
Allerdings könnte der Regen der letzten Wochen die Erträge noch etwas aufgebessert haben, glauben viele Analysten. Zuvor waren die Vegetationsbedingungen für die wichtigste europäische Ölsaat allerdings extrem schwierig.
Die Pflanzen waren zunächst mit sehr starken Herbstniederschlägen konfrontiert, was die Anbaufläche in einigen Ländern drastisch reduziert hat.
Hinzu kommt ein sehr hoher Insektendruck aufgrund fehlender Bekämpfungsmöglichkeiten in Verbindung mit einem sehr milden Winter und einem sehr trockenen Frühjahr.
Die Summe der widrigen Umstände hat dazu geführt, dass Analysten davon ausgehen, dass die Rapsproduktion in der EU die schwache Ernte des letzten Jahres knapp erreicht oder sogar darunter liegt.
Die EU-Kommission hatte die europäische Rapsernte (ohne das Vereinigte Königreich) Ende Juni auf 15,4 Millionen Tonnen geschätzt und damit ähnlich schlecht wie die Vorjahresente von ebenfalls 15,4 Millionen Tonnen. Das europäische Analystenhaus Strategie Grains geht davon aus, dass die Ernte sogar noch kleiner wird als die katastrophale Ernte aus dem Vorjahr.
Bestätigen sich die Prognosen, wäre die Ernte 2020 die kleinste europäischen Ernte seit dem Jahr 2006 – also seit 14 Jahren.
Frankreich und UK mit weiterem Einbruch

In Frankreich, wo die Ernte bereits in vollem Gange ist, prognostiziert das Landwirtschaftsministerium (Agreste) eine Produktion von rund 3,4 Millionen Tonnen.
Das sind nochmals 4 Prozent weniger als die schon sehr bescheidene Ernte 2019 und fast 30 Prozent weniger als im Fünfjahresdurchschnitt geerntet wurde.
"Es wird eine kleine Ernte werden, die den (sehr schwachen) Erwartungen entspricht", sagte ein Händler. "Die Erträge sind regional sehr unterschiedlich, und wenn Sie solche Unterschiede von einem Gebiet zum nächsten haben, erhalten Sie selten eine gute Ernte." Die EU-Kommission hatte die französische Ernte zuletzt auf 3,47 Millionen Tonnen geschätzt und damit ähnlich groß wie Agreste.
Die britische Ernte hat ebenfalls begonnen und es werden erhebliche Insektenschäden gemeldet, die die Produktion nach einem starken Rückgang der Aussaatfläche in einem sehr nassen Herbst, weiter drücken. "Frühe Indikationen zeigen große Unterschiede in den Erträgen von unter einer Tonne pro Hektar bis über drei Tonnen pro Hektar, je nach Region", sagte Anthony Speight, Analyst beim Agriculture and Horticulture Development Board.
Die Europäische Kommission schätzt die britische Ernte auf 1,27 Millionen Tonnen und damit ein Viertel kleiner als im Vorjahr und nur halb so groß wie die britische Rapsernte aus dem Jahr 2015.
In Deutschland und Polen größere Ernten als 2019

In Deutschland und Polen könnten die Niederschläge der letzten Wochen die Erträge noch verbessert haben und dazu beitragen, die Produktion etwas über das Vorjahresniveau anzuheben.
Nach Aussagen des Analysten Wojtek Sabaranski, könnte die polnische Rapsernte eine Größenordnung zwischen 2,75 und 2,8 Millionen Tonnen erreichen, was einem Anstieg von 3 bis 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr enstpricht - unter der Annahme von Durchschnittserträgen.
"Erste Ernteberichte zeigenin Polen aber recht gute Erträge und einen hohen Ölgehalt von über 43 %," sagt Sabaranski.
Die Europäische Kommission schätzte die polnische Ernte zuletzt auf knapp 2,5 Millionen Tonnen – nach 2,4 Millionen Tonne im vorigen Jahr.
Der in Deutschland in den letzten drei Wochen gefallene Regen dürfte sich ebenfalls positiv auf die Rapserträge auswirken.
Doch für die Ernte ist dringend eine Rückkehr zu trockenem, sonnigem Wetter erforderlich, sagte der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) in seiner aktuellen Juli-Prognose. "Wenn Regen auf reife Schoten fällt, können sie platzen und der Raps kann herausfallen, bevor er geerntet werden kann", sagte der DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler.
Der DRV geht derzeit von einer deutschen Rapsernte von 3,21 Millionen Tonnen aus – nach 2,82 Millionen Tonnen im vorigen Jahr. Grund ist vor allem die größere Anbaufläche und die geringfügig höheren Erträge von 33,7 dt/ha.
Die Kommission hat die deutsche Ernte zuletzt ebenfalls auf 3,2 Millionen Tonnen geschätzt.
Hohe Importe erwartet – Rapspreise gestiegen

Die europäischen Rapsimporte aus der Ukraine und aus Australien könnten vor dem Hintergrund der sehr kleinen Ernte neue Rekordwerte erreichen, glaubt das Analystenhaus Strategie Grains.
Wegen der weiter nach unten korrigierten Erntemenge hat Strategie Grains auch seine Prognose für EU-Rapsimporte in der neuen Saison 2020/21 auf einen Rekordwert von 6,2 Millionen Tonnen erhöht.
Die Europäische Kommission ging zuletzt von Rapsimporten von 5,5 Millionen Tonnen aus, während man für die zurückliegende Saison ein Importvolumen von 6,0 Millionen Tonnen meldet. Der wichtigste Lieferant für den europäischen Markt ist die Ukraine – mit großem Abstand vor Kanada und Australien.
Allein Deutschland hat in dieser Saison 1,1 Millionen Tonnen Raps in Drittländern gekauft.
Die Rapspreise sind vor dem Hintergrund der schrumpfenden Ernteprognosen am europäischen Terminmarkt wieder über 380 Euro je Tonne geklettert – und haben sich zuletzt eher seitwärts bewegt. Allerdings liegen die Gründe für die Preisbewegung beim Raps meist viel stärker bei den Preisvorgaben von Sojabohnen und Palmöl – und nur in begrenztem Umfang an den Ernteprognosen für die Europäische Union.
Am Hamburger Großmarkt werden für den dort angelieferten Raps derzeit 379 Euro je Tonnen geboten und am Mittellandkanal etwa 378 Euro je Tonne. An den Schwarzmeerhäfen wird der Raps aktuell für 433 USD je Tonnen (380 Euro) verladen – das sind ähnliche Preise wie in Europa.
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