Die Regierung hat den Schaden bereits anerkannt, den viele Landwirte durch das eisige Wetter erlitten haben. Landwirte in ganz Frankreich können nun staatliche Unterstützung erhalten, für die Schäden, die der Kälteeinbruch an allen Kulturen angerichtet hat.
Und das extrem kalte Wetter ist offenbar noch nicht vorbei. Landwirtschaftsminister Julien Denormandie bestätigte bereits am vorigen Donnerstag einen Zustand der „Calamité Agricole“ - oder auf deutsch gesagt: Einen landwirtschaftlichen Katastrophenfall. Nur so kann der Schaden anerkannt werden, den viele Landwirte durch das eisige Wetter erlitten haben. Denormandie sagte gegenüber den französischen Medien: „Wir bestätigen hiermit die Umsetzung des sogenannten Calamité-Agricole-Programms.
Die Anerkennung und offizielle Definition der Situation durch die Regierung bedeutet, dass sie sich verpflichtet hat, den betroffenen Landwirten und Produzenten finanzielle Hilfe als Entschädigung zu gewähren und sicherzustellen, dass auch Versicherer und Banken zusammenarbeiten. Die Betroffenen haben nun auch Zugang zu einer Entschädigung aus dem nationalen Landwirtschaftsrisikofonds, dem Fonds National De Gestion des Risques en Agriculture (FNGRA).
Grundsätzlich muss eine Calamité Agricole von den Behörden anerkannt werden, bevor Gelder von Versicherern und anderen Quellen freigegeben werden können.
Obstbauern verlieren bis zu 90 Prozent der Ernte

Landwirtschaftsminister Julien Denormandie sagte, dass der Kälteeinbruch bei Temperaturen deutlich unter Null für den Sektor mit „erheblichen Verlusten“ verbunden sei. „Wir sind vollständig mobilisiert, damit die entsprechenden Maßnahmen so schnell wie möglich umgesetzt werden können“, sagte der Minister gegenüber den Medien. Denormandie beschrieb die Situation als „ziemlich außergewöhnlich“.
Betroffen seine neben den Wein- und Obstbauern, auch andere Kulturen wie Rüben und Raps in bestimmten Regionen, die vor allem im Norden und im Südosten des Landes liegen. Die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt in den Regionen Drome und Ardèche in Zentral-Südfrankreich haben dazu geführt, dass die dortigen Obstbauern bis zu 90 Prozent ihrer Aprikosen- und Pfirsichernte verloren haben, sagte er weiter.
Auch der nationale Winzerverband warnte, die Situation sei „eine der schwerwiegendsten der letzten Jahrzehnte“ und werde die Produktion in diesem Jahr deutlich reduzieren. Um den Frost abzuwehren, zündeten französische Winzer tausende kleiner Feuer unter den Reben an.
Raps und vor allem Zuckerrüben geschädigt

Auch der Raps könnte erhebliche Verluste erlitten haben, wenn der Ölsaaten in die wichtige Blühphase eintritt, sagte das Beratungsunternehmen Strategie Grains. Dagegen wird das Wintergetreide beim größten Getreideproduzenten der Europäischen Union überwiegend als weniger anfällig und betroffen eingestuft wurde, sagen französische Analysten.
Mehrere Kälteeinbrüche in der vergangenen Woche haben jedoch zwischen 30.000 und 50.000 Hektar der französischen Zuckerrübenfläche geschädigt, teilte die Erzeugergemeinschaft CGB am Montag vor der Presse mit und nannte dies die schlimmsten frostbedingten Verluste für den Sektor, die bisher überhaupt verzeichnet wurden.
Die neue Schätzung von CGB ist noch höher als die 10.000 bis 40.000 Hektar die man vorige als betroffen angegeben hat und die wohl neu bepflanzt werden muss. Dies würde bis zu 10% der diesjährigen Zuckerrübenfläche ausmachen, die der CGB auf rund 400.000 Hektar geschätzt hat, bereits rund 6% weniger als im Jahr 2020.
Die französischen Zuckerrübenanbauer hatten bereits erwartet, dass Anbaufläche in diesem Jahr zurückgehen würden, nachdem Schädlingsbefall die Krankheiten die Rübenerträge im letzten Jahr gedrückt hatten und die Landwirte die Produktion aufgrund der schlechten Rüben- und Zuckerpreise ohnehin einschränken wollten. Allerdings wurden Neonicotinoide, die zuvor zum Schutz von Bienen verboten waren, ab diesem Jahr zur Eindämmung von Pflanzenkrankheiten erneut zugelassen hat.
Das kalte Wetter ist noch nicht vorbei
In den kommenden Tagen werden weiterhin niedrige Temperaturen erwartet. Erneut zeichnet sich in Europa ein ziemlich dramatisches Muster mit kaltem Wetter ab, da erneut ungewöhnlich kalte Luftmassen von der Arktis nach Süden abrutschen, berichten französische Wetterdienste. Anders als in der vorigen Woche wirkt sich das kältere Wetter jetzt auch auf Großbritannien, Irland und das übrige Westeuropa aus und breitet sich ab Dienstag in Richtung Mitteleuropa und Mittelmeer aus.
Das Temperaturbild in ganz Europa zeigt, dass die Kaltfront sich vom Ostseeraum bis zu den Alpen und nach Iberien erstreckt, mit einer noch viel kälteren Luftmasse dahinter, heißt es weiter. Obwohl diese Kälteeinbrüche im April in den letzten Jahren häufig beobachtet werden, leidet die Vegetation darunter erheblich, denn der Frost ist sehr zerstörerisch.
Das gilt vor allem wenn die Pflanzen bereits in vollem Wachstum sind. In vielen Teilen Europas blühen derzeit die Obstbäume, sodass zusätzliche Kaltluftmassen diesen erheblichen Schaden zufügen.
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