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Ernte 2018

Erste Bilanzen und neue Prognosen: Katastrophale Ernte im Norden

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am Mittwoch, 27.06.2018 - 13:24 (Jetzt kommentieren)

Notreife. Kleine Körner. Sehr niedrige Erträge. Das Szenario für die Ernte 2018 könnte im Norden kaum schlimmer sein.

Die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern sehen wegen der Dürre im dritten Jahr einer schlechten Ernte bei Getreide und Raps entgegen. Bei Wintergerste sei mit einem finanziellen Ertragsausfall von 50 Prozent zu rechnen, berichtete Agrarminister Till Backhaus (SPD) am Dienstag in Schwerin. Das hätten erste Ernteergebnisse ergeben.

Bei Winterweizen und Roggen erwarte er jeweils 25 Prozent geringere Erträge als im Durchschnitt, bei Raps 30 Prozent. "Wir haben in manchen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns seit Ostern keinen Niederschlag mehr gehabt", sagte der Minister. Im Schnitt fehlten pro Quadratmeter 120 Liter Wasser.

Bei Getreide und Raps müssten die Bauern mit Einkommensverlusten von durchschnittlich 350 Euro je Hektar rechnen. Bei Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben sind die Erträge noch nicht abzuschätzen.

Vorpommern: Erträge und Qualitäten extrem schlecht

Das Szenario für den Erntesommer 2018 könnte in Vorpommern kaum schlimmer sein, berichtete auch die Ostseezeitung.

„Es wird ein ganz bitteres Jahr. Das hat nichts mit Jammern zu tun. Aber am Ende wird es um die Existenz von Betrieben gehen“, schätzte Marco Gemballa von der Agrargesellschaft Zinzow, stellvertretender Vorsitzender des Bauernverbandes Ostvorpommern, die Lage gegenüber der Ostseezeitung ein.

Schon jetzt stehe fest: „Die Erträge und Qualitäten sind extrem schlecht“, sagt Gemballa aus den ersten Erfahrungen im Süden an der Landesgrenze, wo bereits geerntet wurde.

Gerste müsse im Normalfall um die 62 Kilo pro Hektoliter wiegen. Gebracht habe das Getreide dort gerade mal 45 Kilo pro Hektoliter. „So etwas habe ich in meinem Leben noch nicht gehört. Das geht weder für die Tierfütterung noch für den Export“, sagt der Landwirt.

Verluste von 25 bis 30 % erwartet

Ernte in Thüringen

Der Geschäftsführer des Bauernverbandes Nordvorpommern, Christian Ehlers, rechnete gegenüber der Ostseezeitung ebenfalls mit „massiven Einbußen zwischen 25 und 30 Prozent“.

Der Regen kam für die Gerste zu spät, sagt er. Vor allem Gebiete mit leichten Sandböden im Süden des Landkreises, die kein Wasser speichern, seien betroffen.„Wir haben eine sehr angespannte Situation.“

Auch Walter Lonskowski, Vorsitzender des Bauernverbandes Rügen, rechnet auf der Insel mit Verlusten von „mindestens 25 Prozent“. „ Probleme werden wird es auch beim Futter geben“, macht er deutlich. Beim ersten Schnitt seien bereits Verluste zwischen 30 und 40 Prozent eingefahren worden. Jetzt stehe der zweite Schnitt bevor mit „insgesamt massiven Ausfällen“.

Sehr schwache Ernte in Brandenburg

Auch in Brandenburg ist die Situation extrem. Die Trockenheit zwingt zu einer frühen Ernte wie noch nie. In der vorigen Woche hatte die Ernte  in der Agrargenossenschaft Gahry in der Lausitz begonnen.

Ungewöhnlich zeitig, berichtete Geschäftsführer Bernd Schäfer gegenüber der Lausitzer Rundschau. Er konnte sich nicht erinnern, dass die Mähdrescher schon einmal vor dem 20. Juni auf den Äckern unterwegs waren. „Üblich ist für die Wintergerste eine Erntebeginn zwischen Ende Juni und Anfang Juli“, sagt er.

Grund für den vorfristigen Start ist die extreme Trockenheit in diesem Jahr. Entsprechend schlecht ist das Getreide gewachsen. Betroffen seien Gerste, Roggen und Weizen gleichermaßen. Die Halme bleiben kurz, deshalb gibt es wenig Stroh. Außerdem ist der Schmachtkornanteil sehr hoch.

Schäfer rechnet in diesem Jahr mit zwei Drittel weniger Ertrag. Normalerweise sei eine Hälfte als Futter geplant und die andere Hälfte für den Verkauf bestimmt. In diesem Jahr hofft er, dass die Ernte wenigstens für den eigenen Bedarf reicht.

Die Einnahmen aus dem Getreideverkauf fehlen dem Betrieb. Hinzu kommt, dass auch der Wiesenschnitt hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Vermarktung Live: So trocken sind die Felder im Norden

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