstein unterbrechen Regenschauer immer wieder die Getreideernte. Im Süden das Landes waren Mitte voriger Woche schätzungsweise 85 bis 100 Getreides geerntet, berichte die Landwirtschaftskammer. An der Westküste wurde vereinzelt davon berichtet, dass noch 40 bis 50 % des Getreides geerntet werden muss. Auch ganz im Norden wurde vorige Woche noch von 25 bis 40 % ausstehender Ernte berichtet.
Die Kammer berichtet auch, dass sich viele Landwirte höhere Erträge versprochen haben. Die Bauer sind deshalb oft enttäuscht. Die Qualitäten im nördlichsten Bundesland schwanken zudem ebenfalls deutlich von sehr gut bis mäßig. Mit fortschreitender Zeit wird jedoch von schlechteren Fallzahlen berichtet.
Auch in Ostdeutschland ist die Ernte noch nicht überall beendet und die Ergebnisse fallen schlechter aus als erwartet – wie etwa in Sachsen-Anhalt. Dort kommen aus fast allen Regionen Berichte, dass die Ernteergebnisse teilweise deutlich unter den Vorhersagen liegen, berichtet der Bauernverband Sachsen-Anhalt. Vielerorts war bereits die Qualität bei der Wintergerste enttäuschend. Bei Weizen und Roggen sei nun außerdem der sogenannte Schmachtkornanteil hoch. Im Süden Sachsen-Anhalts muss die Ernte aufgrund von Nässe und Regen zudem immer wieder unterbrochen werden, hieß es weiter.
Auch die Brandenburger Getreideernte fällt 2021 unterdurchschnittlich aus. Im Vergleich zum Vorjahr wird ein Rückgang von fast 12 Prozent erwartet, meldet das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg. Beim Roggen, der mit 160.300 Hektar den Getreideanbau in Brandenburg bestimmt, wird mit einem Ertrag von 39 dt/ha gerechnet. Im Jahr zuvor waren es immerhin 48 dt/ha.
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