Vielmehr werden sie von Farmern und Analysten massiv angezweifelt. Sie haben die Getreidepreise nämlich auf eine von den meisten Beobachtern unerwartete dramatische Talfahrt geschickt. Denn sie stellen die nach den Überschwemmungen und der sehr späten Aussaat erwarteten Marktverhältnisse auf den Kopf.
Zudem lösten die USDA-Daten nicht nur massive Preiskorrekturen an den Börsen aus, sondern vor allem auch Einkommensverluste bei den Farmern und Landwirten weltweit. Diese Woche kochen die Emotionen bei den US-Farmern erneut hoch. Denn die Ergebnisse der Farmers-Crop-Tour durch den Mittleren Westen zeigen Ergebnisse, die überwiegend unter den Schätzungen des USDA liegen.
Auf der Farmers-Crop-Tour sind über 100 sogenannte Scouts im Mittleren Westen unterwegs. Vor allem Landwirte und Analysten. Diesmal offenbar aber auch Fachleute des USDA. Entlang der Strecke halten die Scouts alle 15 bis 20 Meilen an und schätzen die Maiserträge. Die Routen durch die Bundesstaaten und Regionen sind vorgegeben.
Ergebnisse werden den Markt beeinflussen
Matt Tranel, Analyst bei Commodity Risk, sagte zur aktuellen Situation: "Diese Woche dreht sich am Markt alles um die Farmers-Crop-Tour." Handel und Analysten beobachten sehr genau, wie die Ertragsschätzungen in den verschiedenen Bundesstaaten sind, insbesondere im östlichen Maisgürtel. Sollten die Ergebnisse die USDA-Schätzungen bestätigen, ist mit weiteren Abwärtsbewegungen zu rechnen.
Wenn die Crop-Tour-Zahlen niedriger als die des USDA ausfallen sollten, dürften es einen Anstieg der Preise geben. Am Mittwoch bezifferten die Schätzer den Maisertrag in Iowa auf 184,88 Buschel je Acres (bpa), nach 186,87 im Vorjahr und etwas höher als der Dreijahresdurchschnitt von 184,12. Die Maiserträge in Illinois wurden auf 171,17 Buschel pro Acres (bpa) geschätzt, nach 192,63 bpa im Jahr 2018 und dem Dreijahresdurchschnitt der Tour von 188,95 bpa.
Auch in Nebraska, Norddakota und Ohio lagen die Schätzungen der Farmer-Tour unter den USDA-Prognosen. Die Erntetour endet am Donnerstag in Minnesota. Die Ergebnisse und die Schätzungen zur US-amerikanischen Soja- und Maisproduktion werden voraussichtlich am Freitag veröffentlicht. Das könnte den Markt stärker bewegen als bisher gedacht.
USDA-Mitarbeiter wurde bedroht
US-amerikanische Farmer haben sich in den letzten Wochen immer wieder darüber beklagt, dass der Erntereport des USDA die Schäden durch die historischen Überschwemmungen in diesem Frühjahr nicht ausreichend berücksichtigt. Sie sind außerdem massiv von den Folgen des Handelskrieges mit China betroffen. Denn auch dadurch sinken Einkommen und Erlöse.
Lance Honig, der für die Daten des USDA-Reports verantwortliche Chef des USDA-Dienstes National Agricultural Statistics Service, gehörte zu den USDA-Mitarbeitern, die die privat geführte Pro-Farmer-Tour verlassen mussten, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Grund war nach Polizeiangaben, dass ein Mitarbeiter des USDA bedroht wurde. Hubert Hamer, Administrator des Statistikdienstes, erklärte gegenüber Reuters: "Als Vorsichtsmaßnahme haben wir sofort alle unsere Mitarbeiter aus der Tour abgezogen."
Die Veranstalter der Crop-Tour sagten in einer Erklärung, die Bedrohung sei "sehr ernst" genommen worden. "Wir haben deshalb alle möglichen Schritte unternommen, um die Sicherheit aller an der Tour Beteiligten zu gewährleisten", sagte Andy Weber gegenüber dem US-Agrarportal agriculture.com
Frust über die USDA-Daten ist groß
Teilnehmer der Tour berichten, dass Landwirte, die während der östlichen und westlichen Etappe der Erntetour dabei waren, sich sehr frustriert über das USDA äußerten. Grund ist, dass die Maispreise den größten Rückgang seit drei Jahren verzeichneten, nachdem das Ministerium am 12. August eine über den Erwartungen liegende Anbaufläche und Ernte einschätzte, trotz der massiven Überschwemmungen, die die Aussaat und das Wachstum der Pflanzen extrem verlangsamten.
Die Berichte des USDA sind seit langer Zeit die wohl wichtigste Referenz für die globalen Rohstoff- und Getreidemärkte. Lance Honig räumte auf der Tour ein, dass die Saison für die Landwirte "schrecklich" gewesen sei, betonte jedoch, dass der Statistikdienst keine Voreingenommenheit oder politische Neigung in seinen Daten und Untersuchungen habe.
Honig erwähnte die Drohungen nicht. James McCune, ein Farmer aus Illinois, der nicht auf der Tour war, sagte gegenüber agriculture.com, er verstehe den Ärger. "Jeder Farmer, der mit dem USDA-Mann spricht, der den Erntebericht erstellt hat, würde ihm wahrscheinlich etwas Abfälliges sagen", glaubt McCune. "Ich kenne niemanden, der mit dem Zeug einverstanden ist."
Das Wetter wird den Ausschlag geben
In den nächsten Wochen werden die Maispreise vor allem durch das Wetter im Mittleren Westen beeinflusst, da sich die diesjährigen Anpflanzungen verzögerten. "Der Markt sieht aus unserer Sicht immer noch wackelig aus", sagte Tobin Gorey, Direktor für Agrarstrategie.
"Die Wettervorhersagen gehen derzeit davon aus, dass ein Großteil des Mittleren Westens erntefreundliches Wetter" erleben wird. Dieser Ausblick könnte die Preise über die Tiefststände hinaus drücken, die im vergangenen Mai erreicht wurden, befürchten Analysten. Allerdings erwarten einige Prognosen Temperaturen, die die Entwicklung von Mais und Sojabohnen verlangsamen könnten.
"Es wird alles davon abhängen, wie das Wetter dann im September aussieht", sagte Brian Grete, der Direktor der östlichen Hälfte der Farmers-Crop-Tour.
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